Clapeko van der Heide erhält den Preis der Willibald-Kramm-Stiftung
3fc9802748a76a74029dcce985a52aa2Eine Herausforderung ist es, der reinen Farbe beinahe ein halbes Leben zu widmen. Eine puristische Herausforderung ist es, sich zwischen den zwei Polen Endlichkeit Rot und der Unendlichkeit Blau einzunisten – er nennt es Kosmos. Clapeko van der Heide, 1940 in Leipzig geboren,  studierte bis 1967 an der Karlsruher Akademie der Künste bei Herbert Kitzel und Emil Schumacher. Er war Meisterschüler bei Herbert Kitzel und Fritz Klemm, dessen pädagogische Fähigkeit von vielen seiner Schüler gepriesen wurde.

Clapeko van der Heide hat ebenfalls eine lange pädagogische Erfahrung hinter sich – zunächst in Karlsruhe an der Kunsthalle, dann an der Freien Kunsthochschule Rhein-Neckar, schließlich an der Heidelberger Universität. Es ist sicherlich auch diese lehrende Tätigkeit, die dazu führte, dass seine Arbeiten, die auf den ersten Blick wirken, als ob sie Ergebnis eines einfachen Farbauftrags wären, tatsächlich einen komplexen Prozess durchgelaufen haben. Ein typisches Beispiel ist die „Große Mandorla“, die an der Innenhof-Fassade der Staatlichen Majolika Manufaktur in Karlsruhe angebracht wurde und die das Ergebnis eines längeren Experimentierprozesses war. Ursprünglich sollte hier durch vertikal verlaufende Linien ein genau festgelegter Farbraum definiert werden, doch ließ der Brennvorgang bei diesen Keramikfliesen keine solche Linienabgrenzung zu. Clapeko ordnete dann die Fliesen so, dass die Zwischenräume der einzelnen Platten eben diese Linien erzeugen und den Farbraum erzeugen.

largeSeit Jahren beschäftigt sich Clapeko mit den Farben Blau und Rot – die erste ein Symbol der Ferne, des Fernwehs und der Unendlichkeit, die zweite der Sonne, des Blutes, der Energie. Arbeiten mit diesen beiden Farben haben eine lange Tradition in der abstrakt-konstruktivistischen Malerei. Clapeko setzte sich mit vielen möglichen Deutungen tiefgreifend auseinander. Soeben entwickelte er in Portugal auf Zeitungspapier eine neue Variante eine der meist in Blau gehaltenen „Azulejos- Kacheln“. Da sich das Papier sofort nach dem Farbauftrag wellte, trocknete er es mit einem Bügeleisen. Die Partnerstadt Amarante bei Porto hat sofort verstanden, dass die moderne Welt sich nach mehr als nur nach einer „trockenen Zeitungsnachricht“ sehnt: und gerade dies haben Clapekos „Azulejos“ transportiert.

_wsb_464x325_Azulejo$5B1$5DDen Kontrapunkt zu Blau bildet Rot, für Clapeko ein „lebender Organismus“, der nicht nur Energie ausstrahlt, sondern auch – während des Malprozesses – Energie absorbiert. Neben der gängigen Symbolik einer Energie und Wärme  transportierenden Farbe sind in Rot gehaltene Bilder auch ein Symbol der Nähe. Mit Blau bildet sie einen unendlichen Kosmos, in dem sowohl Anziehungs- wie auch auseinanderdriftende Kräfte am Werk sind. So spiegelt sich schon im Titel der jetzigen Ausstellung in der Reihe „Kunst im Breitspiel“ Rot-Blau-Rot das komplexe Verhältnis zwischen scheinbar gegensätzlichen Farboberflächen wider. Dass sie eine Einheit bilden, die weit über die mehr als 20 Farbschichten auf einer Oberfläche hinausgeht, zeigen Clapeko van der Heides Arbeiten exemplarisch.

Die Willibald-Kramm-Preis-Stiftung übergibt die Auszeichnung an den diesjährigen Preisträger Clapeko van der Heide bei der Eröffnung der Ausstellung am 14. Mai 2014 in der Kanzlei Tiefenbacher. Sie dankt der Manfred-Lautenschläger-Stiftung und der Kanzlei Tiefenbacher für die großzügige Unterstützung.

Mai 2014 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau | Kommentieren