Der Wert der Toleranz wird in der westlichen Zivilisation ganz groß geschrieben. In Amerika und Europa wird das Recht auf religiöse Freiheit, persönliche Meinungen und freie Entfaltung sogar explizit in den Verfassungen festgehalten. Warum aber standen dann bei den Terroranschlägen von Breivik und den Mordtaten der NSU trotzdem reflexartig Muslime im Verdacht? Und: wie weit ist es dann tatsächlich her mit der Toleranz? Dieser hochbrisanten Frage widmet sich Martha Nussbaum in ihrem neuen Buch »Die neue religiöse Intoleranz«, das im August bei der WBG erscheint. Nähere Informationen finden Sie hier.
Im aufgeklärten 21. Jahrhundert ist es manchmal schwer nachzuvollziehen, wie durch Kreuzzüge, Hexenverbrennungen, blutige Religionskriege und Antisemitismus Millionen von Menschen im Namen der Religion ihr Leben lassen mussten. Dass aus Angst und Unwissen derartige Gewaltexzesse passieren können, scheint weit weg in der Vergangenheit zu liegen, allenfalls möglich im Mittelalter und höchstens noch zu finden bei »primitiveren« Gesellschaften ohne ausgeklügelten christlich, modern-sozialdemokratischen Wertekanon oder unter ideologischer Verblendung. Aber ist man davor heute wirklich gefeit? Es ist beunruhigend, dass spätestens seit dem 11. September 2001 speziell die islamische Kultur einer zunehmenden Stigmatisierung unterworfen wird: Ob Burkas, Kopftücher, Minarette oder muslimische Gemeindezentren – überall in Europa werden plötzlich umfangreiche gesetzliche Reglementierungen getroffen, die Muslime einer gewissen »Kontrolle« unterwerfen. Unbemerkt scheint sich die Angst wieder eingeschlichen zu haben.
Der vielbeschworene »Clash of Civilisations« – und nun?
Primär übernimmt die Angst eine für das Überleben immanent wichtige Funktion: sie dient als Frühwarnsystem für alle möglichen Gefahren. Aber es gibt auch irrationale Angst, die Gefahren erst erzeugt. So stellt sich Martha Nussbaum die Frage, was für Räder mit der gesellschaftlichen Brandmarkung von Muslimen in Gang gesetzt werden, wenn Rechte und Freiheiten eingeschränkt und der gelebte Generalverdacht jegliches Vertrauen in das Wertesystem des »Westens« zunichte macht. In Zeiten der Globalisierung ist eine Vermischung der Kulturen längst eingetreten und der Zusammenprall von Lebensvorstellungen nicht mehr aufzuhalten. Wie soll darauf reagiert werden? Nussbaum zeigt anhand von drei Leitlinien einen Ausweg aus der Angst: Neben soliden Grundsätzen, die Verhaltenssicherheit schaffen, plädiert sie für Selbstprüfung und Empathie, die Fehler also nicht nur bei anderen zu suchen und anderen Sichtweisen mit Neugier und Verständnis zu begegnen. So sind es nicht präventive Antiterrorgesetze, die die politische Kultur schützen, sondern Menschen, die sich verständigen.
Über das Buch:
Die Philosophin Martha Nussbaum liefert mit dem Buch einen engagierten Beitrag zur Frage der religiösen Intoleranz. Sie enthüllt die irrationale Angst, die dahintersteckt und zeichnet einen Weg heraus.
Martha Nussbaum: Die neue religiöse Intoleranz. Ein Ausweg aus der Politik der Angst. Aus dem Englischen von Nikolaus de Palézieux. 2014 WBG. Etwa 224 S., geb., € 39,95 [D], ISBN 978-3-534-26460-5, Erscheint am 13. August 2014
Über die Autorin:
Martha Nussbaum ist Philosophin und Professorin für Rechtswissenschaften und Ethik an der University of Chicago.
26.Aug..2014, 01:31
Being mortified and embarrassed in a social situation,
plus being socially inept, are some of the fears a person stricken with
SAD stresses about. Depression in most cases goes hand and hand with social anxiety disorder.
The programs promote a peaceful and confidence-boosting frame of mind in a privacy, without being intimidating or overwhelming.
Michael