Der Heidelberger Bürgermeisters für Familie, Soziales und Kultur Dr. Joachim Gerner gab sich die Ehre, als im Heidelberger Rathaus der offizielle Grundstein einer mehrjährigen Theaterkooperation zwischen dem Teatron Beit Lessin aus Tel Aviv, dem zweitgrößten israelischen Theater, und dem Theater und Philharmonischen Orchester der Stadt Heidelberg gelegt wurde. Die von der Kulturstiftung des Bundes initiierte Kooperation begründet eine intensive, mehrjährige Zusammenarbeit der Theater. „Diese Kooperation ist das richtige Zeichen für die Vertiefung der kulturellen Beziehungen zwischen Israel und Deutschland. Besonders freue ich mich darüber, dass Jugendliche bei den Projekten wesentlich beteiligt sein werden“, so Kulturbürgermeister Gerner.

Den Kooperationsvertrag unterzeichneten für das Teatron Beit Lessin die Intendantin Zipi Pines und der Chefdramaturg Avishai Milstein, für das Theater Heidelberg der Intendant Peter Spuhler und der designierte Schauspieldirektor Jan Linders – Bürgermeister Gerner inmitten.

Das 1980 gegründete Teatron Beit Lessin entwickelt, produziert und spielt fast ausschließlich neue israelische Dramatik an vier Spielstätten in Tel Aviv sowie auf Tour im ganzen Land. Im September jeden Jahres veranstaltet es das Festival „Open Stage“ für zeitgenössische israelische Stücke. Das Theater Heidelberg richtet jeweils im Mai den renommierten Stückemarkt aus, das bedeutendste Förderfestival für junge deutschsprachige Dramatik. Außerdem ist das Programm seiner Schauspielsparte stark auf Ur- und Erstaufführungen ausgerichtet.

Geschichte und Beziehungen der beiden Staaten Deutschland und Israel mit dem Begriff Normalität zusammenzubringen, scheint schlicht nicht möglich. Genau deshalb steht das gegenwärtige „normale Leben“ in der kleinsten gesellschaftlichen Einheit, der Familie, im Fokus der gemeinsamen Theaterprojekte des Theaters Heidelberg mit dem zweitgrößten Theater Israels. Sechs deutsch-israelische Teams aus Schauspielern, Regisseuren, Autoren und Dramaturgen entwickeln aus Recherchen in Tel Aviv bzw. Heidelberg sechs dokumentarische Uraufführungen zum Thema „Familienbande“: beispielsweise ein Drama über Identität und Familie in Heidelberg, ein Abend zu deutschen Juden der 4. Generation in Israel, eine politisch-choreographische Performance im Stadtraum oder ein Projekt über Außenseiter inmitten der israelischen Integrationsgesellschaft. Junge Bildende Künstler aus Tel Aviv gestalten den Bühnenraum; jugendliche Videofilmer aus beiden Städten begleiten die Inszenierungen und Begegnungen und verarbeiten ihre Eindrücke zu einem Dokumentarfilm.

Parallel zur künstlerischen Arbeit werden beide Theater auch Personal aus der Verwaltung austauschen, um das jeweils fremde Theatersystem zu analysieren und eventuell Konzepte und Lösungen für den eigenen Betrieb zu adaptieren. Das Theater Heidelberg erweitert mit dieser intensiven Produktions-Kooperation die schon seit den Intendanzen von Peter Stoltzenberg, Volkmar Clauß und Günther Beelitz bestehenden Austauschbeziehungen mit Israel. Als Sitz der einzigen deutschen Hochschule für Jüdische Studien ist Heidelberg an dieser Kooperation besonders interessiert.

Schon Ende Mai 2009 beginnen die Recherchen vor Ort in Tel Aviv. In Heidelberg werden die ersten gemeinsamen Produktionen Ende Januar 2010 sowie zum Stückemarkt 2010 mit dem Gastland Israel zu sehen sein. In Tel Aviv zeigt das Beit Lessin vier Produktionen in hebräischer und deutscher Sprache im September 2010 im Rahmen des Festivals „Open Stage“.

Intendantin Zipi Pines bedankte sich für den herzlichen Empfang in Heidelberg: „There are many layers in the relationship between our countries which we would like to observe together. I am really excited about our cooperation and extremely curious about the fruit it will bring.”

Mai 2009 | Allgemein | Kommentieren