Vor Tagen gab es im Theater der Stadt Heidelberg eine (gelungene) Veranstaltung der Rhein-Neckar-Zeitung, wo zwar geschriebene, jedoch nicht abgedruckte Leserbriefe der letzten Jahre an die RNZ von zwei Schauspielern vorgetragen wurden. Dabei tauchte aus dem Publikum die Frage auf, wer denn dieser Fritz Feder (Foto: got) wäre, der da ständig Leserbriefe schreibe. Der Fake eines RNZ-Redakteurs etwa, der sich einen Spaß daraus gemacht hätte, wurde da gar als Frage laut. Fritz Feder wollte am Stadttheater gegen Ende der Veranstaltung eigentlich nur einen Bekannten abholen, (der aber wollte noch bis zum Ende bleiben und bat in den Saal), wo er
allerdings dann alsbald von RNZ-Chefredakteur Klaus Welzel entdeckt und vom Intendanten Holger Schulze auf die Bühne geholt- und schließlich als leibhaftiger „Nichtgefakter“ geoutet wurde („es gibt ihn wirklich“). Auf der Bühne gefragt, wie er zum Leserbriefvielschreiber wurde, war seine Antwort: „Ich habe damit vor ca. 4 Jahren angefangen und konnte irgendwie nicht mehr aufhören“.
Daraus ergab sich nun für mich – den Rundschau-Schreiber – eine Frage: „Was schreiben Sie denn sonst noch? Wenn´s nicht nur Leserbriefe sind, könnte man da doch …“ Die Rubrik – nun für alle Kurztext-Schreibenden offen „Kurz-Text-Arena“ war geboren, wir machen mit dem oft mit spitzer Feder arbeitenden Fritz Feder den Anfang:
FF: Ihre Ahnung, dass es von mir noch andere Texte gibt als Leserbriefe, trifft es auf den Punkt. Gerne nutze ich die Gelegenheit, da ich über meine Leserbriefe und besagtes RNZ-Forum nun mal in die Öffentlichkeit geraten bin, mich etwas näher zu erklären. Es ist so, dass die Leserbriefe nur eine Facette, also Teil eines Gesamtkonzepts des Kurztextschreibens sind, das ich für mich in den letzten Jahren entwickelt habe. Vor etwa vier Jahren habe ich mit den Leserbriefen angefangen und richtig: ich konnte dann nicht mehr aufhören und erscheine nun ziemlich regelmäßig im Samstag-Forum der RNZ. Aber natürlich kommentiere ich auch Beiträge in der Neuen Rundschau Heidelberg, wie Sie ja wissen. Man könnte das Ganze auch so erklären, dass ich, was die Leserbriefe angeht, möglicherweise an einer Art von chronischer Überreizung des Nervenkostüms leide. All die irren Meldungen, die täglich auf uns niedergehen, lassen mich ja nicht einfach kalt. Und auch was so manche Leser oder die RNZ selbst dazu schreiben, nehme ich mitunter etwas angespannt bis erheitert wahr. Das Zoon Politikon in mir ist ein ziemlich lebendiges Tier.
Das Schreiben wäre – habe ich richtig verstanden – mehr für Sie, denn banales Zeit totschlagen?
Ich wollte und möchte weiterhin die Leserbriefseite der RNZ auflockern, indem ich mich zu vielen Themen sehr ernsthaft, durchaus aber auch mit spitzer Komik zu Wort melde. Die Palette der Inhalte ist naturgemäß breit, zumal ich mich als Spezialisten fürs Allgemeine, also als Generalisten, verstehe. Und mir kam und kommt es darauf an, pointiert zu schreiben, was auch schon wegen der Kürze erforderlich ist. Larmoyant oder lapidar soll es nicht sein, eher schon engagiert, kritisch und vielleicht ein bisschen „zickig“. Eigentlich wollte ich ursprünglich so eine Art Kunstleserbriefe entwickeln, was mir zu Zeiten des ausgeschiedenen Chefredakteurs Manfred Fritz noch etwas leichter zu machen schien, als zu den RNZ-Zeiten danach. 5-7-Zeiler zu Kunstleserbriefen zu gestalten, ist aber ein sehr schwieriges Unterfangen, zumal wenn mitunter Kürzungen aus Platzmangel passieren. Also habe ich es mir so zurechtgelegt: Netterweise bringt die RNZ ja die meisten meiner Leserbriefe und aus dieser Periodizität heraus nenne ich das Ganze inzwischen Kolumnese, ein Hybrid-Wort, das sich zusammen setzt aus Leserbrief(e) und Kolumne. Ich bin also in der Tat kein Fake und schreibe eben „Kolumnesen“. An die Adresse des Lesers, der mich als Phantom zu verkennen meinte und hinterfragte, dass ich so oft erscheine, möchte ich sagen: Ich war selbst erstaunt darüber und trete ihm ab und zu gerne meinen „Platz“ ab, wenn er – besagter Leser – selbst etwas scheiben möchte. Soweit das halt in meinem Einfluss steht.
