Mit dem Christentum geht es in Deutschland bergab, immer weniger Menschen glauben daran, das sagen die Meinungsforscher. Der evangelische Theologe Johann Hinrich Claussen wehrt in der SZ die Untergangsszenarien ab: „Indem die Allensbacher und mit ihnen empirische Religionssoziologen dieser Linie folgen und eine orthodoxe Doktrin zum ‚Kernbestand des Christentums‘ erklären, alles andere an gelebter Religion jedoch als ‚vage Spiritualität‘ abtun, ist es ihnen kaum möglich, die Komplexität und die Ambivalenz der Säkularisierung oder die Legitimität individualisierter Religiosität wahrzunehmen. Auch die Fokussierung auf traditionelle Frömmigkeitspraktiken wie Gottesdienst oder Tischgebet führt dazu, dass eine theologisch und kirchlich definierte Christlichkeit als Norm aufgestellt wird, der schon die meisten Kirchenmitglieder nicht entsprechen. Dann aber wäre der Niedergang des Christentums nicht zuletzt der eigenen Definition geschuldet.“

Apr 2018 | Heidelberg | Kommentieren