Als Motorola 1973 den ersten Prototypen eines Mobiltelefons entwickelte, ahnte wohl niemand, dass schon 35 Jahre später, nach einer Hochphase von nicht mal zehn Jahren, das Ende des Handys besiegelt sein würde. Das Handy, das spätestens zum Jahrtausendwechsel in unser Leben Einzug hielt, wurde schon 2007, mit der Vorstellung des iPhones, vom Smartphone, wie wir es heute kennen, abgelöst.

Unternehmen wie Siemens oder Nokia, bei Handys einst Weltmarktführer, sind heute nur noch Schall und Rauch. 2013 wurden weltweit mehr Smartphones als Handys verkauft. So, wie die heutige Generation ein Telefon mit Wählscheibe nicht mehr kennt, wird es künftigen Generationen mit dem Handy gehen. Eine ähnliche Entwicklung sehen wir bei PCs und Notebooks. Der klassische Computer und das weit verbreitete Notebook werden durch das Tablet abgelöst und langfristig in der Nische landen. Schon heute reicht das Tablet für alltägliche Aufgaben aus. Viele technische Highlights der letzten 20 Jahre, von denen wir dachten, wir würden sie ewig nutzen, sind Vergangenheit.

Die Entwicklungszyklen, nicht nur beim Smartphone, verkürzen sich

Die Entwicklung geht rasend schnell voran. Das ist nichts Neues oder auch nur überraschend. Es bedeutet nur, dass es Dinge, wie wir sie heute kennen und die wir ganz alltäglich nutzen, in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird. Das Handy der 90er ist das Smartphone von heute. Das Tablet ist für viele das, was damals der Computer und Notebook waren. Viele der alten Technologien existieren für eine Zeit parallel, bis sie dann in die Nische gedrängt werden. Wenn man sich das auf der Zeitleiste anschaut, wird schnell klar, dass auch die Entwicklung beim Smartphone den Zenit erreicht hat. Revolutionäre Innovationen bleiben aus. Der Desktop-PC wurde innerhalb von 20 Jahren vom Tablet verdrängt. Das Handy hat es knapp zehn Jahre geschafft. Das Smartphone gibt es nun seit sieben Jahren und die Geräte werden zwar konsequent weiter entwickelt, aber Revolutionäres hat der Markt lange nicht gesehen.

Stattdessen läuten Apple, Google, Samsung und Co. die nächste Geräte-Ära ein: die der Smartwatches und Wearables. Das Smartphone, so wie wir es heute kennen, wird in zehn Jahren nicht mehr in der Masse genutzt, das glaubt auch der englische Zukunftsforscher Dr. Ian Pearson . Er sagt, dass in fünf Jahren eine Brille wie die Google Glass selbstverständlich sein wird und wir in zehn Jahren die gleiche Technik in Kontaktlinsen haben werden. Die Technik der Smartphones wird mehr und mehr unsichtbar. Als Berater von Unternehmen in Zukunftsfragen sieht er vor allem Apple und Samsung als Innovationsmotoren. Geht es nach Pearson, wird das Thema der Zukunft Augmented Reality sein – die Verschmelzung der realen Umgebung mit der virtuellen Welt.

Zwar ist Google Glass seit Kurzem auch für Brillenträger denkbar, doch wirklich ansehnlich ist das nicht. (Foto: Google)
Wearables wie Google Glass oder Smartwatches werden das Smartphone verdrängen (Foto: Google)

Das Smartphone ist kein Hype, sondern Teil unserer Gesellschaft

Bis es so weit ist, wird noch einige Zeit vergehen, und ob Google Glass erfolgreich sein wird, wissen wir genau so wenig, wie wir den Erfolg anderer Wearables, zum Beispiel einer iWatch von Apple, voraussagen können. Unstrittig aber ist, dass sich die Geräte und Formfaktoren ändern. Heute sind Smartphones und Tablets unsere ständigen Begleiter, doch wird das auch morgen noch der Fall sein? Eine millardenschwere Industrie verdient viel Geld mit Smartphones und Tablets. Ganze Unternehmenszweige entwickeln Apps. Man fokussiert sich immer mehr auf Mobile, viele Unternehmen haben eine mobile Strategie. Trotzdem gibt es noch immer Unternehmen, die sich damit schwer tun. Noch immer gibt es selbst IT-Unternehmen, die nicht mal eine mobil optimierte Webseite haben. Branchen wie der Einzelhandel sind zum Teil schutzlos den Angriffen aus dem E-Commerce ausgeliefert. Die Entwicklungszyklen werden immer kürzer und es bleibt keine Zeit, jedes Thema einfach auszusetzen.

Smartphones sind kein Hype, sondern Teil unserer Gesellschaft. Das Prinzip „Mobilität” wird sich nicht mehr ändern. Deshalb ist es wichtig, neue Entwicklungen nicht zu ignorieren. Für den Moment mag es ausreichen, das Smartphone singulär zu betrachten, aber mittelfristig wird das nicht genug sein. Eines der erfolgreichsten Softwareunternehmen der 90er, Data Becker, hatte nichts im mobilen Markt beizusteuern. Man war zu 100 Prozent auf den Desktop-PC ausgerichtet. Keine webbasierten Lösungen oder Lösungen für mobile Endgeräte wollte oder konnte Data Becker anbieten. Heute gibt es Data Becker nicht mehr. Microsoft hat den Smartphone- und Tablet-Trend ebenfalls verschlafen und betreibt jetzt Schadensbegrenzung.

Fazit

Unternehmen werden in Zukunft mobilen Strategien brauchen, die nicht mehr nur auf das Smartphone begrenzt sind. Es wird um ganzheitliche Strategien gehen: Das Gerät, mit dem der Anwender eine Lösung nutzt, ist nur noch ein Formfaktor. Unternehmen wie Amazon, Apple oder Google sind wie so oft Vorreiter. Das jüngst vorgestellte Amazon Fire Phone ist ein Paradebeispiel. Es geht Amazon nicht nur um Mobilität. Amazon hat ein größeres Bild vor Augen, Amazon will in jedem unserer Lebensbereiche eine Rolle spielen. Das gleiche gilt für Google und natürlich auch für Apple – nur die Geschäftsmodelle unterscheiden sich. Es ist an der Zeit, nicht mehr nur über Mobilität durch das Smartphone zu sprechen. Wir stehen am Anfang einer Ära des „Everywhere Computing”. Wer heute seine Strategie langfristig ausschließlich auf das Smartphone setzt, verliert vielleicht schon bald den Anschluss. Noch sind Google Glass oder eine Smartwatch wie die Pebble eine Spielerei. Wie schnell daraus allerdings Ernst werden kann, zeigt Google: Auf der I/O-Entwicklerkonferenz wurde die Smartwatch Samsung Gear Live vorgestellt. Mit nur 199 Dollar keine „teure“ Spielerei.

Das wollen, das können wir tun – oder es auch sein lassen. Dann werden wir von alledem eben überholt. Wir? Ich nicht mehr, das walte got …

Juli 2014 | Allgemein, Junge Rundschau, Wissenschaft, Zeitgeschehen | Kommentieren