Nun also zu meinen anderen Kurztexten, lieber Jürgen Gottschling, denn hauptsächlich dahin zielt ja Ihre Frage. Auch wenn es bisher nicht so Viele wissen, sehe ich mich doch seit längerem als ein „Heidelberger Kurztextschreiber außerhalb des Twitter- und SMS-Modus“. Die kurzen Texte können etwas länger sein (wie bei einem Essay) oder kürzer bis sehr kurz etwa bei Lyrik oder Aphorismen. Ich bin in diesem Sinne also Fritz Feder alias GALAK, Heidelberger Kurztextschreiber. Und die Großbuchstaben stehen für Gedichte, Aphorismen, Leserbriefe, Anekdoten und Kommentare. Zuletzt habe ich noch ein kleines „e“ hinzugefügt, da ich neuerdings auch kürzere Essays schreibe. So bin ich nun in dieser Identität eben der Kurztextschreiber eGALAK, mein Alter Ego. Wie man weiß, war Gala die Frau und große Liebe des herrlichen Malers Salvador Dalí, die auch als seine Muse galt. Um männlich zu bleiben, füge ich passend den starkdeutschen Buchstaben K hinzu. GALAK.
Wohlan, es freut mich, dem und der geneigten Leser/in zeitweilig Kurztexte aus meiner Feder vorstellen zu dürfen – mitunter federleicht, mitunter melancholisch, mal mit tiefem Stachel im Fleisch oder auch utopisch bis weltentrückt oder verzückt. In der Neuen Rundschau Heidelberg.
Begonnen sei bei diesem ersten Mal mit zwei Gedichten, etwas „Polit-Lyrik“, aus früheren Jahren, der unmittelbaren Zeit nach Nineeleven, als die Twin Towers in New York stürzten und als später in Kalifornien ein Governeurskandidat obsiegte, von dem ich niemals dachte, dass er in seiner schauspielerischen Banalität so heftig noch von einem aktuellen Kandidaten für die US-Präsidentschaft übertroffen werden könnte. „Schwoarznägger“, da Österreicher, durfte ja Präsident nicht werden.
Phönix aus der Asche
Tränen versiegten in mir zu Staub und
Feuerstürme zerschlugen uns kalt.
Es war ein Sterben, zerfetzt all überall das bitt´re Fleisch.
Ich, am Leben wohl, kaum noch im Takt und starr.
In den Flimmerkisten mitleidig der Lärm.
Meine Liebe, ach ja die, in das Nichts verdampfte sie.
This love, this love, dissolved to smoke.
Schlieren, schwarze Spuren blieben voller Spott.
Der Teufel, breitbeinig, trat vor und knochig
klapperte sein tristes Werk aus Schrott.
Da nahm ich trotzig mir den Frieden
Behende sprang ich durch den Raum
Gewaltig stiegen in mir Säfte, zart,
in all dem Nebel sah ich plötzlich Dich,
erlöste mich ein frei und wilder Kuß.
Es folgten Küsse, die uns lösten.
Die toten Türme zuckten welk dahin
und salzig schmeckte uns´rer Tränen Fluß.
Fortgeschwemmt all diese Bomben-Pein,
wir nahmen uns, voll Herz, die Wut zu sein.
Schwarzenegger
Muskelprotz und Dollarsack
Fleischpaket im schwarzen Frack
Hochglanz-Skinhead, Ballermann
Bodyguard und Action Man
Terminator eins und zwei und drei
Weiberheld, gepellt wie aus dem Ei
Au weh, Du austriakischer Charmeur
jetzt wirst auch Du noch Gouverneur
Aufm Schädel die Regentenkrone
am Knallergürtel die Laserkanone
Ketchup-Blut, zerfetztes Hirn
Cowboy-Hut über der coolen Stirn
California Dreaming, Sonnenland,
Dir gebricht’s an Feeling
und gehörig an Verstand
So viel Schwache sind des Götzen Sieg
der Doubleyou erblasst mit seinem Krieg
Our Arnie is so violent
This hero now for president
Und die Moral von der Geschicht’:
Only dumm gehalt’ne Kälber
wählen so ’nen Schlächter selber.
Fritz Feder
Wir von der Rundschau freuen uns bereits sehr auf viele Beiträge für diese Rubrik, die mit ihren Ausflügen bislang nicht an die Öffentlichkeit gegangen sind. Hier haben Sie sie – die Öffentlichkeit:
22.Jun.2016, 08:33
Es gibt ihn wirklich! Und ich hoffe, er bleibt.
Vielleicht könnte das nächste heißen:
Trump
Holzklotz und Dollarsack
Populist im braunen Frack
…to be continued