stereotypenEs sind vor allem Körperstereotypen, die bis heute das Bild vom Juden prägen. Nicht nur im 19. und frühen 20. Jahrhundert dominierte die Ansicht, dass sich der Jude körperlich und geistig von seiner Umwelt unterschied. Bestimmte, meist negativ besetzte körperliche Eigenschaften und Charakterzüge, die man den Juden zuschrieb, haben als anti-jüdische Stereotypen eine lange Tradition. Sie reichen zum Teil bis ins späte Mittelalter zurück und erfahren ihre Ausprägung in der Frühen Neuzeit.

Zu diesen Zuschreibungen gehören z. B. der angebliche Gestank, vermeintliche physiognomische Besonderheiten (Bart, dunkle Hautfarbe, Hakennase) sowie charakterlich bedingte und vererbte Verhaltensweisen wie Triebhaftigkeit, Geiz und Betrug. Die Körperlichkeit erweist sich in Blick auf das Judentum als doppelt nachteilig. Zum einen warf man den Juden vor, ihr Körper sei defizitär (dazu gehört z. B. die Anfälligkeit für bestimmte Krankheiten). Zum anderen beschuldigte man die Juden, zu sehr das „Fleischliche“ zu betonen, und zwar im Gegensatz zum Christentum, das sich seiner Spiritualität rühmte.

In der Reihe der Heidelberger Eugen Täubler Vorlesung 2016 begrüßen die Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg und das Historische Seminar der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg am
Mittwoch, 7. Dezember 2016 um 18:15 Uhr
Professor Dr. Robert Jütte
Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart
Die Vorlesung ist öffentlich und findet in der Aula der Alten Universität Heidelberg statt.
Der Eintritt ist kostenlos, Einlass ab 17:30 Uhr.

Hintergrundinformationen:

Zur Person Robert Jütte wurde 1954 in Warstein/Westfalen geboren. Er studierte Geschichte, Germanistik und Politikwissenschaft in Marburg, London und Münster. Promotion zum Dr. phil. Münster 1982, Habilitation Bielefeld 1990 (Lehrbefugnis für Neuere Geschichte). Von 1983-1989 Dozent und später Professor für Neuere Geschichte an der Universität Haifa/Israel. Seit 1990 Leiter der Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg | Landfriedstraße 12 | 69117 Heidelberg
Susanne Mohn | Pressereferentin | Tel: +49 (0) 62 21 / 54 192 47 | susanne.mohn@hfjs.eu | www.hfjs.eu
Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart und seit 1991 gleich-zeitig Honorarprofessor an der Universität Stuttgart. Gastprofessuren an den Universitäten In-nsbruck (2001) und Zürich (2006/07). Seit 2006 auch Honorarprofessor am Pandit Jawaharlal Nehru Institute of Homeopathic Medical Sciences in Amravati (Indien). Vorstandsmitglied des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesärztekammer (seit 2001). Forschungsschwerpunkte: So-zialgeschichte der Medizin, Wissenschaftsgeschichte, vergleichende Stadtgeschichte, Alltags- und Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit, jüdische Geschichte.

 

Eugen Täubler

Eugen Täubler (1879-1953), in den Jahren 1925 bis 1933 Professor für Griechisch-Römische Ge-schichte an der Ruprecht Karls-Universität Heidelberg, reicht im April 1933 sein Gesuch um Ent-lassung aus dem Hochschuldienst ein.
Täubler, der zuvor Leiter des Gesamtarchivs der deutschen Juden in Berlin und Dozent an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin war, kommt damit der zwangsweisen Entlassung nach Maßgabe des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ zu-vor, mit dem das NS-Regime sich die Handhabe zur Entfernung seiner Gegner aus dem öffentli-chen Dienst verschafft hatte.
In Folge seiner Entlassung 1933 kehrt er an die bis 1942 noch weiter bestehende Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin zurück. 1941 gelingt ihm die Emigration in die USA. Dort wirkt er bis zu seinem Tod 1953 als Professor am Hebrew Union College in Cincinnati.

Dez. 2016 | Heidelberg, Allgemein, InfoTicker aktuell, Zeitgeschehen | Kommentieren