705501-une-de-charlie-hebdoAm Morgen des 7. Januar 2015 war die Pariser Wochenzeitung “Charlie Hebdo” noch ein schmalbrüstiges Satireblättchen, das ständig vom Konkurs bedroht war (und zwischen 1981 und 1992 schon mal eingestellt war). Ein blutiges Massaker und zwölf Tote später ist “Charlie Hebdo” ein weltweites Symbol für Pressefreiheit und Bekennermut. Über Nacht wird aus 50.000 Auflage 5 Mio. Weltweit bezeugen Millionen Menschen und Medienmacher aller Gattungen und Zungen den getöteten Kollegen von Paris ihren Respekt, indem sie “Je suis Charlie” annoncieren. Peter Turi schreibt am 17. Januar: “Millionen Menschen stehen weltweit Schlange für eine religionskritische Zeitung. Die Attentäter von Paris haben exakt das Gegenteil von dem bewirkt, was sie wollten.”

Charlie-Hebdo-Cover-150Chefredakteur Stéphane Charbonnier starb für seine Überzeugung, mit ihm die Zeichner Philippe Honoré, Georges Wolinski, Jean Cabut (Cabu) und Bernard Verlhac (“Tignous”), der Mitinhaber Bernard Maris sowie zwei Personenschützer. Rund zwanzig weitere Menschen erlitten zum Teil schwere Verletzungen. Trotzdem soll, ja muss es weitergehen mit “Charlie Hebdo”. Mit der Unterstützung von Journalisten-Kollegen und plötzlich Millionen Lesern steht das Blatt mehr denn je für Satire-Freiheit, Meinungsfreiheit und das Recht auch auf geschmacklose Witze. Die starke Unterstützung durch Politiker weltweit ist den Blattmachern der Zeitung mit den anarchistischen Wurzeln allerdings suspekt.

Charlie Hebdo druckt Sonderausgabe zum Jahrestag des Anschlags:

Cover der Sonderausgabe

Cover der Sonderausgabe

Mit dieser Sonderausgabe in einer Auflage von einer Million Exemplaren will das französische Satire-Magazin Charlie Hebdo den Jahrestag der blutigen Anschläge gegen die Redaktion begehen. Das Cover zeigt einen Gott mit blutigem Gewand und Kalaschnikow in der Hand, der wegrennt. Darüber steht: „Ein Jahr danach ist der Mörder noch immer auf freiem Fuß.“

Insgesamt eine Million Stück des Pariser Magazins sollen gedruckt werden. In Deutschland sind vom 6. Januar an 50.000 Hefte für je vier Euro erhältlich, wie der Pressevertrieb IPS in Meckenheim am Mittwoch mitteilte. Die Botschaft des flüchtenden Gottes ist eindeutig: Die Charlie Hebdo-Redaktion rechnet mit fanatischen Gläubigen ab.

Der Anschlag auf Charlie Hebdo, bei dem zwölf Menschen starben, war im Januar Auftakt zu einer drei Tage währenden Terrorserie mit insgesamt 17 Opfern. Auf dem Titelbild der ersten Ausgabe nach den Anschlägen im vergangenen Jahr war der weinende Prophet Mohammed zu sehen. Die Zeile dazu lautete: „Tout est Pardonne“ („Alles ist vergeben“). In seiner Hand hielt Mohammed das längst berühmt gewordene Schild mit dem Slogan „Je suis Charlie“.

Diese Ausgabe des Magazins erreichte mit mehreren Nachdrucken eine Auflage von fast acht Millionen Exemplaren. Die Zahl der Abonnenten stieg auf mehr als 200.000. Vor den Anschlägen hatten rund 30.000 Leser pro Woche das Blatt gekauft.

Jan. 2016 | Allgemein, Junge Rundschau, Politik, Zeitgeschehen, €uropa | Kommentieren