Was tun mit trotzköpfigen Räten*Innen, die – wider alle Vernunft – so gut wie fast immer gegen etwas stimmen, was machen mit einem Kind, das partout nichts anderes als Nudeln essen will?
Und wie bringt man seiner Schwiegermutter bei, nicht bei jedem ihrer Besuche Putzlappen und Staubwedel zu schwingen?
Wie schließlich stellt man es an, nach einem langen Tag mit Kind und Schwiegermutter, nachts nicht schlaflos im Bett zu liegen?
Oder: Was tun mit einem Straßenbahndepot, das, wo es derzeit steht, sowohl Bürger verärgert, wie auch nicht wirtschaftlich zu betreiben ist?
Und was hat das alles miteinander zu tun, wie hängt das alles zusammen?
Eine Psychotechnik, mit der sich all solche und ähnliche Probleme gleichermaßen beheben lassen könnten, ist die sogenannte paradoxe Intervention. Sie geht auf eine von Viktor Frankl im Jahre 1939 beschriebene Methode zurück – die paradoxe Intention. Der damalige Leiter der neurologischen Station des Rothschild-Spitals in Wien hatte die Idee, dass sich manche Probleme wahrscheinlich einfacher und effektiver auf einem indirekten Wege lösen lassen.
Frankl forderte seine Patienten auf, problematische Verhaltensweisen nicht zu bekämpfen, sondern zunächst zu akzeptieren und sogar übertrieben zu unterstützen und zu fördern. So sollten Menschen, die zum Stottern neigen, wenn sie aufgeregt sind, versuchen, absichtlich noch viel mehr zu stottern. Andere, die unter zwanghaftem Händewaschen leiden, sollten sich vornehmen, sich gar doppelt so häufig die Hände zu waschen wie bisher.
Die paradoxe Intention ist also eine bewusste „Symptomverschreibung“, eine Behandlung, die das Gegenteil von dem verordnet, was sie eigentlich erreichen will.
Diese Technik wurde im Laufe der Zeit von vielen Psychologen aufgegriffen und irgendwann umbenannt in paradoxe Intervention.
Frankl sprach von einem „Appell an die Trotzmacht des Geistes“, um zu verdeutlichen, warum die paradoxe Intervention funktionieren kann. Eine Metapher kann es ein wenig veranschaulichen: Der menschliche Willen ist bisweilen wie ein Esel, der einfach nicht in den Stall gehen will, so sehr der Bauer auch zieht und schiebt. Die einzige Möglichkeit, ihn in den Stall zu bewegen, ist ein Ziehen in die entgegengesetzte Richtung.
Erst der Widerstand führt zum Erfolg. Menschen, die etwas an sich verändern wollen, erfahren meist sehr schnell, wie schwer das sein kann. Zum einen bringt Veränderung das eigene Alltagsleben durcheinander, zum anderen erwarten ja die Menschen voneinander verlässliche Verhaltensweisen.
Paradoxe Intervention hilft, diese Widerstände zu nutzen und ins Gegenteil zu verkehren. Wenn das Problem in stark übertriebenem Maße produziert statt bekämpft wird, kann man es auf humorvolle Weise umgehen. Dann bietet sich plötzlich die Möglichkeit, das Verhalten selbst zu steuern. „Es ist immer die Verschiebung auf eine andere Ebene, das Erlangen von Souveränität. Zu erfahren: Ich bestimme, ich gehe damit um“, erklärt Hedwig Raskob, Psychotherapeutin und Autorin des Buches „Die Logotherapie und Existenzanalyse Viktor Frankls: Systematisch und kritisch“.
So ist die paradoxe Intervention anerkanntermaßen eine der am besten und schnellsten wirkenden Techniken bei psychologischen Problemen (Foto: Philipp Rothe), insbesondere wenn sie auf Angst oder Nervosität beruhen, etwa beim Stottern und Erröten bei Abstimmungen. Oft entwickelt sich bei den Betroffenen eine sogenannte Erwartungsangst, die „Angst vor der Angst“. Diese ist meist schlimmer als das ursprüngliche Problem und bewirkt, dass der Betroffene alle Situationen vermeidet, die die gefürchtete Angst auslösen könnten. Weil man dann jedoch keine positiven Erfahrungen mehr machen kann, stabilisiert sich das zugrunde liegende Problem. Die Betroffenen kommen zwangsläufig in einen Teufelskreislauf. Ihr Verhalten wird stärker und stärker von der Angst kontrolliert.
Hedwig Raskob behandelte beispielsweise eine Patientin, die panische Angst vor großen Menschenansammlungen hatte. Sie brachte diese Frau in die gefürchtete Situation, die sie eigentlich vermeiden wollte. Mitten im belebten Berliner Hauptbahnhof wies sie die Patientin an, auf der Stelle vor Angst ohnmächtig zu werden, weil sie das doch gut könne. „Sie musste nur lachen und sagte: ‚Geht nicht'“, erzählt Raskob.
