Carl Michael Bellman wurde 1740 als Enkel von Johan Arendt Bellman d. Ä. (1664–1709), Professor für lateinische Rhetorik an der Universität Uppsala, und als erstes Kind des Sekretärs der Schlosskanzlei, Johan Arendt Bellman d. J. (1707–1765) und der Catharina Hermonia, Tochter des Pfarrers Michael Hermonius, im Haus seiner Urgroßmutter, dem Großen Daurerschen Haus, Hornsgatan 29 A, im Stockholmer Stadtviertel Mariaberget auf Södermalm geboren. In Stockholm verbrachte er fast sein gesamtes Leben. Die Familie Bellman war deutschen Ursprungs; der Urgroßvater Martin Bellman war aus der Gegend um Bremen eingewandert. Auf Carl Michael folgten noch 14 jüngere Geschwister, von denen sieben im Kindesalter starben. 1743 zog die Familie in das Kleine Daurersche Haus im Björngårdsbrunngränd (heute: Bellmansgatan 24) um, wo Carl Michael in wohlhabenden Verhältnissen aufwuchs und durch Privatunterricht eine sorgfältige Ausbildung erhielt.

Carl Michael Bellman – Tag
Samstag, 15. September 2018
Restaurant Wolfsbrunnen
Wolfsbrunnensteige 15
Heidelberg – Schlierbach

Programm
16 Uhr – Wanderung vom Heidelberger Schloss zum Wolfsbrunnen

18 Uhr – Abendessen „Brotzeit“
20 Uhr „Weile an dieser Quelle“:
Texte und Lieder
Carl Michael Bellman, Wilhelm Fraenger
Carl Zuckmayer und der Wolfsbrunnen in Heidelberg
Kosten 25 Euro Tageskarte /
10 Euro Eintritt für die Abendveranstaltung
Anmeldung über info@wolfsbrunnen.org
06221-434447

Carl Michael Bellman. Zeichnung, ca. 1790

Bellman führte ein leichtsinniges Leben, erfüllte seine Dienstpflichten nur nachlässig, hielt sich viel in Kneipen und Gesellschaften auf, hatte Liebesaffären und war dem Alkohol zugetan. Sein erstaunliches Talent, leicht und schnell Verse aus dem Stegreif zu dichten (schon als Vierzehnjähriger hatte er während einer schweren Erkrankung im Fieberwahn in Versen gesprochen) machte ihn zu einem beliebten Gesellschafter und Unterhalter, dessen Ruf sich rasch verbreitete. Seine dichterische Begabung wendete er seit der Mitte der 60er Jahre an die Lieder, die ihn unsterblich gemacht haben. Er sang sie selbst mit vielfach gerühmter Vortragskunst im geselligen Kreis und begleitete sich dazu auf der Mandoline, der Cister oder dem Citrinchen, einer kleineren Abart der Cister mit glockenförmigem Korpus (zu sehen auf dem Gemälde von Per Krafft, das König Gustav III. für die königliche Gemäldesammlung anfertigen ließ). Die Lieder waren häufig Schöpfungen des Augenblicks (Bellman war bekannt dafür, dass er stundenlang improvisieren konnte), verschafften ihm bald große Popularität und wurden von Mund zu Mund und in handschriftlichen Kopien weitergegeben. Die insgesamt etwa 1800 überlieferten Dichtungen Bellmans stellen sicher nur einen Teil seines Schaffens dar. Nach vielen vergeblichen Bemühungen gelang es Bellman schließlich, zwei Sammlungen seiner Lieder zum Druck zu bringen: 1790 Fredmans epistlar (Fredmans Episteln), zu der der angesehene Dichter Johan Henrik Kellgren ein Vorwort schrieb und für die Bellman 1793 die Lundblad-Preismedaille der schwedischen Akademie erhielt, und 1791 Fredmans sånger (Fredmans Lieder).

