Woran erkennt man hochsensible Kinder? Leo (alle Namen v. d. Red. geändert) ist sieben Jahre alt und liebt Fußball. Seine Kindermannschaft trainiert heute in der Halle. Kaum wird angepfiffen, rennt er, kickt und hat den Ball immer im Auge. Eine Viertelstunde später steht er reglos am Rand des Feldes. Die Augen weit aufgerissen starrt er auf die anderen Kinder, die sich lautstark um den Ball balgen. Als der Trainer Leos Abwesenheit bemerkt, führt er ihn hinaus in die Umkleidekabine. Hier ist es still und Leo löst sich langsam wieder aus seiner Starre. „Fußballspielen ist echt cool!“, sagt der Siebenjährige und grinst. Leo ist kein Problemkind oder leidet gar unter einer Krankheit. Ganz im Gegenteil: er ist nur ein wenig anders. Genauer gesagt – hochsensibel.

Die Flut der Sinnesreize

Im Alltag werden wir von unzähligen Reizen überflutet. Geräusche, Gerüche, Bilder und Berührungen stürmen unaufhörlich auf uns ein. Um diese Fülle an Informationen verarbeiten zu können, ist das menschliche Gehirn mit einem Filtersystem ausgestattet, das einen großen Teil der Sinneswahrnehmungen gar nicht erst bis ins Bewusstsein vordringen lässt. Diese Filterfunktion unseres Gehirns, die das Nervensystem vor Überlastung schützt, ist bei Hochsensiblen durchlässiger. Bei ihnen können viel mehr Reize bis ins Bewusstsein vordringen ohne zuvor „aussortiert“ zu werden. Diese neuronale Besonderheit zeigt zwei Gesichter: einerseits erleben Hochsensible die Welt differenzierter und intensiver, weil ihnen mehr Informationen zur Verfügung stehen. Andererseits führt diese Überfülle an bewusst wahrgenommenen Sinnesreizen schnell zur Überlastung von Körper und Seele.

Das Fußballtraining überfordert Leos Reizkanäle: die vielen Kinder, die sich schnell bewegen, dazu der Lärmpegel, der in der Halle besonders hoch ist. Hochsensible Kinderfühlen sich schneller gestresst oder überfordert, selbst bei schönen Erlebnissen wie Geburtstagsfeiern oder Zoobesuchen. Hochsensible haben feine Antennen für die Schwingungen in ihrer Umgebung, weshalb schulischer Druck oder Erwartungen von Außen bei ihnen früher Überlastungserscheinungen auslösen als bei Normalsensiblen. Noch dazu sind sie kleine Perfektionisten. Um der Reizüberflutung ein Stück weit zu entkommen, suchen hochsensible Kinder häufig nach Rückzugsmöglichkeiten in der Sicherheit einer ruhigen Umgebung und in der Nähe von vertrauten Menschen.

So wie Bastian. Um sich an fremde Menschen, neue Situationen oder eine unbekannte Umgebung zu gewöhnen, benötigt der Dreieinhalbjährige viel Zeit. Es dauerte mehrere Monate bis Bastian so viel Vertrauen zu einer seinen Erzieherinnen schöpfte, dass er sich traute einen ganzen Tag lang im Kindergarten zu verbringen. Auch der Fußballer Leo kann sich nur schlecht konzentrieren, wenn im Klassenzimmer nicht genug Ruhe herrscht. Deshalb sitzt er inzwischen in der ersten Reihe, damit sich sein Sichtfeld auf die Lehrerin an der Tafel beschränkt und sich die Reize des vollen Klassenraumes nicht noch dazwischen schieben.

Eine unsensible Umgebung macht krank

Problematisch wird das Leben eines hochsensiblen Kindes, wenn die Familie keine Strategien findet, mit dieser Besonderheit umzugehen. Oder noch schlimmer, wenn das „Anderssein“ negativ bewertet wird und Anpassungsdruck folgt. Elisa Mutmann, die Mutter von Leo, aus dem niedersächsischen Winsen an der Luhe, ist selbst hochsensibel und hat einen Leidensweg hinter sich, den sie ihrem Sohn ersparen möchte. Wenn sie als Kind empfindlich oder emotional reagierte, erntete sie oft vorwurfsvolle Kommentare: „Sei nicht so theatralisch! Stell dich um Himmelswillen nicht so an!“ Elisa Mutmanns familiäre und schulische Umgebung hat ihr von Klein auf vermittelt, dass sie „falsch tickte“.

