Jochen Bruch als ehemaliger Geschäftsführer der Heidelberger SPD durfte den Spruch für die Grüne Kandidatin Thimm in einer Unterstützeranzeige loswerden: „Ich wähle Caja Thimm, weil sie mehr für Kinderbetreuung übrig hat, als für Beton.“

Vor diesen und andere Karren gespannt werden derzeit aber nicht nur Genossen.Wider besseres Wissen verspricht die Kandidatin in der Tat auf jeder Veranstaltung, was da gerade angesagt ist, versprochen werden zu sollen. Gegen Armut ist sie ebenso. wie für jugendgerechte Räume (wofür immer noch die Feuerwache herhalten muss – die Kommunikationswissenschaftlerin setzt hier deutlich auf mangelnde Kommunikation zwischen den mittlerweile informierten und den nicht informierten Jugendlichen, wie anders könnten noch immer viele Jugendliche glauben, sie meine das ehrlich?

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Die in die Welt gesetzte Unterstellung, die „Sache mit dem Beton“ nimmt Würzner – wie auch anders – mit ernstem Humor, stellt Argumente auf den Bismarckplatz an seinen Stand direkt neben den der Grünen („hat Angst vor Konfrontation“, wird ihm wohl gebetsmühlenartig wieder nachgesagt werden). Worüber er milde lächelt …

Die Binsenweisheit, dass man mit Beton Wohnungen, Kindergärten und Schulen bauen könne, diese Erkenntnis zu haben, war offenbar einem Teil der anzuziehenden Wähler nicht zugetraut worden. Dazu gehörten aber offenkundig nicht Mitglieder der Würzner unterstützenden Parteien. Das zu demonstrieren waren Vertreter von CDU, Freie Wähler, FDP und der „Heidelberger“ angetreten, sie sind empört über Unterstellungen, über polemische Wortwahl und darüber, Würzner seine Unparteiigkeit abzusprechen. Wenn schon Partei: Es sei „doch verwunderlich, daß ausgerechnet in eher der SPD nahestehenden Stadtteilen Würzner deutlich vor Thimm lag. (Würzner 51,3%, Thimm 21,8%, der SPD Kandidat Jürgen Dieter gerade mal 20,7%)

Trotz (oder gerade?) der Empfehlung des SPD Parteitages „Die Kreisdelegiertenkonferenz“ wegen, wird sich das sicher nicht ändern, viele Genossen sind zudem sauer darüber, dass hier wieder einmal ein Stück Parteiidentität aufgegeben werde, so, wenn nicht überhaupt schon, werde die SPD für lange Zeit als willfähriges Anhängsel der sich lauthals ins Fäustchen lachenden Grünen in der Bedeutungslosigkeit verschwinden. „Dafür“, so ein aufgebrachter Genosse, „haben die mein Mandat nicht“. Und den hämischen Spruch des Bundestagsmitglieds seiner Partei Lothar Binding, Würzner habe doch sein ganzes Berufsleben in der Verwaltung zugebracht, kommentiert der Genosse so: Dieser Spruch wird zum Rohrkrepierer. Was kann denn über einen Kandidaten besseres gesagt werden, als dass er den Job, für den er kandidiert, von der Pike auf gelernt habe. Was Wunder, daß Würzner dies genauso einschätzt und zuguter Letzt nicht nur daraufverweist, daß er Verwaltung gelernt hat, sondern auch darauf, dass er ja bereits seit fünf Jahren Bürgermeister in diesem Rathaus ist. Für Umwelt zuständig, nicht für die Misere in Kirchheim. Auch damit kann Thimm nicht wirklich punkten. Dass Würzner auf Vorwürfe persönlicher Art nicht eingeht, spricht für, nicht gegen ihn. Dass und wie sie gemacht werden, nehmen (wir) Wähler zur Kenntnis.

Ringen auch wir diesem Wahlkampf ein trauriges Lächeln ab und erinnern uns: Der bedeutende Staatsmann Mirabeau sagte vom bedeutenden Staatsmann Robespierre: „Der wird es weit bringen: der glaubt an das, was er sagt.“ Mirabeau starb 1791 auf natürliche Weise an seinem ausschweifenden Lebenswandel im Bett; Robbespierre starb auf natürliche Weise an seiner ausschweifenden revolutionären Tugend unter der Guillotine.

Konrad Adenauer sagte von Ludwig Erhard: „Der wird es zu nichts bringen: der glaubt ja, was er sagt.“

In diesem Sinne: Glauben Sie, was Sie denken. Und gehen Sie zur Wahl ! Jürgen Gottschling

Nov. 2006 | Heidelberg, Allgemein, Politik | 7 Kommentare