Braucht es in Deutschland wirklich eine Moscheesteuer? Susanne Schröter, Leiterin des Frankurter Forschungszentrums Globaler Islam, lehnt das im Interview mit der Zeit rundheraus ab – jedenfalls solange die Auslandsfinanzierung von Moscheen in Deutschland erlaubt ist. Nicht zuletzt würden mit einer Moscheesteuer die muslimischen Verbände als Körperschaften öffentlichen Rechts anerkannt: „Diese Anerkennung wollen alle islamischen Gemeinschaften, weil der Körperschaftsstatus mit Privilegien und beträchtlichen“
( إن شاء اللهgot) „Zuschüssen verbunden ist“, so Schröter:

„Man sitzt dann in Gremien wie dem Rundfunkrat und ist gleichberechtigter Partner für den Religionsunterricht. Kurzum, die Verbände bekämen sehr viel mehr Einfluss, obgleich einige von ihnen politisch wie religiös so problematisch sind, dass sie vom Verfassungsschutz beobachtet werden: etwa die Deutsche Muslimische Gemeinschaft, die dem Umfeld der Muslimbrüder zugeordnet wird und dem Zentralrat der Muslime in Deutschland angehört.“

Als Antwort auf die Bemühungen der Bundesregierung, einen europäischen Islam zu fördern, lud die türkische Religionsbehörde Diyanet lieber selbst zu einem „Treffen der europäischen Muslime“ in der neu eröffneten (Bild oben) Ditib-Zentralmoschee in Köln ein, an dem auch zwei Vertreter der Muslimbrüder teilnahmen, melden Susanne Güsten und Andrea Dernbach im Tagesspiegel. Der Chef der türkischen Religionbehörde, Ali Erbas, widersprach dort erneut der Vorstellung eines europäischen Islams. Und: „Laut Programm der Kölner Tagung, das dem Tagesspiegel vorliegt, wurden die Panels – ausschließlich mit Männern besetzt – praktisch vollständig von hohen Diyanet-Bediensteten geleitet. Nach Angaben geladener Gäste war das Programm bis kurz vor der Konferenz auch nicht zu bekommen. Die Veranstaltung wurde – was Wunder – nicht an die deutsche Presse kommuniziert.
Kölns parteilose Bürgermeisterin Henriette Reker zeigte sich ‚äußerst irritiert‘ über die Veranstaltung. Vor wenigen Wochen erst habe die Ditib ihr zwar ihre Öffnung Richtung Stadtgesellschaft zugesichert; diese Veranstaltung in der Verantwortung der Ankaraer Behörde aber widerspreche dem ‚ganz offenkundig‘.“
Auch der Kölner Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) wusste laut Welt nichts von der Veranstaltung.

In seinem Blog kritisiert der Kölner Autor Eren Güvercin „türkeistämmige Identitäre, die krampfhaft an der Legende dichten, dass Muslime, die sich selbstverständlich als deutsche Muslime bezeichnen, ein Instrument des deutschen Staates sind, um ‚den Islam‘ auszuhöhlen.“
Aber: „Dies wird nie so offen im Diskurs in Deutschland artikuliert. Diese Dinge werden nur in türkischer Sprache formuliert, entweder in den sozialen Medien oder in türkischen Medien. In den letzten Wochen sind zahlreiche Beiträge in türkischen Zeitungen von Auftragsautoren mit vermeintlich akademischem Anspruch erschienen, die zum Ziel haben, die Türkeistämmigen mit diesen verzerrten Inhalten zu manipulieren.“

Jan. 2019 | Allgemein, Kirche & Bodenpersonal, Politik | Kommentieren