Hochsensibilität ist aber keine psychische Fehlfunktion und muss deshalb nicht therapiert werden im Sinne einer Krankheit. Die Betroffenen können ihr Empfinden auch nicht ausblenden, wie Kinderarzt Dr. Bernd Seitz weiß, der sich seit längerem mit Hochsensibilität bei Kindern beschäftigt. Wenn dem Hochsensiblen Ausdrucksmöglichkeiten verweigert werden und er sich aufgrund seines „Andersseins“ an den Rande der Gesellschaft gedrängt fühlt, zieht dies gesundheitliche Folgen nach sich. Elisa Mutmann, heute trockene Alkoholikerin, floh damals in die Sucht, weil sie ihr Leben als gescheitert empfand. Bei Bastians hochsensibler Mutter Karin Sanden aus Schenefeld in Schleswig-Holstein führte die Missachtung der eigenen Bedürfnisse zum Burnout-Syndrom.

Die Dauerüberreizung kann sich nicht nur als Wurzel psychischer Folgeprobleme entpuppen, sondern sich auch in körperlichen Beschwerden niederschlagen. Typisch sind Verspannungen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Infektanfälligkeit, Allergien, Rheuma und Asthma. Der Körper reagiert ebenso sensibel wie der Geist. Dr. Bernd Seitz weist darauf hin, dass bei Hochsensiblen das körperliche Schmerzempfinden stärker ausgeprägt ist, Medikamente schon bei einer geringeren Dosis als üblich wirksam werden und leichter Nebenwirkungen auftreten.

Der dreieinhalbjährige Bastian reagierte schon als Baby körperlich auf Reize in seiner Umgebung, mit denen er nicht umgehen konnte. Wenn die Eltern gestresst waren, übertrug sich die Stimmung direkt auf das Baby. In diesen Situationen hustete und spuckte Bastian bis sich seine Umgebung wieder beruhigt hatte. Auch der Grundschüler Leo merkt seine Grenzen schnell. Wenn der Schultag stressig ist und zu viel Unruhe ihn überfordert, leidet er unter Migräne.

Nicht therapieren, sondern ernst nehmen

Negative Folgen entstehen, wenn sich das hochsensible Kind im Konflikt mit einer verständnislosen Außenwelt sieht. Das kann leicht passieren, denn unser gesellschaftliches Wertesystem ist so angelegt, dass Leistungsorientierung, Konkurrenzdenken und Teamgeist schon früh als Norm vermittelt werden. Das widerspricht dem Empfinden Hochsensibler, denn ihre innere Richtschnur orientiert sich an Werten wie Innerlichkeit, Gerechtigkeit und Ausgleich. Außerdem ist unser Schulsystem auf die Vermittlung logischer und faktischer Inhalte ausgerichtet. Fantasie und Kreativität kommen dagegen zu kurz. Erhalten hochsensible Kinder nicht genug Freiräume ihre reiche Innenwelt auszudrücken und ihre Werte zu leben, empfinden sie sich zunehmend als „anders“, „unnormal“, „falsch“. Deshalb ist es wichtig, die Bedürfnisse hochsensibler Kindern ernst zu nehmen, selbst wenn diese gegen gängige Ratschläge für Eltern oder gegen gesellschaftliche Erwartungen verstoßen.

Karin Sanden hatte eine Weile lang versucht ihren Sohn vom elterlichen Bett zu entwöhnen, gemäß einer pädagogischen Empfehlung, die für normalsensible Kinder durchaus sinnvoll ist. Bastian weinte viel, schlief schlecht und war unausgeglichen. Bis seine Mutter einen Strategiewechsel vornahm. Nun haben sich die Sandens eine extragroße Matratze zugelegt, auf der Bastian seinen festen Schlafplatz bei den Eltern hat. Das Gefühl der Nähe, das der Dreieinhalbjährige sich nachts im elterlichen Bett holen kann, macht ihn tagsüber ausgeglichener und selbstständiger.

Als der Grundschüler Leo den Schwimmkurs besuchte, wie seine Lehrer empfahlen, schreckten ihn das Gewusel im Wasser, die vielen Kinder und der Lärmpegel im Hallenbad ab. In den Sommerferien im Pool einer befreundeten Familie dagegen hatte der Siebenjährige große Freude am Plantschen. Leos Eltern zogen daraus die Konsequenz, dass er das Schwimmen nun nicht im Schwimmkurs, sondern im Pool der Freunde lernen wird.

Die Gabe der Hochsensibilität

Wenn das Umfeld – die Familie, Kita oder Schule –die Bedürfnisse der hochsensiblen Kinder zulässt, anstatt ihr Anderssein zu kritisieren, ist der wichtigste Schritt erfolgt. Dann können die Kinder das Potenzial entfalten, das die Hochsensibilität mit sich bringt. Ihr Feingefühl für Zwischentöne und Befindlichkeiten anderer Menschen macht sie zu Vermittlern, denen Harmonie und das Wohlbefinden der Gemeinschaft wichtig sind. Sie besitzen ein inneres Wertesystem, das früher als bei Gleichaltrigen stark ausgeprägt ist. Hochsensible teilen beispielsweise gerne aufgrund ihres starken Gerechtigkeitsempfindens. Elisa Mutmann hat ihre Talente bei der Berufswahl genutzt: sie arbeitet als Gesprächstherapeutin, ein Beruf, bei dem es auf Einfühlung und Vermittlung ankommt.

Viele hochsensible Kinder sind sehr wissensdurstig und phantasievoll. Frühzeitig entwickeln sie ein differenziertes sprachliches Ausdrucksvermögen und die Fähigkeit zu komplexem Denken. Beim Fußballfan Leo koppelt sich Hochsensibilität an Hochbegabung – die Eltern suchen noch nach Möglichkeiten ihn gezielt zu fördern, ohne ihn mit einem Überangebot zu überfordern.

Aufgrund einer angeborenen Schwachstelle im Zwerchfell ist Bastians Entwicklung verzögert. Der Dreieinhalbjährige spricht bisher nur wenige Worte. Doch diesen Nachteil macht er auf kreative Weise wett: er komponiert kleine Geräuschsymphonien und untermalt sie mit ausdrucksstarken Bewegungen. Er reißt die Arme hoch, rollt die Augen, verzieht sein Gesicht und gluckst dann wieder aus voller Kehle. Musik ist für ihn frühe Begabung und Kommunikationsmittel zugleich

Begleitung statt Behandlung von besonderen Kindern

Beide Familien hatten seit dem Babyalter den diffusen Verdacht, dass ihre Kinder sich von Gleichaltrigen unterscheiden. Bei Leo war es der starke Kontrast zwischen fordernder Wissbegier und rascher Überforderung, der die Eltern stutzig machte. Als er in die Schule kam und oft nur weinte, begannen Sie, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Karin Sanden empfand Bastian von Geburt an als dünnhäutig – er reagierte körperlich auf jede Stimmung in seiner Umgebung, was Mutter und Kind sehr belastete.

Beide Familien waren lange Zeit auf der Suche, ohne zu wissen, wonach sie eigentlich konkret suchen sollten, als sie durch Zufall mit Aurum Cordis in Kontakt kamen. Das Zentrum für hochsensible Menschen bietet Eltern Rat und Unterstützung. 1997 hat die amerikanische Wissenschaftlerin Elain Aron erstmals den Begriff der Hochsensibilität geprägt. Welch große Erleichterung eine Benennung ist, bestätigen auch die Eltern von Leo und Bastian, die nun endlich einen Namen für die „Andersartigkeit“ ihrer Kinder haben.

Jun 2024 | In vino veritas | Kommentieren

Woran erkennt man hochsensible Kinder? Clemens ist sieben Jahre alt und liebt Fußball. Seine Kindermannschaft trainiert heute in der Halle. Kaum wird angepfiffen, rennt er, kickt und hat den Ball immer im Auge. Eine Viertelstunde später steht er reglos am Rand des Feldes. Die Augen weit aufgerissen starrt er auf die anderen Kinder, die sich lautstark um den Ball balgen. Als der Trainer Leos Abwesenheit bemerkt, führt er ihn hinaus in die Umkleidekabine. Hier ist es still und Leo löst sich langsam wieder aus seiner Starre. „Fußballspielen ist echt cool!“, sagt der Siebenjährige und grinst. Leo ist kein Problemkind oder leidet gar unter einer Krankheit. Ganz im Gegenteil: er ist nur ein wenig anders. Genauer gesagt – hochsensibel.

Die Flut der Sinnesreize

Im Alltag werden wir von unzähligen Reizen überflutet. Geräusche, Gerüche, Bilder und Berührungen stürmen unaufhörlich auf uns ein. Um diese Fülle an Informationen verarbeiten zu können, ist das menschliche Gehirn mit einem Filtersystem ausgestattet, das einen großen Teil der Sinneswahrnehmungen gar nicht erst bis ins Bewusstsein vordringen lässt. Diese Filterfunktion unseres Gehirns, die das Nervensystem vor Überlastung schützt, ist bei Hochsensiblen durchlässiger. Bei ihnen können viel mehr Reize bis ins Bewusstsein vordringen ohne zuvor „aussortiert“ zu werden. Diese neuronale Besonderheit zeigt zwei Gesichter: einerseits erleben Hochsensible die Welt differenzierter und intensiver, weil ihnen mehr Informationen zur Verfügung stehen. Andererseits führt diese Überfülle an bewusst wahrgenommenen Sinnesreizen schnell zur Überlastung von Körper und Seele.

Das Fußballtraining überfordert Leos Reizkanäle: die vielen Kinder, die sich schnell bewegen, dazu der Lärmpegel, der in der Halle besonders hoch ist. Hochsensible Kinderfühlen sich schneller gestresst oder überfordert, selbst bei schönen Erlebnissen wie Geburtstagsfeiern oder Zoobesuchen. Hochsensible haben feine Antennen für die Schwingungen in ihrer Umgebung, weshalb schulischer Druck oder Erwartungen von Außen bei ihnen früher Überlastungserscheinungen auslösen als bei Normalsensiblen. Noch dazu sind sie kleine Perfektionisten. Um der Reizüberflutung ein Stück weit zu entkommen, suchen hochsensible Kinder häufig nach Rückzugsmöglichkeiten in der Sicherheit einer ruhigen Umgebung und in der Nähe von vertrauten Menschen.

So wie Bastian. Um sich an fremde Menschen, neue Situationen oder eine unbekannte Umgebung zu gewöhnen, benötigt der Dreieinhalbjährige viel Zeit. Es dauerte mehrere Monate bis Bastian so viel Vertrauen zu einer seinen Erzieherinnen schöpfte, dass er sich traute einen ganzen Tag lang im Kindergarten zu verbringen. Auch der Fußballer Leo kann sich nur schlecht konzentrieren, wenn im Klassenzimmer nicht genug Ruhe herrscht. Deshalb sitzt er inzwischen in der ersten Reihe, damit sich sein Sichtfeld auf die Lehrerin an der Tafel beschränkt und sich die Reize des vollen Klassenraumes nicht noch dazwischen schieben.

Eine unsensible Umgebung macht krank

Problematisch wird das Leben eines hochsensiblen Kindes, wenn die Familie keine Strategien findet, mit dieser Besonderheit umzugehen. Oder noch schlimmer, wenn das „Anderssein“ negativ bewertet wird und Anpassungsdruck folgt. Elisa Mutmann, die Mutter von Leo, aus dem niedersächsischen Winsen an der Luhe, ist selbst hochsensibel und hat einen Leidensweg hinter sich, den sie ihrem Sohn ersparen möchte. Wenn sie als Kind empfindlich oder emotional reagierte, erntete sie oft vorwurfsvolle Kommentare: „Sei nicht so theatralisch! Stell dich um Himmelswillen nicht so an!“ Elisa Mutmanns familiäre und schulische Umgebung hat ihr von Klein auf vermittelt, dass sie „falsch tickte“.

Hochsensibilität ist aber keine psychische Fehlfunktion und muss deshalb nicht therapiert werden im Sinne einer Krankheit. Die Betroffenen können ihr Empfinden auch nicht ausblenden, wie Kinderarzt Dr. Bernd Seitz weiß, der sich seit längerem mit Hochsensibilität bei Kindern beschäftigt. Wenn dem Hochsensiblen Ausdrucksmöglichkeiten verweigert werden und er sich aufgrund seines „Andersseins“ an den Rande der Gesellschaft gedrängt fühlt, zieht dies gesundheitliche Folgen nach sich. Elisa Mutmann, heute trockene Alkoholikerin, floh damals in die Sucht, weil sie ihr Leben als gescheitert empfand. Bei Bastians hochsensibler Mutter Karin Sanden aus Schenefeld in Schleswig-Holstein führte die Missachtung der eigenen Bedürfnisse zum Burnout-Syndrom.

Die Dauerüberreizung kann sich nicht nur als Wurzel psychischer Folgeprobleme entpuppen, sondern sich auch in körperlichen Beschwerden niederschlagen. Typisch sind Verspannungen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen, Infektanfälligkeit, Allergien, Rheuma und Asthma. Der Körper reagiert ebenso sensibel wie der Geist. Dr. Bernd Seitz weist darauf hin, dass bei Hochsensiblen das körperliche Schmerzempfinden stärker ausgeprägt ist, Medikamente schon bei einer geringeren Dosis als üblich wirksam werden und leichter Nebenwirkungen auftreten.