Interpreten:
Gruppe „Molwert“ – (südhessisch Maulwurf),
dürfte eine der dienstältesten Folk-Formationen im südhessischen Raum sein.

Eine Spezialität der Gruppe sind die Lieder des schwedischen Dichters Carl Michael Bellman.
Die Musiker entführen das Publikum in das 18. Jahrhundert und zeigen gleichzeitig den Humor, die Tiefgründigkeit und die Aktualität von Carl Michael Bellman auf.

Wolfgang Mettenberger,
Regisseur,Theaterpädagoge, Sänger, Mitglied der Carl-Zuckmayer-Gesellschaft Mainz
Studium Literaturwissenschaft, Geschichte, Politik – Schauspielunterricht und Ausbildung zum Theaterpädagogen,
Theaterdozent an Pädagogischen Hochschulen,Workshop-Referent, Gymnasiallehrer, Leiter der Theatergruppe am Hölderlin-Gymnasium Heidelberg und der Lehrertheatergruppe
„Die Irren vom Hölderlin“
langjähriger Berater der Theater-und Spielberatung Baden-Württemberg e.V.

Michelangelo-Baccchus

Bellman konnte nicht mit Geld umgehen. Hatte er welches, gab er es mit vollen Händen aus, auch für seine Freunde, hatte er keines, machte er Schulden und ließ anschreiben. So kam er sein Leben lang nicht aus den finanziellen Schwierigkeiten heraus, wurde ständig von Gläubigern bedrängt und konnte alte Schulden oft nur mit neuen Krediten begleichen. König Gustav III., ein großer Förderer der schönen Künste, wurde 1772 durch die huldigende Komposition Gustafs Skål (Gustavs Wohl) auf ihn aufmerksam, lud ihn regelmäßig an den Hof, ließ ihm aus seiner Privatschatulle großzügige finanzielle Unterstützung zukommen und sorgte auf eine gereimte Bittschrift hin dafür, dass Bellman 1776 mit dem Titel eines Hofsekretärs und einem Jahresgehalt von 1000 Talern bei der Königlichen Lotterie angestellt wurde. Ein Teil dieses Gehalts diente vermutlich dazu, Vertreter zu bezahlen, die die Amtsgeschäfte für ihn erledigten, mit dem Rest führte er das Leben eines freien Mannes. Am 19. Dezember 1777 heiratete er Lovisa Frederica Grönlund (* 16. Oktober 1755), die Tochter eines Gewürzhändlers, mit der er die Söhne Gustav (* 1781), Carl (* 1787) und Adolf (* 1790) hatte; ein weiterer Sohn, Elis (* 1785), starb kurz nach seinem zweiten Geburtstag an den Pocken. Bellman wurde als Ehemann nicht häuslich, scheint jedoch ein liebevoller Gatte und Vater gewesen zu sein. Seine fortwährende finanzielle Misere machte es ihm jedoch immer schwerer, seine Familie zu unterhalten, die deshalb mehrmals in immer schlechtere Wohnungen umziehen musste und nach seinem Tod völlig mittellos zurückblieb. Die Söhne Gustav und Carl wurden Soldaten und sind in jungen Jahren verschollen, Adolf wurde Seidenhändler in Stockholm und starb kinderlos 1834. Bellmans Witwe überlebte ihn um mehr als 50 Jahre und starb erst 1847 mit 91 Jahren.

Nachdem der König, dem er seinen Ehrentitel des „schwedischen Anakreon“ verdankte, 1792 einem Attentat zum Opfer gefallen war, verlor Bellman seinen letzten finanziellen Rückhalt. Von seinen Gläubigern mit Prozessen verfolgt, kam er schließlich 1794 für zwei Monate ins Schuldgefängnis. Dadurch verschlimmerte sich seine Lungentuberkulose, an der er 1795 starb. Begraben wurde er – „darfst nun getrost die Augen schließen“ – auf dem Stockholmer Clara-Kirchhof, das Grab ist heute nicht mehr auffindbar.

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Sep. 2018 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren