»Anders als der Kapitalismus hat der Kommunismus die Verbindung zwischen Technik, Kapital und Medium nie verstanden. Das ist einer seiner größten Fehler. Er kann noch korrigiert werden.«
Angesichts der neuen Unübersichtlichkeit globaler Entwicklungen flüchtet sich die Wissenschaft, selbst die Philosophie, ins Fachspezialistentum und in Einzelstudien. Dabei bedarf gerade unsere verworrene Zeit einer Theorie, die ihren inneren Zusammenhang auf klärt. Peter Trawny stellt sich diesem intellektuellen Wagnis: In einer dichten, intensiven und unbedingten Denkanstrengung tastet er die Topografie der von ihm Technik.Kapital.Medium (TKM) genannten Weltform ab. Technik – hervorbringendes Vermögen, das alles, was erfunden werden kann, schon erfunden hat –, Kapital – Bewegung selbstverwertenden Wertes – und Medium – soghafte Reprä-sentation aller Dinge – bilden eine absolute, ineinander verschränkte Einheit selbstbezogener Immanenz, die alles integriert und keine Freiheit in ihr, keine Alternative neben ihr mehr kennt: Unsere Lebensziele konzentrieren sich in einem übersichtlichen Katalog. Dieser bietet Biographien an, die sich aus den Möglichkeiten des Universals TKM ergeben. Entgegen aller revolutionäen Emphase früherer Zeiten besteht die süße Tragik jedoch darin, dass TKM eine Welt bildet, in der das Leben möglich ist. Von der Apokalypse sind wir so weit entfernt wie vom Paradies. Doch etwas entzieht sich. Die Philosophie als unmögliche und spurenlose Wissenschaft kann der Verlusterfahrung in der perfekten Einheit von TKM nachgehen. Doch sie erkennt, dass der Ausbruch – das Andere – unmöglich ist.
Bitte kaufen Sie (nicht bei – naja, Sie wissen schon) Bücher in Ihrer Buchhandlung!
Technik.Kapital.Medium
Das Universale und die Freiheit
192 Seiten, gebunden mit Schutzumschlag
Erscheinungsdatum: August.2015
ISBN: 978-3-95757-091-8
Preis: 24,90 € / 34,60 CHF
17.Juli.2015, 13:36
Weder sind wir, wie schon mehrfach behauptet, am Ende der Geschichte angelangt. Noch ist das gegenwärtige Wirtschaftssystem alternativlos. Es hat lediglich vorübergehend gesiegt. Gerade die aktuelle Situation in Europa und um Griechenlad zeigt aber, wie dringlich ein anderes wirtschaftliches Denken und Handeln inzwischen geworden ist.
Anders als der oben präsentierte Autor es behauptet, mag zwar „der Kommunismus“ die Zusammenhänge zwischen Technik, Kapital und Medien nicht wirklich erkannt haben, aber Marx und Engels haben immer noch die beste Analyse des epochalen Kapitalismus und seiner Entwicklung abgeliefert – bezogen auf ihre Zeit der industriellen Revolution natürlich, aber erneuerbar.
TKM (im Beitrag oben) scheint da eher eine Systemzustands- und -funktionsbeschreibung zu sein. Aber man müsste das Buch von Trawny genauer lesen …
Es gibt sehr wohl Alternativen. In Europa werden sie zurzeit eher vom südlichen Europa her angedacht – im Rahmen neuer und starker sozialer wie politischer Bewegungen. International tun sich Ökonomen wie Stieglitz und Krugman mit Alternativkonzepten hervor, die sich stärker gegen den Wildwuchs des Neoliberalismus an Keynes orientieren und zugleich über ihn hinausgehen.
Und der Soziologe J. Rifkin geht noch einen interessanten Schritt weiter und behauptet, dass sich der Kapitalismus als Wirtschaftssystem gerade von selbst abschafft – durch eine neue gemeinwirtschaftlich orientierte Produktionsweise („Nullgrenzkosten-Gesellschaft“).
Aus meiner Sicht brauchen wir einen deutlich konsequenteren Fokus auf „Glokalisierung der Globalisierung“ In der Neuen Rundschau, denke ich, könnte solch ein Diskurs unter diesem „Label“ entwickelt werden. Das hätte was …
Und wenn schon Schlagworte, dann nicht mehr Kapitalismus oder Marktwirtschaft oder TKM, sondern „ETHISCH GESTEUERTE VERKEHRS- UND KOMMUNIKATIONSWIRTSCHAFT. Darauf sollten wir hinarbeiten. Sonst bekommen wir zunehmend autoritäre Kapitalismen.
Beste Grüße
Fritz Feder