Dem Internetriesen Facebook droht wegen seines Umgangs mit Nutzerdaten neuer rechtlicher Ärger: Nun klagt ein Generalstaatsanwalt den Konzern an. Der Datenskandal um die Analysefirma Cambridge Analytica belastet den Internetkonzern Facebook weiter: Der Generalstaatsanwalt des US-Regierungsbezirkes Washington D.C., Karl A. Racine, hat Klage gegen das Unternehmen eingereicht. Racine beschuldigt Facebook des Datenmissbrauchs durch die Firma Cambridge Analytica.
Im März hatte der Cambridge-Analytica-Skandal Facebook in eine schwere Krise gestürzt. Damals wurde bekannt, dass Cambridge Analytica Daten von bis zu 87 Millionen Nutzern im Wahlkampf 2016 zugunsten des US-Präsidenten Donald Trump eingesetzt hatte.
Racine warf Facebook vor, seine Nutzer getäuscht zu haben: Facebook habe bereits zwei Jahre von dem Vorfall gewusst, bevor die Sammlung von Nutzerdaten verhindert worden sei. „Facebook hat es verfehlt, die Privatsphäre seiner User zu schützen und sie darüber getäuscht, wer Zugang zu ihren Daten hatte und wie diese genutzt wurden“, sagte Racine. Die Nutzer seien dem Risiko einer Manipulation ausgesetzt worden. Das Unternehmen äußerte sich zunächst nicht zu den Vorwürfen.
Gerade waren fragwürdige Datendeals zwischen Facebook und anderen amerikanischen Technologie-Konzernen bekannt geworden: So sollen Spotify und Netflix von Facebook unter bestimmten Voraussetzungen etwa Lese-, Schreib- und Lösch-Berechtigungen für die Privatnachrichten von Facebook-Nutzern bekommen haben.
Skandal mit – mittlerweile ohne doppelten Boden
Facebooks Horrorjahr scheint kein Ende zu nehmen, bis nicht endlich der 31.12. abgelaufen ist. Der Mutterkonzern des weltgrößten Social Networks erlebte gestern nach den Enthüllungen der New York Times den schwersten Tag an der Wall Street seit fünf Monaten, das Datenskandal-Drama kostet Facebook weitere 30 Milliarden Dollar Börsenwert – nachbörslich bemühte sich Facebook um mit einem erklärenden Statement Schadensbegrenzung.
Facebooks Katastrophenjahr bietet immer noch neue Negativüberraschungen. Wie die New York Times gestern in einer aufwendigen Recherche aufgedeckte, hat Facebook Tech- und Internet-Giganten wie Microsoft, Spotify und Netflix in Daten-Deals, die bis ins Jahr 2010 zurückreichen, den Zugang zu sensiblen Nutzerdaten wie privaten Emails verschafft.
Facebook war gleich mehrfach um Schadenbegrenzung bemüht und erklärte in einem Blogeintrag, die Schnittstellen seien dazu gedacht gewesen, Nutzern den Kontakt zu ihren Facebook-Freunden auf den anderen Plattformen zu ermöglichen.
In einem zweiten Statement in der Nacht erklärte Partnerschaftsmanager Ime Archibong, man habe die Schnittstelle im Sinne der Nutzer eingerichtet – nämlich damit sich Nutzer der Internetdienste über dem Facebook Messenger direkt Nachrichten wie Musik- oder Film-Empfehlungen via Spotify und Netflix schicken könnten; die persönlichen Nachrichten der Nutzer habe Facebook natürlich nicht weitergeleitet.
Facebooks Glaubwürdigkeit ist mehr als erschüttert
Das Problem bei Facebooks Rechtfertigung: Nach einem Jahr, in dem praktisch jede Woche eine neue Enthüllung über einen neuen Datenskandal bekannt wurde, ist die Glaubwürdigkeit des weltgrößten Social Networks inzwischen komplett zerstört.
“Kann Facebook nicht einfach ein Statement herausgeben, das besagt: ‘Wir haben alles Erdenkliche falsch gemacht und Euch (Nutzer) wiederholt verkauft’?. Dann würde es keine neuen Enthüllungen mehr geben”, so bringt CNBC-Marktkommentator James Cramer sarkastisch die Stimmung der Wall Street auf den Punkt.
Stimmungen sind eine Sache, in der Tat aber scheint die Wall Street Facebook inzwischen abgeschrieben zu haben, tun wir es ihr nach, verlassen wir nach diesen Ratten nun endlich auch den lecken Kahn …