Der dreieinhalbjährige Bastian reagierte schon als Baby körperlich auf Reize in seiner Umgebung, mit denen er nicht umgehen konnte. Wenn die Eltern gestresst waren, übertrug sich die Stimmung direkt auf das Baby. In diesen Situationen hustete und spuckte Bastian bis sich seine Umgebung wieder beruhigt hatte. Auch der Grundschüler Leo merkt seine Grenzen schnell. Wenn der Schultag stressig ist und zu viel Unruhe ihn überfordert, leidet er unter Migräne.

Ernst nehmen statt therapieren zu wollen

Negative Folgen entstehen, wenn sich das hochsensible Kind im Konflikt mit einer verständnislosen Außenwelt sieht. Das kann leicht passieren, denn unser gesellschaftliches Wertesystem ist so angelegt, dass Leistungsorientierung, Konkurrenzdenken und Teamgeist schon früh als Norm vermittelt werden. Das widerspricht dem Empfinden Hochsensibler, denn ihre innere Richtschnur orientiert sich an Werten wie Innerlichkeit, Gerechtigkeit und Ausgleich. Außerdem ist unser Schulsystem auf die Vermittlung logischer und faktischer Inhalte ausgerichtet. Fantasie und Kreativität kommen dagegen zu kurz. Erhalten hochsensible Kinder nicht genug Freiräume ihre reiche Innenwelt auszudrücken und ihre Werte zu leben, empfinden sie sich zunehmend als „anders“, „unnormal“, „falsch“. Deshalb ist es wichtig, die Bedürfnisse hochsensibler Kindern ernst zu nehmen, selbst wenn diese gegen gängige Ratschläge für Eltern oder gegen gesellschaftliche Erwartungen verstoßen.

Karin Sanden hatte eine Weile lang versucht ihren Sohn vom elterlichen Bett zu entwöhnen, gemäß einer pädagogischen Empfehlung, die für normalsensible Kinder durchaus sinnvoll ist. Bastian weinte viel, schlief schlecht und war unausgeglichen. Bis seine Mutter einen Strategiewechsel vornahm. Nun haben sich die Sandens eine extragroße Matratze zugelegt, auf der Bastian seinen festen Schlafplatz bei den Eltern hat. Das Gefühl der Nähe, das der Dreieinhalbjährige sich nachts im elterlichen Bett holen kann, macht ihn tagsüber ausgeglichener und selbstständiger.

Als der Grundschüler Leo den Schwimmkurs besuchte, wie seine Lehrer empfahlen, schreckten ihn das Gewusel im Wasser, die vielen Kinder und der Lärmpegel im Hallenbad ab. In den Sommerferien im Pool einer befreundeten Familie dagegen hatte der Siebenjährige große Freude am Plantschen. Leos Eltern zogen daraus die Konsequenz, dass er das Schwimmen nun nicht im Schwimmkurs, sondern im Pool der Freunde lernen wird.

Die Gabe der Hochsensibilität

Wenn das Umfeld – die Familie, Kita oder Schule –die Bedürfnisse der hochsensiblen Kinder zulässt, anstatt ihr Anderssein zu kritisieren, ist der wichtigste Schritt erfolgt. Dann können die Kinder das Potenzial entfalten, das die Hochsensibilität mit sich bringt. Ihr Feingefühl für Zwischentöne und Befindlichkeiten anderer Menschen macht sie zu Vermittlern, denen Harmonie und das Wohlbefinden der Gemeinschaft wichtig sind. Sie besitzen ein inneres Wertesystem, das früher als bei Gleichaltrigen stark ausgeprägt ist. Hochsensible teilen beispielsweise gerne aufgrund ihres starken Gerechtigkeitsempfindens. Elisa Mutmann hat ihre Talente bei der Berufswahl genutzt: sie arbeitet als Gesprächstherapeutin, ein Beruf, bei dem es auf Einfühlung und Vermittlung ankommt.

Viele hochsensible Kinder sind sehr wissensdurstig und phantasievoll. Frühzeitig entwickeln sie ein differenziertes sprachliches Ausdrucksvermögen und die Fähigkeit zu komplexem Denken. Beim Fußballfan Leo koppelt sich Hochsensibilität an Hochbegabung – die Eltern suchen noch nach Möglichkeiten ihn gezielt zu fördern, ohne ihn mit einem Überangebot zu überfordern.

