Jede Identität ist verdächtig außer einer: die des Opferseins. Unter den Geschädigten, Diskriminierten und Verfolgten hat jeder freie Platzwahl. Im Zweifel kann man sich immer als Opfer der Eltern, der Anderen, des Kapitalismus sowieso, oder, wenn nichts anderes geht, der eigenen Einbildungskraft deklarieren.
Der Opferstatus macht handlungsunfähig, kettet an die Vergangenheit, privatisiert die Geschichte, kultiviert das Ressentiment, stärkt die Mächtigen und veranlasst dazu, auf die eigene Ohnmacht stolz zu sein. Stattdessen ist es an der Zeit, Akteur zu werden. In diesem Sinne hat der italienische Philosoph Daniele Giglioli einen erfrischenden Essay geschrieben: „Die Opferfalle“. Mit ihm diskutiert Guillaume Paoli.
Tickets kosten 8,- Euro bzw. 6,- Euro (ermäßigt).
Linienstraße 227
D-10178 Berlin