Das Holland-Festival in Amsterdam zeigt im Rahmen einer dreitägigen Megashow Karlheinz Stockhausens legendären Musikzyklus „Licht“, oder in dem fünfzehnstündigen Auszug „aus Licht“ zumindest die Hälfte des sieben Tage umfassenden Werks. Selbst für das Helikopter-Quartett haben sich die Streicherinnen des Pelargos-Quartetts in die Höhe schwingen lassen. SZ-Kritiker Reinhard Brembeck ringt nach Luft bei dem Spektakel, das Superlative und Firlefanz vereint: „Der tief religiöse Stockhausen, der täglich betete, war in seiner Begeisterungsfähigkeit so maßlos und naiv wie ein Kind. Jedes Phänomen, Helikopter wie Klangschalen, Esoterik, Zimbeln, Abzählreime, einfach alles brachte er in seinem ‚Licht‘-Kosmos unter, Irdisches befremdete ihn genauso wenig wie Metaphysisches. Dieser Synkretismus wird ihm gern vorgeworfen. Dabei inspirierte ihn der zu seinen beständigen Grenzüberschreitungen. Stockhausen ist kein destruktiver Zerstörer, sondern ein konstruktiver Weiterdenker des Vorhandenen. Nie schreibt er Oper wie gewohnt, oder wie es viele seiner Kollegen bis heute tun. Immer geht der stets Neugierige nicht nur ein, zwei oder drei Schritte übers Bekannte hinaus, sondern immer gleich meilenweit. Und dort, im Unbekannten, findet und erschafft er dann häufig das auf Anhieb überzeugend Neue.“

Juli 2019 | €uropa | Kommentieren