Aufgrund einer angeborenen Schwachstelle im Zwerchfell ist Bastians Entwicklung verzögert. Der Dreieinhalbjährige spricht bisher nur wenige Worte. Doch diesen Nachteil macht er auf kreative Weise wett: er komponiert kleine Geräuschsymphonien und untermalt sie mit ausdrucksstarken Bewegungen. Er reißt die Arme hoch, rollt die Augen, verzieht sein Gesicht und gluckst dann wieder aus voller Kehle. Musik ist für ihn frühe Begabung und Kommunikationsmittel zugleich

Begleitung statt Behandlung besonderer Kinder

Beide Familien hatten seit dem Babyalter den diffusen Verdacht, dass ihre Kinder sich von Gleichaltrigen unterscheiden. Bei Leo war es der starke Kontrast zwischen fordernder Wissbegier und rascher Überforderung, der die Eltern stutzig machte. Als er in die Schule kam und oft nur weinte, begannen Sie, sich ernsthaft Sorgen zu machen. Karin Sanden empfand Bastian von Geburt an als dünnhäutig – er reagierte körperlich auf jede Stimmung in seiner Umgebung, was Mutter und Kind sehr belastete.

Beide Familien waren lange Zeit auf der Suche, ohne zu wissen, wonach sie eigentlich konkret suchen sollten, als sie durch Zufall mit Aurum Cordis in Kontakt kamen. Das Zentrum für hochsensible Menschen bietet Eltern Rat und Unterstützung. 1997 hat die amerikanische Wissenschaftlerin Elain Aron erstmals den Begriff der Hochsensibilität geprägt. Welch große Erleichterung eine Benennung ist, bestätigen auch die Eltern von Leo und Bastian, die nun endlich einen Namen für die „Andersartigkeit“ ihrer Kinder haben.

Jun 2024 | Gesundheit, In vino veritas | Kommentieren

Der rechte TV-Propagandist Tucker Carlson, der selbst für Fox News zu extrem gewesen war, feierte Assange als „guten Mann“ und unkte: „Die Gezeiten wechseln!“ Von führenden Demokraten oder gar dem Weißen Haus gab es hingegen zunächst keine öffentlichen Reaktionen. Das eigenartige Stimmungsbild kommt nicht überraschend. Mehr noch als anderswo in der Welt polarisiert der schillernde Australier in den USA.

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Jun 2024 | Allgemein, In vino veritas, Politik, Sapere aude | Kommentieren

Bei einer Verurteilung ohne eine Vereinbarung mit der Staatsanwaltschaft hätte Assange wegen Spionage bis zu 175 Jahre Haft gedroht. Journalist sein? Trotz vielerlei und alledem! Immer noch. Und, ersst recht: Ja, gern doch …

Julian Assange bekennt sich „der unrechtmäßigen Beschaffung und Verbreitung von geheimen Unterlagen schuldig“. Nach 14 Jahren Unfreiheit ist das nachvollziehbar, der Deal legitimiert einmal mehr seine unrechtmäßige Verfolgung durch die USA.
Ja. Ein guter Tag für Julian Assange. Endlich, nach 14 (vierzehn!) quälenden Jahren der Unfreiheit wurde er aus britischer Haft entlassen und durfte in seine Heimat Australien ausreisen. Damit endet ein beispielloser juristischer Skandal, bei dem sich die britische und die schwedische Justiz zum Komplizen eines Rachefeldzugs gemacht haben, während die übrigen Regierungen der westlichen Welt schwiegen. Annalena Baerbock etwa, die sich noch im Wahlkampf für Assange eingesetzt hatte, aber – was Wunder – nicht mehr als deutsche Außenministerin

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Jun 2024 | Allgemein, Gesundheit, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Juian Assange heute morgen frei am 25. Juni 24

Der Fall Julian Assange kommt in Bewegung: Laut Gerichtsunterlagen wird sich der Whistleblower in einem US-Anklagepunkt schuldig bekennen. Im Gegenzug kann er in seine Heimat Australien zurückkehren. Die Meldungen überschlagen sich derzeit, heute morgen war in den Agenturen zu lessen dass „das juristische Tauziehen um Julian Assange vor dem Ende stehe. Nach übereinstimmenden Meldungen wird der Whistleblower einen Deal mit den US-Behörden eingehen. Das berichten die Nachrichtenagenturen AP und Reuters unter Berufung auf US-Gerichtsunterlagen.

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Jun 2024 | Allgemein, Gesundheit, InfoTicker aktuell, Sapere aude | Kommentieren

Ich war ein schüchternes Kind und las zu viel. Eine Weile ging das gut. Doch dann, im Alter von acht oder neun Jahren, stiess ich auf etwas Unheimliches.Ich wusste mehr als fast alle berühmten Köpfe der Vergangenheit. Etwa, dass Krankheiten durch winzige Lebewesen übertragen werden, dass man aus Atomen Bomben bauen kann oder was für Dinosaurier es gab.

