In der Arbeitswelt werden Generationen immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Aber was ist dran an diesen Klischees ? Eine Studie klärt auf.
Die Gen Z ist faul, arbeitsscheu und zu empfindlich. Mit diesen Vorurteilen sehen sich junge Arbeitnehmer·innen, die zwischen 1995 und 2010 geboren wurden, immer wieder konfrontiert. Doch nicht nur ihnen, sondern auch anderen Generationen begegnen Vorurteile in Bezug auf ihre Einstellung zur Arbeit.
Die Generation der Babyboomer (zwischen 1955 und 1969 geboren) arbeite immer hart, sei Veränderungen gegenüber jedoch komplett resistent. Besonders im technologischen Bereich. Die Generation Y oder auch Millenials (zwischen 1980 und 1999 geboren) seien die „Jobhopper·innen“ und illoyal gegenüber ihren Arbeitgeber·innen. Weniger von Geld und mehr von der Suche nach einem Sinn in ihrer Arbeit getrieben.
Was ist aus wissenschaftlicher Sicht
an diesen Klischees tatsächlich dran?
Sind einige Generationen wirklich motivierter, engagierter und eifriger bei der Arbeit als andere? Eine aktuelle Studie liefert Antworten und zeigt, was es wirklich mit dem „Generationen-Unterschied“ auf sich hat.
Im Rahmen einer Studie der Universität Saarland wurden für die Beantwortung der „Generationen-Hypothese“ ca. 585.000 Menschen aus 113 verschiedenen Ländern in einem Zeitraum von 30 Jahren (1981-2022) befragt. Das Ziel der Befragung: Zu ermitteln, inwiefern die Arbeitsmotivation mit dem Geburtsjahrgang zusammenhängt. Dazu wurde nicht nur das Geburtsjahr erfasst, sondern auch das individuelle Lebensalter und Kalenderjahr zum Zeitpunkt der Befragung.
Die Ergebnisse lassen einen eindeutigen und für einige sehr überraschenden Schluss zu: Die Zugehörigkeit zu einer Generation hat nichts mit ihrer Arbeitsmotivation zu tun.
Wie lassen sich die Unterschiede stattdessen erklären?
Die Studie spricht in diesem Zusammenhang vom sogenannten „period effect“. Dieser Effekt beschreibt die Beobachtung, dass die Bedeutung von Arbeit nichts mit der Zugehörigkeit zu einer bestimmten Generation zu tun hat, sondern vielmehr mit dem individuellen Alter einer Person. So zeigten die Ergebnisse, dass sich die Arbeits-Motivation im Verlaufe des Lebens verändert.
In der Mitte ihres Lebens messen alle Generationen ihrer Arbeit die größte Bedeutung bei. Am Anfang der Karriere nimmt die Motivation dabei zunächst exponentiell zu, bevor sie nach der Mitte des Lebens wieder deutlich an Bedeutung verliert. Kurz gesagt: Die Alters-Effekte überwiegen deutlich den Jahrgangs-Effekten. So lässt sich auch erklären, warum die Generation Z – als die Generation, die gerade erst auf den Arbeitsmarkt strömt – von älteren Generationen weniger motiviert wahrgenommen wird.
Generationen vereint:
Warum alle an einen Strang ziehen sollten
Eine weitere interessante Erkenntnis der Studie: Die Bedeutung von Arbeit hat im Vergleich zu früher bei allen Menschen abgenommen – unabhängig vom Alter oder Geburtsjahrgang. Daraus lässt sich schließen, dass die Arbeit in der Vergangenheit insegsamt einen höheren Stellenwert hatte, als sie es heute tut.
Die Studie zeigt also, dass die Arbeitsmotivation nicht davon abhängig ist, welcher Generation eine Person angehört. Sondern von ihrem individuellen Alter und der historischen Zeit. Die Vorurteile gegenüber der Generation Z, sie sei faul und hätte keine Arbeitsmoral, kann somit aus wissenschaftlicher Sicht nicht belegt werden.
Was kannst Du aus diesen Erkenntnissen
für Deinen Arbeitsalltag mitnehmen?
Frage Dich selber einmal ganz ehrlich: Hast Du Vorurteile gegenüber Deinen Kolleg·innen aufgrund der Generation, der sie angehören? Und falls ja, hilft es Dir, diese Vorurteile zu haben? Macht es Deinen Arbeitsalltag einfacher und effizienter? Wäre es langfristig nicht sinnvoller, einen konstruktiven Umgang mit Deinen Kolleg·innen zu finden, deren Verhaltensweise Dich stören?
Beispielsweise indem Du Deine junge Kollegin in ein spannendes Projekt integrierst und sie mit neuer Verantwortung oder konstruktivem Feedback motivierst. Oder indem Du Deinen älteren Kollegen zu einer Reihe fester Termine einlädst, in die er seine gebündelten Fragen zu der neuen Software mitbringen kann.
Dabei verlangt keiner, dass Du von heute auf morgen eine 180 Grad Wende durchlebst. Doch jeder kleine Schritt bringt Dich ein Stück näher an das Ziel der harmonischen Zusammenarbeit.