Am 9. April 2019 um 19 Uhr stellt Wilhelm Solms sein 2018 erschienenes Buch „‘Zwei Zigeuner, schwarz und gräulich‘ – Zigeunerbilder deutscher Dichter“ im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma vor. Solms untersucht darin die Verzerrungen, Denunziationen und Romantisierungen, die die Literaturgeschichte durchziehen und das stereotype Bild von Sinti und Roma bis heute prägen.
|
(c) Shutterstock |
Ob deutsche Dichter und Dichterinnen ihre „Zigeuner“-Figuren als Vagabunden, Bettler, Diebe und Kindesentführerinnen kriminalisieren oder als Zauberer, Hexen und Teufelsbrüder dämonisieren oder als bezaubernde Tänzerinnen und virtuose Geiger oder Gitarristen preisen, in einem Punkt sind sie sich einig: „Sie sind doch anders als wir.“ In seinem 2018 in Klostermann Verlag erschienenen Buch „‘Zwei Zigeuner, schwarz und gräulich‘ – Zigeunerbilder deutscher Dichter“ arbeitet der Germanist Wilhelm Solms solche Verzerrungen und Romantisierungen heraus, die die deutsche Literaturgeschichte von der Frühen Neuzeit bis heute durchziehen. Anhand 36 Eigenschaften des „Literaturzigeuners“ zeigt er, wie die Literatur mit solchen Stereotypen die gesellschaftliche Haltung gegenüber Angehörigen der Sinti und Roma geprägt hat und immer noch prägt. Am Dienstag, den 9. April 2019 um 19 Uhr stellt Wilhelm Solms das Buch mit einem Vortrag im Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma vor. Nach dem Vortrag gibt es Gelegenheit für Fragen und Diskussion mit dem Autor. Wilhelm Solms lehrte bis 2001 als Professor für Kommunikationswissenschaften und Mediendidaktik an der Universität Marburg. Er ist Kuratoriumsmitglied des Dokumentationszentrums Deutscher Sinti und Roma und war viele Jahre Vorsitzender der Gesellschaft für Antiziganismusforschung. Mit seinen Publikationen hat er wiederholt Position bezogen gegen die von Vertretern und Vertreterinnen von Sinti und Roma entschieden abgelehnten Versuche, ein „Wesen“ des „Zigeunertums“ wissenschaftlich zu definieren. Die Veranstaltung ist Teil der Schwerpunktreihe „Freiheit verantworten. Herausforderungen und Perspektiven für Gesellschaft, Medien und Demokratie im 21. Jahrhundert“, die sich mit Formen von Medien und Öffentlichkeit auseinandersetzen will, in denen Menschen und Menschengruppen pauschalisierend, verzerrt oder abwertend dargestellt werden. Die Reihe wird vom Dokumentationszentrum in Kooperation mit dem Amt für Chancengleichheit der Stadt Heidelberg und dem Antidiskriminierungsbüro HD.net-Respekt! organisiert. |
Juni 2019 | €uropa | Kommentieren