Schloss Heidelberg ist nicht nur ein überragendes Kulturdenkmal, sondern auch ein ausgewiesenes Biotop. Besonders bekannt ist die Schlossruine als Lebensraum der größten Fledermauskolonie Nordbadens. Für die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, die für den Betrieb im Millionenziel Schlossruine zuständig sind, gilt es hier, strenge Regeln zum Schutz dieser einzigartigen Situation einzuhalten. Jetzt hielt die Diplom-Biologin Brigitte Heinz von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz einen Vortrag über die überragende Bedeutung der Schlossanlage als Fledermausquartier: als Fortbildung für alle im Schloss Tätigen.
Informationen für das Führungspersonal
Die Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg legen großen Wert auf professionelle Schulungen für ihre Mitarbeiter – und das betrifft nicht nur den richtigen Umgang mit den historischen Daten der ehemaligen kurfürstlichen Residenz. Regelmäßig ist die Koordinatorin für Fledermausschutz vor Ort – als Referentin und Führerin durch die Fledermausquartiere. „Dass Schloss Heidelberg ein so einzigartiges Biotop ist, resultiert aus seiner Geschichte und ist Teil seiner Bedeutung“, erklärt Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten. „Daher ist das auch ein Thema, das wir den Gästen im Schloss präsentieren.“ Jetzt beleuchtete Brigitte Heinz – seit 22 Jahren Regionalbetreuerin für den Rhein-Neckar-Kreis – in einem Vortrag die Fragen, die für alle, die Führungen in Schloss Heidelberg machen, wichtig und grundlegend sind: Was genau bedeutet die Fledermauskolonie für den Umgang mit dem Schloss? Was muss man berücksichtigen, um die Interessen von über einer Million Besuchern mit den Bedürfnissen der streng geschützten Tiere in Einklang zu bringen?
Ausgewiesenes Biotop
Das Heidelberger Schloss ist das bedeutendste Winterquartier Nordbadens und in den Sommermonaten ein Treffpunkt für die Zwergfledermäuse der Region: Im Juli und August „schwärmen“ nachts unzählige Fledermäuse aus der ganzen Umgebung ein, um sich hier zu treffen und den Jungtieren die Winterhangplätze zu zeigen. Zu den wichtigsten Überwinterungsplätzen zählen die Kasematten sowie die Keller, Türme und Gänge. Insbesondere im Bereich des Hirschgrabens und des Altans, der West- und Ostkasematte, im Gesprengten Turm, Torturm, Ludwigsbau, Gläsernen Saalbau und Glockenturm sowie im Englischen Bau hängen die Tiere in Mauerfugen und kleinen Deckenlöchern. Um die sensiblen Fledermäuse so wenig wie möglich zu stören, sind diese Bereiche weitgehend für den Publikumsverkehr gesperrt.
Maßnahmen zum Schutz der Tiere
Um den Lebensraum der unter Artenschutz stehenden Tiere zu schützen, lässt man beispielsweise viele Mauerspalten unverputzt, denn sie sind wichtige Quartiere für Fledermäuse, Amphibien und Reptilien. Das Amt Mannheim und Heidelberg von Vermögen und Baden Baden-Württemberg plant alle Bauarbeiten so, dass zwischen Mitte Oktober und Mitte April Ruhe herrscht; der Winterschlaf der Fledermäuse ist störanfällig und muss geschützt werden. Bei allen Sanierungsmaßnahmen auf dem Schlossgelände wird Brigitte Heinz, die für die biologische Baubegleitung zuständig ist, von den Staatlichen Schlössern und Gärten zu Rate gezogen.
Lebensraum Schlossruine
Bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Bedeutung der Heidelberger Schlossanlage als Sommer- und Winterquartier für Fledermäuse bekannt. Hier haben sich vor allem die Zwergfledermaus und das Große Mausohr angesiedelt. Die Zwergfledermaus ist nur rund 5 cm groß und passt mit angelegten Flügeln in eine Streichholzschachtel. Das Leichtgewicht unter den einheimischen Fledermäusen wiegt so viel wie zwei Stück Würfelzucker. Das Große Mausohr ist mit einer Flügelspannweite von 40 cm die größte heimische Fledermausart. Nicht nur in den Gemäuern, auch im Schlossgarten sind Fledermäuse zu finden, zum Beispiel der Abendsegler und die Breitflügelfledermaus, die in Baumhöhlen leben. Insgesamt sind im Schlossareal elf Fledermausarten beheimatet; ungefähr 1.000 Tiere leben nach den Zählungen der Fachleute und Naturschützer im Schlossareal.