Das Symposium (20.–22.01.2017 im Heidelberger Kunstverein) ›stumble bumble fail fall hurt‹ dessen Titel Jack Halberstam’s „Queer Art of Failure“ entnommen ist, handelt als Teil der Ausstellung ›fühle meinen körper sich von meinem körper entfernen‹ von Geschichten der Pubertät, deren institutionalisierten Rahmen und den Modulationen von Körpern. Durch künstlerische, akademische wie improvisierte Beiträge entsteht ein Gefüge, das Transformationen zwischen verschiedenen Geistes- und Körperzuständen, Aneignungen des Devianten und Gewaltstrukturen in Beziehung und Bewegung setzt.
Ausstellung und Symposium sind ein Projekt von a production e. V. – Martin Beck, Joerg Franzbecker, Christine Lemke, Hanne Loreck, Katrin Mayer, Eske Schlüters und Gitte Villesen. Der Verein ist die instituierende Form, mit der die gemeinsamen künstlerischen und kuratorischen Praxen verschiedener Akteur*innen eine Linie bilden. www.aproduction.org.
Im Rahmen des Symposiums wird ein Austausch vielfältigen Wissens angestrebt, in dem unterschiedliche Formen des Miteinandersprechens stattfinden können. Die Veranstaltung bietet Anlass für einen offenen Austausch zwischen den Beteiligten, den Gästen und Besucher*innen.
Freitag, 20.01.2017, 19 Uhr
Auftaktveranstaltung
Gespräch zwischen Dr. Thomas Röske, Leiter der Sammlung Prinzhorn, Heidelberg, und Gitte Villesen, Künstlerin, Berlin
Gitte Villesen nimmt in ihrer Arbeit ›deeply immersed in the contents of a learning stone‹ Erzählungen zu Katharina Detzel, Franz Kockartz und Oskar Voll auf, die alle drei in der Sammlung Prinzhorn vertreten sind. Im Gespräch mit Thomas Röske werden künstlerische Zugänge zur Sammlung sowie unterschiedliche Formen der Aneignung und Aktivierung der Materialien diskutiert.
Samstag, 21.01.2017, 13–21 Uhr
13:00 Uhr
Führung durch die Ausstellung mit den Beteiligten
14–18 Uhr
Emma Haugh, Künstlerin, Dublin/Berlin
›Madness, Witchery & Beastiality – Reading Troupe #07‹, Workshop in englischer Sprache
(Anmeldungen unter: mail@aproduction.org)
Ausgangspunkt der Veranstaltung ist Anne Carsons Text „The Gender of Sound“, in dem die Autorin ein Einschreiben eines Körperinneren auf ein Körperäußeres vorschlägt, ohne dass die Kontrollpunkte des Verstandes durchlaufen werden. Die Teilnehmer*innen des performativen Workshops lesen den Text, eignen sich diesen an und übersetzen ihn in ein zine-artiges Heft, das anschließend in der Ausstellung verfügbar ist.
18–19 Uhr
Offene Runde, Gespräch, Imbiss und Getränke
19:00 Uhr
Prof. Dr. Hanne Loreck, Kunstwissenschaftlerin, HFBK Hamburg
›S/kin – Modelle von Subjektivität, im Spiegel betrachtet‹, Vortrag
Spiegelbild und Identität sind miteinander verflochten. Der Vortrag skizziert diese Beziehung und verbindet sie mit optischen und topologischen Modellen für Subjektivität.
19:30 Uhr
Offene Runde, Gespräch, Imbiss und Getränke
Sonntag, 22.01.2017, 11–15 Uhr
11:00 Uhr
Sarah Züst, Künstlerin, Zürich
›Shifting Powers (Rocks)‹, Lecture Performance in englischer Sprache
Es sind Gewaltstrukturen, in denen Körper formiert, deformiert und moduliert werden. In ihrem Beitrag erkundet Sarah Züst ästhetische Möglichkeiten von geologischen Gewaltstrukturen, deren Prozesse, Rasanz und Materialität.
11:30 Uhr
Joerg Franzbecker, Kurator, Berlin
Materialsichtung
Eine Novelle von Ronald M. Schernikau, ein Video von Sadie Benning, ein Buch und ein Film von Marguerite Duras, eine Performance von Ulrike Müller zusammengestellt für eine Erzählung zu Körpern in Institutionen der Bildung und Erziehung.
12:00 Uhr
Offene Runde, Gespräch, Imbiss und Getränke
13:00 Uhr
Christine Lemke, Künstlerin & Autorin, Berlin
›Formen der Selbstaneignung oder Elfen gehen sich wiegen‹, eine Bild-Lesung
13:30 Uhr
Gespräch zwischen Martin Beck und Philipp Kleinmichel, Philosophen, Berlin
›Destroy humanity from the inside‹
Posthumanismus und Körperkrisen im Ausgang von Martin Becks Ausstellungsbeitrag ›Postanthropologische Habitate‹
http://aproduction.org/files/gimgs/Martin%20Beck:Otherkin.pdf
14:30 Uhr
Offene Runde, Gespräch, Imbiss und Getränke
Die Ausstellung und das Symposium nehmen ihren Ausgangspunkt in der Beschäftigung mit dem Pubertären und gegenwärtigen Krisen von Verkörperung. Pubertät ist ein Zustand doppelter Disharmonie: Der Körper produziert Begehren und materielle Überschüsse (bspw. neue Körperflüssigkeiten), die noch nicht durch stabile kulturelle Normen (Partnerschaft etc.) eingeordnet sind. Umgekehrt sind Psyche und Verstand noch nicht in der Lage oder willens, den Körper zu ‚vernünftigen‘ oder ‚erwachsenen‘ Handlungsweisen zu disziplinieren. Indem Identitäten von Körpern abgekoppelt werden, Körperliches virtualisiert oder Materielles freigesetzt wird, entstehen Spielfelder, die von Mainstream- und Popkulturen ebenso wie von deren kritischen Alternativmodellen besetzt werden.