Nachdem Caja Thimm gleich zu Beginn ihres Wahlkampfes etwas für Jugendliche zu tun versprach (löblich, bis hierher), griff sie aber sogleich auch in eine nicht nur erheblich zu große, sondern in auch eine in mehrfachem Sinn des Wortes falsche Kiste. Sie versprach nämlich in nur schwer zu verbergender Absicht ein Jugendzentrum in der Feuerwache, was (wie Thimm weiß) nicht nur einem lange schon bestehenden Gemeinderatsbeschluß entgegensteht.

Das Gelände und der Gebäudekomplex „Alte Feuerwehr“ soll nun zumindest vor der Wahl noch dafür herhalten, ihr Versprechen auch gleich zu konkretisieren. Was Wunder, daß da eine große Freude aufkam unter den Jugendlichen:
„Die tut was für uns, die müssen wir wählen“.
Wie wir mittlerweile dezidiert wissen, war auch der Jugendgemeinderat darüber informiert worden, daß der Erlös aus dem Verkauf des Geländes durch die GGH (und zwar nur des Geländes, denn der Bau muß (muß!) verrotteter Substanz wegen abgerissen werden) längst im Haushaltsplan auftaucht und das Geld auch unabdingbar gebraucht wird.

Damit nun aber bis zum Wahlsonntag keiner der vermeintlichen Nutznießer der Großzügigkeit caJascher Coleur auf die Idee kommt, wissen zu müssen, was die Spatzen vom Dach pfeifen und wir was wir hier noch mal schreiben, instrumentalisiert sie den Vorsitzenden des Jugendgemeinderates, Lucas Guttenberg (der, diese marginale Anmerkung sei erlaubt, am Samstag Flyer für Thimm – was natürlich auch erlaubt ist – auf dem Bismarckplatz verteilte), eine „Beschlußvorlage zur Feststellung des Raumbedarfs für Jugendliche“ vorzubereiten, und begründet das in seinem Antrsag dann so: „auf der Podiumsdiskussion mit Heidelberger Schülern des DAI zur OB-Wahl, sei das Problem „fehlende Räume für junge Menschen“ von Caja Thimm angesprochen worden. Die „Diskussionen um Jugendhalle, Jugendcafé und ähnliches sei zwar nicht neu“, meint er weiter, jedoch möchte man „diese Diskussion neu beleben und sie mit einer Feststellung des Raumbefarfs beginnen“.

1aaajugendrat.jpg Nachgelegt wurde von Lucas Gutenberg dann in der Sitzung des Jugendgemeinderates am letzten Donnerstag in der von ihm unterzeichneten Beschlußvorlage „Nutzung der alten Feuerwache als Räume für Jugendliche“ dann der Kern der Thimmschen Sache:
Der Jugendgemeinderat bittet die Verwaltung um Prüfung der folgenden Fragen:
“Ist die bauliche Substanz der alten Feuerwache (Czernyring) in einem ausreichend guten Zustand für eine Nutzung?“
Da hätte auch nur ein Mitarbeiter der Verwaltung dagewesen sein sollen, der den Sachstand auch denjenigen Mitgliedern des Gremiums mitteilt, die bislang nicht wußten, daß das dies Gelände gar nicht mehr zur Verfügung stehen kann.

Womit die Kuh vom Eis gewesen wäre. Bravo, Frau Kommunikationswissenschaftlerin. Sie haben dem JuGrü Lucas Guttenberg schnell beigebracht, wie man Wahlkampf auch machen kann. Aber freilich nicht sollte …

Daß Würzner für Jugendliche nicht nichts tun will, hat er mehrfach deutlich gesagt und geschrieben. Jedoch hat er nicht – wie Caja Thimm – den jungen Leuten etwas versprochen, was gar nicht gehalten werden kann. Realistischer- und wahrhaftigerweise konnte Würzner nämlich gar nicht anders, als kleinere Brötchen anzubieten …
Dem Jugendrat sei auf den Weg gegeben – jenen jedenfalls, die nicht wissen, was hinter den Kulissen gespielt wird: Verspielt Ihr nicht auch Eure Glaubwürdigkeit, indem Ihr Euch solcherweise vor einen (vor wessen und welchen auch immer) Karren spannen laßt!

Und wenn hier zu guter Letzt das Thimmsche Spiel mit Wirklichkeitsbildern den Anschein der Beliebigkeit erhält und sich dies Spiel als bloße Funktion des Macht-Kampfes erweist, wenn hinter den verschiedenen Darstellungen der Realität keine wenigstens subjektive Wahrhaftigkeit mehr zu erkennen ist, dann sind solche Wirklichkeitsbilder per se zur Lüge geworden.

Gegen Fundamentalismus gleich welcher Farbe. Nein, nicht erst recht gegen Grün. Aber auch!

Jürgen Gottschling
Nov. 2006 | Heidelberg, Allgemein, Junge Rundschau | Kommentieren