Einmal zu erfahren, dass das tatsächlich funktionieren kann, schafft Distanz und durchbricht das Gefühl, dem Problem ausgeliefert zu sein. „Durch Humor und Witz kommt man schnell auf eine angstfreie Ebene“, sagt Raskob. Die Aufgabe des Therapeuten ist dabei, die Probleme des Betroffenen ernst zu nehmen und mit viel Vertrauen auf die Intervention vorzubereiten. „Der Therapeut kann Vorschläge bringen, aber gut ist, wenn der Patient seine eigenen Ressourcen an Kreativität und Humor aktiviert“, erklärt Raskob.
Die Wirksamkeit der paradoxen Intervention ist nicht nur durch die Erfahrungen einzelner Therapeuten belegt. Forscher der Psychiatrischen Klinik der McGill University konnten bereits 1972 mit einer Studie zeigen, dass die Methode bei Zwangsstörungen innerhalb weniger Wochen dazu führt, dass – mit diesem Plakat (Foto got) hat es leider nicht geklappt): die Symptome verschwinden. Ein Forscherteam um Michael Ascher an der Temple University Medical School belegte 1978 die Wirksamkeit der Intervention bei Einschlafstörungen. Brauchten die Probanden vor Beginn der Intervention 50 Minuten, um einzuschlafen, waren es nach zwei Wochen Therapie nur noch zehn Minuten.
Trotz der humorvollen Leichtigkeit der paradoxen Intervention ist sie nicht für jeden geeignet. „Wenn jemand gar keinen Sinn für Humor hat, dann sollte man es besser lassen“, sagt Raskob. Sonst bestehe durchaus die Gefahr, dass der herbeigewünschte Ohnmachtsanfall tatsächlich kommt, erklärt die Therapeutin. Dennoch können durchaus sogar Laien die paradoxe Intervention selbst anwenden, wenn sie den Kern ihres Problems erkannt haben. „Bei kleinen Dingen kann das durchaus jeder probieren“, sagt Raskob. „Man kann sich mit dieser Methode selbst helfen, und es ist eine unmittelbare Entlastung.“
Viktor Frankl schrieb, die gute Wirksamkeit der paradoxen Intervention zeige, dass sie ein Bewältigungsmechanismus ist, der in uns bereitliege und nur auf seine Anwendung warte. Das Gute dabei ist, dass er nicht nur bei einem selbst, sondern auch bei anderen Menschen funktioniert.
Wer statt Nudeln also lieber Brokkoli auf dem Teller seiner Kinder sehen will, kann es mit einer strikten Nudeldiät versuchen nach dem Motto: „Brokkoli darfst du erst wieder essen, wenn du deine Nudeln aufgegessen hast.“ In vielen Fällen werden Eltern dann darüber stauen können, wie beliebt Brokkoli plötzlich bei den Kleinen ist. Wer schließlich noch Staubwedel und Putzlappen für die anreisende Schwiegermutter bereitstellt, muss sie vielleicht noch nicht einmal dazu überreden, in der Nacht nicht zu schlafen, um zu schlafen. Geht doch!
Und was nun tun mit dem Straßenbahndepot? Soll es doch gefälligst bleiben, wo es ist! Schaun wir mal …
23.Feb.2017, 21:34
WÄhrend der drauffolgenden nGemeinderatssitzung passierte beinahe unübliches, wir wollwn das nicht verschweigen; und bringen die Pressemitteilung der Stadt dazu im Wortlaut; und freuen uns, zu guter Letzt nicht richtig vermutet zu haben, dass und wie das mit diesem Ochsenkopf nun weiter geht, bzw. zu gehen scheint. Schaun wir mal:
Betriebshof: rnv kann Planungen für Verlagerung auf den Ochsenkopf weiter vorantreiben
Verbindliche Entscheidung bis Februar 2018
Die Verkehrsbetriebe rnv können die Planungen für die Verlagerung des Betriebshofes auf den Ochsenkopf weiter vorantreiben. Das ist das Ergebnis eines Beschlusses, den der Heidelberger Gemeinderat am Donnerstag, 16. Februar 2017, mit breiter Mehrheit getroffen hat. Demnach soll die Stadt bis Februar kommenden Jahres ein Entwicklungskonzept für Bergheim-West erarbeiten. Ziel des Konzeptes ist es, die Lebensqualität im Stadtteil deutlich zu erhöhen. Im Zuge des Konzeptes soll auch über den künftigen Standort des Betriebshofes endgültig entschieden werden. Bis dahin wird die rnv die Planungen für eine Verlagerung des Betriebshofes auf den Ochsenkopf weiter ausarbeiten.
