Schicksalsträchtiges Heidelberg

Am 17.Mai 1807 um 4 Uhr in der Früh‘ fuhr Joseph von Eichendorff „mit Herzklopfen durch das schöne Triumphtor in Heidelberg ein, das eine über alle unsere Erwartungen unbeschreibliche, wunderschöne Lage hat“. Er hat das dann auch so in seinem Gedicht „Einzug in Heidelberg“ verarbeitet:

Doch da sie jetzt um einen Fels sich wandten,
Tat‘s plötzlich einen wunderbaren Schein,
Kirchtürme , Fluren, Fels und Wipfel brannten,
Und weit in‘s farbentrunkne Land hinein
Schlang sich ein Feuerstrom mit Funkensprühen,
Als sollt die Welt in Himmelsloh‘n verglühen.

Geblendet sahen zwischen Rebenhügeln,
Sie eine kleine Stadt, von Blüten wie verschneit,
Im klaren Strome träumerisch sich spiegeln,
Aus lichtdurchblitzter Waldeseinsamkeit
Hoch über Fluß und Staadt und Weilern
Die Trümmer eines alten Schlosses pfeilern. (…)

eichendo.jpgNach einigen weiteren Tagebucheinträgen, die sich nicht mit dem Studium, sondern ausschließlich mit der Schönheit Heidelbergs und der Umgebung beschäftigen, lesen unter dem am 29. Juni 1807, er sei am Abend zur Kirchweih nach Neuenheim gezogen, wo in dem schönen Saale bei der Base mit großem Ballgetümmel getanzt worden sei …“Liebeszenen unten im Garten“ – „Nach 10 Uhr gingen wir ermattet wieder nach Heidelberg zurück“. Der Tag drauf, der 1. Juli 1807 sollte ein schicksalsträchtiger für Eichendorff werden: „Zogen wir schon früh um 4 Uhr aus unserem alten Quartiere Prinz Karl, wo wir also einen Monat gestört und ziemlich unangenehm gewohnt hatten in unsere neue Wohnung in der Vorstadt beim Bäcker Förster, wo in den neun unteren sommrigen Stuben ein schöneres, stilleres und fleißigeres Leben begann“. Heidelberg hatte ihn nun, den Dichter … Und er die Katharina Barbara Förster – wenn man'(!)s mal so sagen darf. Er sagt, schreibt es in einem Tagebucheintrag vom 3. April 1808 so: „Als ich eben vom Spaziergang zurückkam, K. mit Schwester und Kameradin nach Rohrbach hinaus, unerwarteter Weise Heidelberg ganz verlassend. (…)Schöner, warmer Abend. K. umschlungen und sehr lieb. An der wohlbekannten Hecke am Bache langer herzlicher Abschied“.
Über diese K. haben sich Eichendorffs Biographen lange den Kopf zerbrochen. Einige stießen zwar auf die „richtige Fährte“, jedoch erst die Nachforschungen des Rohrbacher Pfarrers Karl Otto Frey führten im Jahr 1937 zum Ergebnis, dies sei mit Sicherheit des Rohrbacher Bäckers Förster Tochter. Während sich alle Eichendorff-Forscher einige sind, daß neben seiner schlesischen Heimat keine andere Landschaft dem Dichter so viele Impulse geschenkt hat „wie die Höhen und Täler, Berge, Wälder und blühenden Hänge um Heidelberg herum. Während es zunächst ausschließlich die Landschaft war, dürfen wir davon ausgehen, daß die Lieb‘ zu Katharina Barbara Förster ihn auch sehr inspiriert hat. Am 5. Mai 1808, zwei Tage nach seinem Eintrag – … „am Bache herzlicher Abschied“ wurde ein Abschied für immer. Nach seiner Reise nach Paris hat er seine Rohrbacher Käthe nie wieder gesehen, daß es eine große Liebe gewesen sein müsse, mag beweisen, daß nachfolgende Tagebucheinträge, die über seinen plötzliche Abschied etwas sagen könnten, von ihm offensichtlich vernichtet worden waren. Nie vergessen hingegen hat ihn sein Käthchen: Sie blieb ledig und starb 48jährig als Gehilfin in der Bäckerei und Wirtschaft „Zur schwarzen Traube“, dem heutigen „Schnookeloch“. Eichendorff muß später Einzelheiten über die Lage des Grabes erfahren haben. In einem seiner neben seinem „In einem kühlen Grunde“, das kurz nach dem Abschied entstanden sein muß („… Sie hat die Treu gebrochen, Mein Ringlein sprang entzwei) „schönsten Gedichte – „Die Nachtigallen“ – drückte er seinen Dank für Treue aus – als späte Einsicht?
Nacht, Wolken, wohin sie gehen, / ich weiß es recht gut, / Liegt ein Grund hinter den Höhen, / Wo meine Liebste jetzt ruht. / Zieht der Einsiedel sein Glöcklein, / Sie höret es nicht, / Es fallen ihr die Löcklein / Übers ganze Gesicht. / Und daß sie niemand erschrecket, / Der liebe Gott hat sie hier / Ganz mit Mondschein bedecket, / Da träumt sie nun von mir. got

Dez. 2007 | Heidelberg, Allgemein | Kommentieren