Ausgelassene Stimmung, aber auch ein Hauch von Wehmut – Der Festakt vor der Sanierung der Heidelberger Städtischen Bühne

Mit Richard Wagners „Tannhäuser“-Ouvertüre fand der nahezu dreistündige Festakt anlässlich des Abschieds vom alten Heidelberger Theater seinen würdigen Abschluss. Die bestens disponierten Heidelberger Philharmoniker unter Leitung von Cornelius Meister spielten weihevoll-andächtig mit gewohnter Delikatesse, flirrend die Geigen und mächtig das Blech. (…) Während der Feier attestierte Intendant Peter Spuhler dem nach Salzburg wechselnden (Bild) Operndirektor Bernd Feuchtner: „Du hast Heidelberg glücklich gemacht“, und dieser wünschte sich dann vom Orchester das „witzigste Beispiel ironischer Musik“, den „Aufmarsch der Finsterlinge“ von Schostakowitsch. (Rhein-Neckar-Zeitung)

Wenn es so in der Zeitung stand und während des Festakts vom Publikum beklatscht wurde, muss es wohl so gewesen sein! Und was hat Heidelberg glücklich gemacht? Ein Opernprogramm, das durch Qualität überzeugte und mit Überraschungen nicht sparte – das Publikum fühlte sich auch dadurch beglückt, dass es gefordert wurde. Die letzte Produktion im alten Haus, Martinus Filmoper „Drei Wünsche“ fand von Aufführung zu Aufführung mehr Zuschauer, obwohl keiner vorher von der Oper gehört hatte (und der Neue Merker schrieb „Ein Hoch den modernen Raritäten in Heidelberg!“). Wir waren die ersten, die Henzes „Phaedra“ nachspielten. „Der Bajazzo“ war auch in der ungewohnten Kombination mit dem unbekannten Einakter „Goyescas“ von Enrique Granados erfolgreich. Und Vivaldis nie zuvor nördlich der Alpen gespielter „Tito Manlio“ war die erfolgreichste Produktion der Saison überhaupt.

Der Liederabend „Nacht der Liebe“ von Renée Morloc am 28.7. im Rahmen der Heidelberger Schlossfestspiele wird mein letzter Abend in Heidelberg sein; an diesem Tag werde ich meinen Ausstand geben und am Tag darauf nach Salzburg entschwinden – um schon am 4. August zurück zu sein für die Bauprobe der Barockoper „Spartakus“ von Giuseppe Porsile, die im Mittelpunkt des Barockfestes „Winter in Schwetzingen“ stehen wird, dessen künstlerischer Leiter ich bleibe. Dieses Werk war seit seiner Entstehungszeit nicht wieder gespielt worden, geisterte aber dank einer beliebten Arie als Geheimtipp durch die Barockfan-Gemeinde. Wir sind die ersten, die es wieder zeigen! Premiere ist am 14. Dezember im Rokokotheater des Schwetzinger Schlosses.

Ich bedanke mich sehr herzlich bei dem aufgeschlossenen Heidelberger Publikum für diese beglückenden vier Jahre! Dies ist der letzte meiner Heidelberger Theaterbriefe. Wer von den Heidelberger Theaterfreunden auch über die Salzburger Opernarbeit informiert werden möchte, schicke mir bitte eine Email – einige haben es ja schon getan … Bernd Feuchtner

Jul 2009 | Heidelberg, Allgemein, Feuilleton, Zeitgeschehen | Kommentieren