„Ich bedanke mich beim Gemeinderat für diesen Beschluss“, sagte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Damit hat die rnv noch alle Chancen, den Betriebshof auf den Ochsenkopf zu verlagern und für diesen Neubau eine Landesförderung zu erhalten. Der Zeitplan ist ambitioniert, aber machbar.“
Bei einer Entscheidung für den Neubau am Großen Ochsenkopf sollen – so der Beschluss des Gemeinderats – im Rahmen des Entwicklungskonzepts Bergheim-West konkrete und verbindliche Ausgleichsmaßnahmen definiert werden. Konkret betrifft das die Schaffung von öffentlich nutzbaren, qualitätsvollen Grünflächen am bisherigen Standort des Betriebshofes. Ein weiteres Ziel ist die bedarfsgerechte Schaffung von preisgünstigem und gefördertem Wohnraum: Eine mögliche Zielgröße hierfür könnten 40 Prozent geförderte Mietwohnungen und 30 Prozent geförderte Eigentumswohnungen für Schwellenhaushalte sein, so der Gemeinderatsbeschluss. Auch die am Großen Ochsenkopf dann noch verbleibende öffentliche Grünfläche soll als solche definiert und qualitativ hochwertig realisiert werden.
Der Betriebshof an der Bergheimer Straße ist mehr als hundert Jahre alt und entspricht nicht mehr den Anforderungen an Arbeitssicherheit und Umweltschutz“.
Wir bleiben dran, umd – ja – zu schauen, ob da Zeit gewonnen werden wollte, oder, ob das ehrlich gemeint war. Kann ja sein … (got)
23.Feb.2017, 21:37
Während der drauffolgenden Gemeinderatssitzung passierte beinahe unübliches, wir wolln das nicht verschweigen; und bringen die Pressemitteilung der Stadt dazu im Wortlaut; und freuen uns, zu guter Letzt (möglicherweise) nicht richtig vermutet zu haben, dass und wie das mit diesem Ochsenkopf nun weiter geht, bzw. zu gehen scheint. Schaun wir mal:
„Betriebshof: rnv kann Planungen für Verlagerung auf den Ochsenkopf weiter vorantreiben
Verbindliche Entscheidung bis Februar 2018
Die Verkehrsbetriebe rnv können die Planungen für die Verlagerung des Betriebshofes auf den Ochsenkopf weiter vorantreiben. Das ist das Ergebnis eines Beschlusses, den der Heidelberger Gemeinderat am Donnerstag, 16. Februar 2017, mit breiter Mehrheit getroffen hat. Demnach soll die Stadt bis Februar kommenden Jahres ein Entwicklungskonzept für Bergheim-West erarbeiten. Ziel des Konzeptes ist es, die Lebensqualität im Stadtteil deutlich zu erhöhen. Im Zuge des Konzeptes soll auch über den künftigen Standort des Betriebshofes endgültig entschieden werden. Bis dahin wird die rnv die Planungen für eine Verlagerung des Betriebshofes auf den Ochsenkopf weiter ausarbeiten.
„Ich bedanke mich beim Gemeinderat für diesen Beschluss“, sagte Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner: „Damit hat die rnv noch alle Chancen, den Betriebshof auf den Ochsenkopf zu verlagern und für diesen Neubau eine Landesförderung zu erhalten. Der Zeitplan ist ambitioniert, aber machbar.“
Bei einer Entscheidung für den Neubau am Großen Ochsenkopf sollen – so der Beschluss des Gemeinderats – im Rahmen des Entwicklungskonzepts Bergheim-West konkrete und verbindliche Ausgleichsmaßnahmen definiert werden. Konkret betrifft das die Schaffung von öffentlich nutzbaren, qualitätsvollen Grünflächen am bisherigen Standort des Betriebshofes. Ein weiteres Ziel ist die bedarfsgerechte Schaffung von preisgünstigem und gefördertem Wohnraum: Eine mögliche Zielgröße hierfür könnten 40 Prozent geförderte Mietwohnungen und 30 Prozent geförderte Eigentumswohnungen für Schwellenhaushalte sein, so der Gemeinderatsbeschluss. Auch die am Großen Ochsenkopf dann noch verbleibende öffentliche Grünfläche soll als solche definiert und qualitativ hochwertig realisiert werden.
Der Betriebshof an der Bergheimer Straße ist mehr als hundert Jahre alt und entspricht nicht mehr den Anforderungen an Arbeitssicherheit und Umweltschutz“.
Wir bleiben dran, umd – ja – zu schauen, ob da Zeit gewonnen werden wollte, oder, ob das ehrlich gemeint war. Kann ja sein … (got)