Universitätsklinikum Heidelberg eröffnete am 23. Juni 2014 feierlich das Analysezentrum III mit dem Dietmar-Hopp-Stoffwechselzentrum – Dietmar Hopp Stiftung unterstützte Bau und Einrichtung mit 9 Millionen Euro

Ein Blutstropfen aus der Ferse des Neugeborenen genügt: Screening kann Leben retten und Gesundheit erhalten. Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

Ein Blutstropfen aus der Ferse des Neugeborenen genügt: Screening kann Leben retten und Gesundheit erhalten.
Foto: Universitätsklinikum Heidelberg

In diesem Zentrum werden ab sofort Laboruntersuchungen zu Neugeborenen-Screening sowie Routine- und Notfalldiagnostik durchgeführt und angeborene Stoffwechselerkrankungen auf höchstem Niveau erforscht. Mit dem Umzug in das neue Laborgebäude sind diese Bereiche, die zuvor an vier Standorten auf dem Campus angesiedelt waren, erstmals unter einem Dach vereint. „Diese Konstellation ist weltweit einzigartig“, freut sich Professor Dr. Georg Hoffmann, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin Heidelberg, dem das Stoffwechselzentrum angegliedert ist. Das Zentrum bietet kurze Wege zwischen den Laboren, eine moderne Ausstattung und Raum für den zukünftigen Ausbau von Forschung und Diagnostik. Bau und Laborausstattung wurden von der Dietmar Hopp Stiftung mit 9 Millionen Euro getragen.

Die großzügige Unterstützung des neuen Laborkomplexes ist eine konsequente Weiterführung des bisherigen Engagements der Dietmar Hopp Stiftung für die frühe Diagnostik und Erforschung von angeborenen Stoffwechselerkrankungen am Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. Die Stiftung fördert bereits seit 2001 den Aufbau des Screening-Zentrums, die Etablierung des erweiterten Neugeborenen-Screenings sowie eine weltweit einmalige Langzeitstudie zu dessen Evaluierung. Die Heidelberger Studie belegte den Nutzen der Früherkennung von Stoffwechselkrankheiten im Neugeborenen-Screening, die den betroffenen Kindern sehr gute Chancen auf eine normale Entwicklung eröffnet.

Jedes Neugeborene in Deutschland wird auf zwei angeborene Hormonstörungen und zwölf Stoffwechselerkrankungen getestet. Ein Tropfen Blut reicht dazu aus. Durch den unmittelbaren Beginn von Behandlungen mit speziellen Medikamenten sowie engmaschiger Betreuung können bei den meisten der betroffenen Kindern Schäden am Gehirn und anderen Organen bis hin zu tödlich verlaufenden Stoffwechselkrisen vermieden werden. „Ich bin stolz darauf, einen Beitrag leisten zu können, dass durch eine frühzeitige Diagnose und Therapie vielen Familien unendliches Leid erspart bleibt“, sagt dazu Dietmar Hopp.

Diagnostik, Behandlung und Erforschung angeborener Stoffwechselkrankheiten sind am Universitätsklinikum Heidelberg in den vergangenen Jahren kontinuierlich vorangetrieben worden. Durch die engere Zusammenarbeit der bislang getrennten Labore und die Bündelung von Technik und Logistik sind weitere Fortschritte auf diesem Gebiet zu erwarten. Besonders augenscheinlich ist dieses bei der Notfalldiagnostik, z.B. wenn bei einem Kind mit einer lebensbedrohlichen Stoffwechselkrise die zugrundeliegende Erkrankung schnellstmöglich diagnostiziert werden muss. Bislang mussten die Proben in Analysegeräten an zwei verschiedenen Standorten untersucht werden – nun befindet sich die nötige Technik auf einem Stockwerk. Das spart wertvolle Zeit.

Jährlich werden 150.000 Blutproben von Neugeborenen gescreent

Jedes Jahr werden im Dietmar-Hopp-Stoffwechselzentrum 150.000 Blutproben von Neugeborenen gescreent und bei ca. 150 Kindern eine lebensentscheidende Diagnose gestellt. Das sind rund 65 Prozent aller Blutproben aus Baden-Württemberg sowie 100 Prozent aus Rheinland-Pfalz und dem Saarland. Hinzu kommen jährlich die Proben von 24.000 Säuglingen aus dem Emirat Katar. Weiterhin werden an mehr als 50.000 Blutproben Spezialuntersuchungen durchgeführt.

Aktuell sind rund 450 angeborene Stoffwechselkrankheiten bekannt. Circa eines von 500 Neugeborenen in Deutschland ist von einer solchen Krankheit betroffen. Da diese Erkrankungen selten sind, wissen Ärzte und Forscher bislang nur bei wenigen, wie sie entstehen und wie man sie behandeln kann. Das 90-köpfige Ärzte- und Wissenschaftlerteam wird am neuen Standort unter verbesserten Rahmenbedingungen verschiedene Stoffwechselerkrankungen auf ihre genetischen Grundlagen und Krankheitsmechanismen hin untersuchen sowie neue Diagnosewerkzeuge und Therapieansätze entwickeln. Bereits jetzt beteiligt sich das Zentrum maßgeblich an der Entwicklung von wissenschaftlich fundierten Leitlinien, der Weiterbildung von Ärzten in der pädiatrischen Stoffwechselmedizin sowie dem Aufbau von internationalen Registern, in dem die Patientendaten gesammelt und ausgewertet werden.

Über die Dietmar Hopp Stiftung

Die Dietmar Hopp Stiftung wurde 1995 gegründet, um die Umsetzung gemeinnütziger Projekte zu ermöglichen. Das Stiftungsvermögen besteht überwiegend aus SAP-Aktien, die Dietmar Hopp aus seinem privaten Besitz eingebracht hat. Seit ihrer Gründung hat die Stiftung, die zu den größten Privatstiftungen Europas zählt, rund 400 Millionen Euro ausgeschüttet. Der Schwerpunkt der Förderaktivitäten liegt in der Metropolregion Rhein-Neckar, mit der sich der Stifter besonders verbunden fühlt. Auf Antrag fördert die Stiftung Projekte gemeinnütziger Organisationen in den Bereichen Jugendsport, Medizin, Soziales und Bildung. Darüber hinaus setzt die Dietmar Hopp Stiftung ihre satzungsgemäßen Zwecke durch eigene Förderaktionen um. Die neueste Aktion will unter dem Titel „alla hopp!“ alle Generationen für mehr Bewegung begeistern. Daher spendet die Stiftung Bewegungs- und Begegnungsanlagen an 18 Kommunen der Region im Gesamtwert von 40 Millionen Euro. Die Dietmar Hopp Stiftung ist Mitglied im Bundesverband Deutscher Stiftungen, im Verein Zukunft Metropolregion Rhein-Neckar und in der Sportregion Rhein-Neckar e.V.

Juni 2014 | Heidelberg, Allgemein, InfoTicker aktuell, Wissenschaft | Kommentieren