Winfried Ihrig (Hg.), Ulrich Janetzki (Hg.)

Die Morgendämmerung der Worte

Moderner Poesie-Atlas der Roma und Sinti

Cover: Die Morgendämmerung der Worte

Die Andere Bibliothek, Berlin 2018
ISBN 9783847704034
Gebunden, 350 Seiten, 42,00 EUR

Die Morgendämmerung der Worte

Moderner Poesie-Atlas der Roma und Sinti

Gedichte aus aller Welt versammelt von Wilfried Ihrig und Ulrich Janetzki

Die Lyrik der Roma und Sinti aus aller Welt. Eine Literatur »weit verstreut publiziert und bis heute nahezu unbekannt« — Karl-Markus Gauß

Es ist der Ertrag einer jahrelangen Suche in den Antiquariaten und Bibliotheken Europas, das Ergebnis einer literaturwissenschaftlichen Forschung an den Quellen: Die Poesie der Roma und Sinti, Lovara, Kalderasch, Gitanos, Gypsies, Travellers oder Jenischen. Nie zuvor wurde die Vielfalt einer schwer zu fassenden Literatur so umfassend dargestellt. Die Anthologie nimmt nicht nur jene lyrischen Selbstzeugnisse auf, die in einer der Varianten von Romanes oder Romani verfasst worden sind, sondern auch Gedichte, die aus etwa 20 Sprachen ins Deutsche übertragen wurden, viele davon zum ersten Mal.

Fern von jeder Reisewagen-Folklore und »Zigeuner«-Romantik, aber auch ohne den Versuch, eine Leidensgeschichte zu schreiben, kommen hier die Stimmen unterschiedlichster Poeten zu Wort, die vor allem die Zugehörigkeit zu der größten europäischen Minderheit teilen. Ihre Gedichte erzählen Geschichten von Vertreibung, Ankommen und Melancholie, Sehnsucht und Heimweh, sie erzählen – häufig voller Komik – über die Unwegsamkeiten des Alltags, von den Labyrinthen der Bürokratie, von Ablehnung, Angst und Hass, es sind Verse über die Natur, über Pferde, Sterne und natürlich die Liebe.

Der Band versammelt über 250 Gedichte von rund 100 Autorinnen und Autoren, u.a. von Marianne Rosenberg, Philomena Franz, Dotschy Reinhardt, Charlie Chaplin, Henry Lawson, Samuel Mágó, Ceija Stojka, Ilija Jovanović, Mariella Mehr, Jean-Marie Kerwich, Alexandre Romanes, Károly Bari, Karol Parno Gierliński, Margita Reiznerová, Delia Grigore, Valdemar Kalinin, José Heredia Maya, David Morley, Rajko Djuric und Santino Spinelli.

»Fernab jeder Opferrolle erheben Autorinnen und Autoren ihre Stimme gegen Antiziganismus und lassen den Leser an ihrer Kultur teilhaben. Lassen Sie sich auf diese Reise ein und folgen Sie den Gedichten in eine Welt voller Freude und Trauer, voller Lieder und Sehnsucht nach einem Ankommen. Und es wird Sie vielleicht überraschen, den einen oder anderen Namen unter den Autoren und Autorinnen zu entdecken. Selbst ich war überrascht, als ich las, dass Gheorghe Zamfir, der australische Nationaldichter Henry Lawson und der große Charlie Chaplin einen Sinti oder Roma Hintergrund hatten.« – aus dem Vorwort von Dotschy Reinhardt.

Sie möchten mehr über die Gestaltung dieses Bandes erfahren? Hier erzählt die Gestalterin Jenna Gesse von ihrer Arbeit.

 

 

Mit einem Vorwort von Dotschy Reinhardt und einem nachwort von Klaus-Michael Bogdan. Die Lyrik der Roma und Sinti aus aller Welt. Übertragen aus etwa 20 Sprachen und versammelt von Wilfried Ihrig und Ulrich Janetzki. Es ist der Ertrag einer jahrelangen Suche in den Antiquariaten und Bibliotheken Europas, das Ergebnis einer literaturwissenschaftlichen Forschung an den Quellen, die Funde seltener Bücher: Die Poesie der Roma und Sinti, Lovara, Kalderasch, Gitanos, Gypsies, Travellers oder Jenischen. Nie zuvor wurde die Vielfalt einer schwer zu fassenden Literatur so umfassend dargestellt. Die Anthologie nimmt nicht nur jene lyrischen Selbstzeugnisse auf, die in einer der Varianten von Romanes oder Romani verfasst worden sind, sondern auch Gedichte, die aus etwa 20 Sprachen von drei Kontinenten ins Deutsche übertragen wurden. Fern von jeder Reisewagen-Folklore und „Zigeuner“-Romantik, aber auch ohne den Versuch, eine Leidensgeschichte zu schreiben, kommen hier die Stimmen unterschiedlichster Poeten zu Wort, die vor allem die Zugehörigkeit zu der größten europäischen Minderheit teilen. Ihre Gedichte erzählen Geschichten von Vertreibung, Ankommen und Melancholie, Sehnsucht und Heimweh, sie erzählen – häufig voller Komik – über die Unwegsamkeiten des Alltags, von den Labyrinthen der Bürokratie, von Ablehnung, Angst und Hass, es sind Verse über die Natur, über Pferde, Sterne und natürlich die Liebe.

Als sehr „kostbar“ preist Rezensentin Angelika Overath die hier vorliegende Anthologie mit Gedichten von Roma, Sinti, Jenischen und anderen in sozialen Zwischenzonen lebenden Gruppen. Unter den hier versammelten 149 Autorinnen und Autoren aus mehr als dreißig Ländern befinden sich zahlreiche Überlebende der Konzentrationslager, die in den Gedichten von ihren Erfahrungen schreiben, informiert die Kritikerin, die aber betont, dass die Themen der in jahrelanger Recherche aus Archiven, Antiquariaten und Bibliotheken zusammengetragenen Poeme vielfältig sind: Sie liest hier von Identitätssuche und dem Gefühl des Ausgestoßenseins, von Liebe und Natur, entdeckt Lieder von Charlie Chaplin oder Marianne Rosenberg und staunt über die sprachliche Vielfalt der Anthologie. Eine wunderbare Entdeckung, schwärmt die Kritikerin, die sich für die zweite Auflage allerdings ein paar in Originalsprache abgedruckte Gedichte wünscht.
Nov. 2018 | €uropa | Kommentieren