G20-Gipfel: Wirtschaftskrise nicht auf dem Rücken der Ärmsten austragen. Verursacher der Krise zur Kasse bitten. terre des hommes befürchtet drastischen Anstieg der Zahl unterernährter Kinder.
Am 2. April treffen sich die Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in London zum G20-Weltgipfel. Aus diesem Anlass erklärt das entwicklungspolitische Kinderhilfswerk terre des hommes: „Die internationale Wirtschafts- und Finanzkrise darf nicht zu Lasten der Ärmsten der Welt gehen. Insbesondere Kinder und Jugendliche sind nicht Schuld an der Misere, gehören aber zu den Hauptleidtragenden der Krise.“
Dr. Klaus Schilder, terre des hommes-Referent für Entwicklungspolitik, stellt fest: „Die Menschen in Entwicklungsländern trifft die weltweite Krise schon jetzt mit voller Härte. Wenn nicht umgesteuert wird, könnte die Zahl unterernährter Kinder in Afrika bis zum im Jahr 2020 auf über 16 Millionen ansteigen. Daher wäre es ein Skandal, wenn die Hauptverantwortlichen der Krise, die transnationalen Banken und Finanzdienstleister, nicht von der Politik zur vollen Rechenschaft gezogen werden.“
Vor dem Londoner Gipfel wird deutlich, dass die G20-Staaten vom ursprünglichen Ziel einer neuen internationalen Finanzarchitektur weit abgerückt sind. Dazu erklärt Klaus Schilder: „Wir fordern, dass sich die Staaten auf verbindliche Regeln und Standards für Unternehmen und Banken einigen, anstatt nur nachsorgendes Krisenmanagement zu betreiben. Dazu gehört die strenge Regulierung riskanter Finanzprodukte und aller Finanzinstitutionen wie Hedge-Fonds, Kapitalgesellschaften und Banken sowie ein nach Ländern aufgeschlüsselter Rechnungslegungsstandard für alle Unternehmen. Notwendig ist zudem eine glaubwürdige und demokratische Reform des internationalen Systems, die nur unter dem Dach der Vereinten Nationen gelingen kann. Der UN-Krisengipfel zu den Auswirkungen auf Entwicklungsländer Anfang Juni ist der erste Schritt dahin.“
Die Entwicklungsländer verlieren jährliche Hunderte von Milliarden Euro durch Kapital- und Steuerflucht – Geld, das für dringende Sozialprogramme fehlt. terre des hommes fordert eine härtere Gangart gegen Steuerhinterziehung und Korruption, die Trockenlegung aller Steueroasen und einen automatischen Informationsaustausch zwischen nationalen Steuerbehörden. Langfristig könne beispielsweise ein UN-Rat für Wirtschafts- und Sozialfragen die Regulierung des internationalen Finanzsystems überwachen. In London müssten dazu die Weichen gestellt werden.