Paul Goesch, „Kopf“, 1920 o. 1921, Inv.Nr. 1090/151 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg.

Paul Goesch, „Kopf“, 1920 o. 1921, Inv.Nr. 1090/151 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg.

Fläche, Farbe, Phantasien – mit diesem Dreiklang fasst Dr. Sabine Witt vom Museum Charlottenburg-Wilmersdorf in der Berliner Villa Oppenheim Leben und Werk des Künstlers und Anstaltsinsassen Paul Goesch prägnant zusammen und eröffnet die Tagung „Paul Goesch – Ein Künstler zwischen Anstalt und Avantgarde“, welche die Sammlung Prinzhorn am 13. & 14. Januar im alten Universitätsklinikum in Heidelberg-Bergheim veranstaltet. Zwischen „Menschen, Masken und Madonnen“ changieren die Kopfwelten von Goesch, die für Dr. Annelie Lütgens von der Berlinischen Galerie ein Ausdruck seiner visionären Bildwelt sind und so seine Stellung als Künstler unterstreichen.

 

Dies sind nur zwei Vorträge der interdisziplinären Tagung um Paul Goesch (1885 – 1940). Er war angesehener expressionistischer Maler und Architekturzeichner in Berlin und gehörte nach dem Ersten Weltkrieg avantgardistischen Künstlerzirkeln wie dem „Arbeitskreis für Kunst“ und der „Gläsernen Kette“ an. Ab 1921 verbrachte er zwanzig Jahre in psychiatrischen Anstalten, bis er 1940 von nationalsozialistischen Ärzten ermordet wurde. Dieses traurige Schicksal ist wesentliche Ursache des langen Schweigens über ihn. Bereits seit der Zeit, als Hans Prinzhorn ab 1918 „Bildnereien“ psychisch kranker Männer und Frauen sammelte, besitzt die Sammlung von Goesch einige Zeichnungen, Gouachen und ein umfangreiches Buch, das überwiegend Architekturzeichnungen enthält. 2015 schenkte die Familie Paul Goeschs der Sammlung Prinzhorn 350 weitere Blätter. Das Museum besitzt damit nun eine der weltweit größten Sammlungen des Künstlers.

Paul Goesch, Ohne Titel [Kapelle], 10.5.1921, Inv.Nr. 1090/160 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg.

Paul Goesch, Ohne Titel [Kapelle], 10.5.1921, Inv.Nr. 1090/160 © Sammlung Prinzhorn, Universitätsklinikum Heidelberg.

Am Ende der Ausstellung „Paul Goesch – Zwischen Avantgarde und Anstalt“ (noch bis zum 15. Januar 2017) will die Sammlung Prinzhorn mit der Tagung Goeschs Leben und seine Kunst als ein besonders eindrückliches Beispiel für die Berührung und Beziehung von Kunst und psychischer Krankheit in der Moderne umfassend beleuchten und so die wissenschaftliche Erforschung weiter vorantreiben. Denn dieses Themenfeld ruft seit der Jahrtausendwende in Deutschland, aber auch in Frankreich und Italien, wachsendes Forschungsinteresse in der Medien- und Kunstgeschichte hervor – gerade auch außerhalb von Einrichtungen wie der Sammlung Prinzhorn.

Die Vortragenden aus ganz Deutschland sowie Frankreich werden dabei sowohl die Verbindungen Goeschs zu Avantgarde und Kulturgeschehen seiner Zeit untersuchen, als auch seine Verortung in psychiatrischen Institutionen und Diskursen. So wird zum Beispiel Dr. Barbara Safarova, Direktorin der L’association abcd in Paris, Bezüge zur französischen Kunst in Paul Goeschs Werk herausarbeiten. PD Dr. Maike Rotzoll vom medizinhistorischen Institut der Universität Heidelberg, wird ihrerseits mit „Endstation Brandenburg. Paul Goesch und der nationalsozialistische Krankenmord“ das gewaltsame Ende des Künstlers als Opfer des „Euthanasie“-Programms der Nationalsozialisten thematisieren.

Die Tagung findet im Karl-Jaspers-Zentrum und in der Sammlung Prinzhorn auf dem Gelände des alten Universitätsklinikums in Heidelberg-Bergheim statt. Die Tagungspauschale beträgt 20 Euro, bzw. 10 Euro ermäßigt. Tagungsprogramm, Anmeldeformular und die Abstracts zu den Vorträgen sind über die Seite www.sammlung-prinzhorn.de abrufbar.

Die Daten im Überblick
Tagung am 13.& 14.1. 2017
Paul Goesch – Ein Künstler zwischen Anstalt und Avantgarde
Kosten: 20 Euro / 10 Euro ermäßigt
Weitere Informationen unter www.sammlung-prinzhorn.de
Journalisten und Blogger können kostenlos an der Tagung teilnehmen. Bitte melden Sie sich vorab unter reiner.schmidt@med.uni-heidelberg.de an.

 

 

Jan 2017 | Heidelberg, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau | Kommentieren