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Jun 2024 | In Arbeit | Kommentieren

ImJuni 2024 fand auf dem „Heimathof“ in Niedersachsen eine Sonnwendfeier der Neonaziszene statt.

Aufnahmen belegen, wie die JN bereits Kinder und Heranwachsende über Rituale in nationalsozialistischer Tradition indoktrinieren: Minderjährige marschieren mit in Reih und Glied und stehen neben den anderen mit Fackeln im Kreis, als drei der Männer ein Lagerfeuer entzünden. Verbrannt wird ein knapp vier Meter großes Holzkreuz in Form einer Algiz-Rune. Das Symbol stand im Nationalsozialismus für die SS-Organisation Lebensborn, die auf Grundlage rassistischer Ideologie für mehr „arische“ Kinder sorgen sollte. Auch die Landknechtstrommeln, die die Neonazis bei ihrem Aufmarsch nutzen, sind ein Erkennungszeichen der Hitlerjugend.

Am vergangenen Sonnabend ebenfalls in Eschede mit dabei: Manfred Börm. Er war einst im Bundesvorstand der NPD. Börm, Jahrgang 1950, beteiligte sich in den 1970er Jahren an Aktivitäten der rechtsterroristischen Neonazigruppe Wehrsportgruppe Werwolf um den Neonazi-Anführer Michael Kühnen und war an einem Überfall auf den Nato-Truppenübungsplatz in Bergen-Hohn beteiligt.

 

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Jun 2024 | Heidelberg, Allgemein, Gesundheit, Junge Rundschau | Kommentieren

Mit der Pandemie erlebte das Arbeiten von zu Hause einen Boom, seitdem wächst das Angebot kontinuierlich. Dabei gibt es Unterschiede zwischen Regionen und Branchen – mit einem Spitzenreiter Oben Hemd oder Bluse, unten Jogginghose: Vor der Pandemie war es die Ausnahme, so zur Arbeit erscheinen zu können, Corona machte die Ausnahme zur Regel.

Wie wichtig den Beschäftigten die Möglichkeit zum Arbeiten aus dem Homeoffice nach wie vor ist, zeigen auch Zahlen: In den vergangenen Jahren hat der Anteil an Stellenanzeigen mit Homeoffice-Möglichkeit sogar deutlich zugenommen. Das zeigt eine Untersuchung der Bertelsmann Stiftung, für die von Januar 2019 bis Mai 2024 rund 55 Millionen Onlinestellenanzeigen ausgewertet wurden.

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Jun 2024 | Heidelberg, Allgemein, Gesundheit, In vino veritas, Junge Rundschau | Kommentieren

Morgen – am 22. Juni – beginnt das ausverkaufte „Rheingau Musik Festival“ – Tickets dazu sind bereits ausverkauft, das mag am Staraufgebot auf der Bühne liegen: Lang Lang, Igor Levit und
Max Mutzke geben sich die Ehre. Wir berichten und werden Sie auch über das gesamte weitere Programm begleiten.

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Jun 2024 | Allgemein, Feuilleton, InfoTicker aktuell | Kommentieren

HomePanoramaWissenGeschichte
„Operation Bagration“ im Zweiten Weltkrieg: Hitlers schwerste Niederlage

Zum journalistischen Leitbild von t-online.
Adolf Hitler 1945: Die sowjetische „Operation Bagration“ war eine vernichtende Niederlage für die Wehrmacht. (Quelle: ullstein-bild)

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https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/wissen/geschichte/id_100428824/-operation-bagration-im-zweiten-weltkrieg-hitlers-schwerste-niederlage.html

Gerade waren die westlichen Alliierten in der Normandie gelandet, dann begann vor 80 Jahren am 22. Juni 1944 im Osten ein Großangriff der Roten Armee: Die „Operation Bagration“ entwickelte sich zur Katastrophe für die Wehrmacht.
Die ganze Welt konzentrierte sich im Juni 1944 auf eine Region im Norden Frankreichs – in der Normandie waren am 6. Juni die westlichen Alliierten in der Normandie gelandet. Mehr als 5.000 Schiffe und über 150.000 Soldaten waren beim Sturm auf Adolfs Hitlers sogenannte Festung Europa beteiligt. In erbitterten Gefechten sollten sie in den kommenden Wochen die freigekämpften Brückenköpfe erweitern.
Hitler und seine Generäle hatten die Invasion im Westen erwartet, der Diktator sogar herbeigesehnt. Er wollte Amerikaner und Briten bezwingen, doch irrte er sich sowohl beim Ort der Invasion als auch bei den Chancen auf einen Sieg. Im Osten erwarteten die Deutschen ebenfalls zu dieser Zeit eine Offensive – und wiederum verkalkulierten sie sich. Eher im Norden, eher im Süden der riesigen Ostfront lauteten die Vermutungen. Tatsächlich zielten die sowjetischen Planungen auf die deutsche Heeresgruppe Mitte in Belarus.

„Operation Bagration“ 1944 bei Minsk: Der sowjetischen Truppen konnte die Wehrmacht nichts entgegensetzen. (Quelle: United Archives/ullstein-bild)
Die Bezeichnung „Operation Bagration“ hatte Josef Stalin ausgewählt. Fürst Pjotr Iwanowitsch Bagration (1765 bis 1812) war nicht nur ein georgischer Landsmann des Sowjetdiktators gewesen, sondern auch ein Held des „Vaterländischen Krieges“ von 1812 im Kampf gegen die Invasion von Napoleon Bonaparte. Da lag es nahe, im „Großen Vaterländischen Krieg“, wie der Abwehrkampf gegen die Deutschen seit dem Überfall 1941 genannt wurde, eine entscheidende Offensive nach Fürst Bagration zu nennen.
Nichts sollte dabei dem Zufall überlassen bleiben. Mehr als ein Dutzend Armeen konzentrierte die Rote Armee im rückwärtigen Gebiet, mehr als zwei Millionen Soldaten, über 5.000 Panzer, rund 5.000 Kampfflugzeuge und Zehntausende Geschütze, wie der Historiker Richard Overy in seinem Werk „Weltenbrand. Der große imperiale Krieg 1931 – 1945“ schreibt. Wie konnte dieser massive Aufmarsch den Deutschen aber verborgen bleiben?
„Einer der krassesten Irrtümer des Krieges“
Mehrere Gründe zeichneten dafür verantwortlich: Zum einen war die materielle Überlegenheit der Sowjetunion, die zudem in großem Ausmaß mit Gerät von den USA unterstützt wurde, mittlerweile erdrückend. Besonders in der Luft hatten die Deutschen nahezu kaum noch Möglichkeiten zur Aufklärung angesichts der feindlichen Übermacht. Zum anderen führte die Rote Armee umfangreiche Täuschungsmanöver durch, ähnlich wie es die westlichen Armeen vor der Landung in der Normandie betrieben hatten.
Die Heeresgruppe Mitte ahnte so nicht, was ihr bevorstand. Im Gegenteil, die Experten von der Feindaufklärung „Fremde Heere Ost“ hatten ihr einen „ruhigen Sommer“ prophezeit, wie Richard Overy zitiert. Und zugleich konstatiert: „Es war einer der krassesten Irrtümer des Krieges.“ Wohl wahr.

Am 22. Juni 1944 begann die „Operation Bagration“ mit massivem Artilleriebeschuss deutscher Stellungen. Ein Tag von hoher Symbolik, hatte doch drei Jahre zuvor Deutschland die Sowjetunion an diesem Tag überfallen und einen erbarmungslosen Vernichtungskrieg begonnen. Vier sowjetische „Fronten“, sprich Großverbände, die 1. Baltische und die 1., 2. und 3. Belarussische gingen während der Großoffensive zum Angriff über, dieser gewaltigen Übermacht hatte die Heeresgruppe Mitte nichts entgegenzusetzen.
Deren Befehlshaber, Generalfeldmarschall Ernst Busch, hatte knapp eine halbe Million Mann unter seinem Kommando, davon aber nicht einmal 200.000 als „reguläre Kampftruppen“, wie Richard Overy betont. Der Mangel an Männern, Gerät und Munition war gewaltig. Zudem erwies sich Busch alles andere als geeignet für seine Aufgabe, seine Loyalität zu Hitler war für seine Karriere auschlaggebender gewesen als seine Befähigung zum Kommandeur einer deutschen Heeresgruppe.
„Unaufhaltsam war die Wucht“
So kam es, wie es kommen musste: Die Rote Armee rückte unaufhaltsam vor, am Boden und in der Luft, von wo aus ihre Schlachtflugzeuge Iljuschin Il-2, auch Schturmowik genannt, Schrecken verbreiten. Sowjetische Panzer rückten so unterstützt im Eiltempo vor, ihr Ziel: „schnell Angriffskeile tief in den Rücken der feindlichen Front“ zu treiben, so Richard Overy.

Jun 2024 | In Arbeit | Kommentieren

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