Es war ein spannender Abend – Die Besucher betraten den Konzertsaal ohne vorher zu wissen, wie viel Musik sie tatsächlich hören werden. Denn auch beim diesjährigen NCT Benefizkonzert erhielten sie statt Eintrittskarten Takte. 1.382 Takte haben die musikalischen Stücke West Side Story von Leonard Bernstein und Rhapsodie in Blue von George Gershwin. Vor dem letzten Programmpunkt verkündete Moderator Norbert Lehmann, dass 36 Takte noch nicht verkauft wurden.
Das ermutigte die Anwesenden die restlichen Takte spontan zu erwerben, so dass die Musiker des Collegium Musicum das Konzert bis zu Ende spielen konnten. Der Spendenerlös betrug am Ende sagenhafte 30.000 Euro, die ohne Abzug der Krebsforschung am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) in Heidelberg zugutekommen.
Das NCT Heidelberg ist eine gemeinsame Einrichtung des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ), des Universitätsklinikums Heidelberg und der Deutschen Krebshilfe.
Die Spannung nach der Pause war spürbar. Würden die Besucher die Musikstücke vollständig zu hören bekommen? Oder bricht die Musik wie beim letztjährigen Konzert plötzlich ab? Das Orchester und der Chor des Collegium Musicum unter Leitung von Michael Sekulla hatten bereits drei Stücke von George Gershwin und mit den „Symphonic Dances from West Side Story“ Takt 1 bis 851 aufgeführt. Nun folgte der zweite Teil der West Side Story als Konzert Suite mit dem Universitätschor und Klavierbegleitung.
Vor dem letzten Musikstück betrat erneut Moderator Norbert Lehmann die Bühne. 36 Takte der 530 Takte langen Rhapsodie in Blue von Gershwin seien nicht verkauft worden, teilte er mit, demzufolge könne das Klavierstück mit Solist Clemens Berg nicht vollständig zu Ende gespielt werden. Das animierte die Besucher kurzentschlossen per Handzeichen die noch fehlenden Takte zu kaufen. Happy End für die Musik und für die Krebsforschung! Mit Standing Ovations feierten die Zuschauer die mitreißende Darbietung der 200 Musiker des Collegium Musicum und den Pianisten Clemens Berg.
Mehr als 30.000 Euro kamen durch den Verkauf der Takte zusammen. Dazu kommen noch die Einnahmen aus dem Sektverkauf. Der gesamte Erlös wird in Krebsforschungsprojekte am NCT investiert. „Die Spenden ermöglichen es uns, ein umfassendes Programm von der Krebsvorbeugung bis zur Nachsorge anzubieten. Mit dem Erlös können wir einzelne Projekte am NCT unterstützen. In diesem Jahr war das unter anderem eine Studie zum Einsatz von genetisch veränderten Masernviren gegen Krebs und ein Programm, das berufstätige Patienten dabei unterstützt, länger im Arbeitsleben bleiben zu können“, berichtete Professor Dirk Jäger, Ärztlicher Direktor am NCT. „Wir danken allen Konzertbesuchern für ihr großartiges Engagement.“
Mit der ungewöhnlichen Idee, Takte statt Eintrittskarten zu verkaufen, möchte das NCT das Thema Krebs veranschaulichen. Der Ablauf des Abends war unvorhersehbar, die Musik konnte unerwartet enden. Eine Krebsdiagnose trifft die Patienten ähnlich unkalkulierbar und einschneidend wie ein solcher Abbruch der Musik. „Dank intensiver Krebsforschung, wie wir sie unter anderem hier in Heidelberg betreiben, können Krebstherapien heute immer genauer an den einzelnen Patienten angepasst werden“, sagte Professor Christof von Kalle, Leiter der Abteilung „Translationalen Onkologie“ am NCT im Gespräch mit dem Moderator. „Auf diese Weise hoffen wir, in Zukunft Krebserkrankungen mit einer ursprünglich fatalen Diagnose in eine chronische Krankheit umwandeln oder sogar heilen zu können.“
Die Schirmherrschaft für die Veranstaltung übernahmen Theresia Bauer, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst in Baden-Württemberg und Heidelbergs Oberbürgermeister Eckart Würzner.