Hätte: Es begab sich nun aber zu der Zeit, dass ein Gebot von den Herrschenden ausging, dass in aller Welt würde gearbeitet werden müssen. Wie war es dazu gekommen, wie begegnen wir dem?

Seinerzeit schon – was Wunder – wurde Epikur verleumdet, wir kennen heute noch das geflügelte Wort: „Schweine des Epikur“. Wir heutigen Epigone kennen das. Und ertragen dies mit Gleichmut. Wir nämlich wissen um uns. Und die, an denen uns liegt, die wissen auch! Tumblinge können uns mal. Gern haben – notfalls …

 

Epikur  (341 – 271 v. Chr.)  hat dazu, und wir schließen uns ihm ausdrücklich an, geschrieben, : „Wir sind ein einziges Mal geboren; zweimal geboren zu werden ist nicht möglich; eine ganze Ewigkeit hindurch werden wir nicht mehr sein dürfen. Und da schiebst du das, was Freude macht auf, obwohl du nicht einmal Herr bist über das Morgen? Über dem Aufschieben schwindet das Leben dahin, und so mancher von uns stirbt, ohne sich jemals Muße gegönnt zu haben“. Wir Veritaner wollen so jedenfalls nicht sterben und fordern eben drum:

„Muße heute, jetzt und immerdar“ und in Ewigkeit …

… das wussten nicht nur die alten Griechen; Epikureer und Stoiker allüberall in der Welt wissen das auch heute noch. Die Damaligen pflegten die Muße in der Weise, als sie sich auf philosophische Gespräche einließen, und erörterten auf diese angenehme Art mathematische, geometrische, politische und astronomische Probleme. Das alles nannten sie “skolé” und spazierten dabei entweder im Schatten von Pinien und Zypressen, oder aber sie gastmahlten:

 

 

 

Das Gemälde von Jean-Baptiste Regnault aus dem Jahre 1791 mit dem Titel „Socrate arrachant Alcibiade du sein de la Volupté“ zeigt uns „Sokrates welcher den Alkibiades aus dessen Vergnügungen zu entreißen versucht“.

“Skolé” nämlich bedeutet nicht Schule, sondern Muße. Für Schule gab es ein anderes Wort, nämlich “didaskaleion”, was soviel wie Lehranstalt heißt. Erst die Römer machten aus “skolé” ihre “schola” und wer über all dies auch nur ein ganz klein wenig mehr als gar nicht nachdenkt, wird leicht erkennen, dass unsere Schule, wie wir sie heute kennen, im eigentlichen, im griechischen Sinn ein komplettes Missverständnis ist – wie nota bene Sokrates` Verhältnis zu Alkibiades damals und heute immer noch auch!) …
Mithin wird an unserer veritanischen Akademie zu Heidelberg gelehrt, es gehöre zur Mittelmäßigkeit, sein Selbstwertgefühl vorwiegend aus der Arbeit zu stabilisieren und die Freizeit totzuschlagen, statt sie der Muße zu widmen um sie so zu genießen. Wir Veritologen leben nach der Erkenntnis, dass der Fleiß Mittelmäßiger allemal mehr Schaden anrichtet, als die Faulheit der Begabten. Deshalb werden wir auch nicht müde werden (man verlasse sich darauf), das Mittelmaß und die mit ihm verbundene Selbstgerechtigkeit bloßzustellen.

Arroganz sei´s nicht, das Panier

Und, damals vorzeiten bei den alten Griechen war “didaskaleion” sogar noch restriktiver, als sogar heute nur noch selten: „Frontalunterricht“ war da noch angesagt!

Nun ist es aber eine Form – auch – der Arroganz, Mittelmaß und Mittelmäßigkeit entlarven zu wollen, wenn zumal die Einsicht fehlt, dass man ja selbst auch dazu gehört. Die Herausforderung an uns Veritologen besteht nun darin, diesen Zustand zu reflektieren und damit zu transzendieren. Wir wissen, dass ein Mensch, der keine Dummheit macht, auch nichts Gescheites zuwege bringt. Doch wird er*in – sie natürlich auch – wir Veritologen sind – für diesmal – politisch korrekt, sich auch nicht mit der Feststellung begnügen, dass gesellschaftlich kaum etwas so erfolgreich sei wie die Dummheit, wobei das Recht auf Dummheit schließlich sogar von der Verfassung geschützt ist,  gehört es doch zur Garantie für die freie Entfaltung der Persönlichkeit. Es darf nun aber andererseits der Klügere unter den Mittelmäßigen, also der Veritologe, nicht, wie das geflügelte Sprichwort es nahelegt, Volkesmundes wegen nachgeben; würde doch so die Weltherrschaft der Dummen gefestigt.

Wir, wer wüßte das besser als Jürgen Gottschling, schaffen uns keine Freunde unter jenen, images-1die wir (auch künftig!) mit veritologischem Florett attackieren. Dabei halten wir es mit Jean Paul Sartre, der wusste, dass, “wer die Dummköpfe gegen sich hat, Vertrauen verdient”. Im Vertrauen auf Sartre und auf uns sagen wir eine Katharsis voraus:

Nämlich die emotionale und psychische Reinigung anderswo wie auch und gerade jetzt und hier! Wann und wo denn sonst?

Hier nun unsere Buchempfehlung als aktuelle Anmerkung:

Edward Picton-Turbervill, unser Freund aus Cambridge, hat – der Loge Veritas beigetreten – all das begriffen and, without “didaskaleion” (wenngleich zu guter Letzt dann doch mit – wahrscheinlich – einiger weniger Hilfe von seinen Freunden im St. John´s College, Cambridge)
ein wunderschönes, mit Holzschnitten von Angela Lemaire Buch versehenes,
bei „The Old Stile Press“ erschienenes Buch „Talking Through Trees“ vorgelegt.
Das Buch zu lesen und anzuschauen hat uns große Freude gemacht – wir werden es
(unser Volontär Clemens hat´s erworben) demnächst ausführlich besprechen. Versprochen!

Juni 2019 | Heidelberg, Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren