1. Fidias Panayiotou aus Zypern
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Einen noch ungewöhnlicheren Weg ins Parlament fand die Italienerin Ilaria Salis. Die 40-Jährige Lehrerin saß in Ungarn erst im Gefängnis, stand dann mit elektronischer Fußfessel unter Hausarrest – angeklagt wegen versuchten Mordes, weil sie in Budapest mit anderen Antifa-Aktivisten zwei Teilnehmer einer rechtsextremen Kundgebung angegriffen und schwer verletzt haben soll. Anzeigen von Opfern gab es allerdings nicht.
Als die ungarische Justiz Salis mehrmals angekettet und mit Hand- und Fußfesseln im Gerichtssaal vorführte und der Staatsanwalt elf Jahre Haft forderte, sorgte das in Italien für Empörung. Eine Links-Grünen-Allianz setzte Salis daraufhin auf ihre Liste zur Europawahl, damit sie im Fall ihrer Wahl Abgeordnetenimmunität genießt und freigelassen wird. Der Plan ging auf, am Wochenende kehrte Salis als neue EU-Abgeordnete zurück nach Italien.
3. Petras Gražulis aus Litauen
Ein Fall für die Justiz ist auch der litauische Abgeordnete Petras Gražulis. Der 65-Jährige, der für die litauische Volks- und Gerechtigkeitsunion kandidiert hatte, führt seit Langem einen Feldzug gegen LGBTQI-Rechte. Inzwischen wird er wegen homophober Äußerungen strafrechtlich verfolgt. Im litauischen Parlament bekam er Ärger, weil er im Namen eines anderen Abgeordneten abgestimmt hatte. Zur Strafe wurde er für zehn Jahre von einer Kandidatur ausgeschlossen, doch das galt nicht für die Europawahlen.
4. Fredi Beleri aus Griechenland
Im Gefängnis erlebte der Grieche Fredi Beleri seine Wahl. Beleri sitzt eine zweijährige Haftstrafe in Albanien ab, weil er für seine Kandidatur als Bürgermeister der albanischen, aber mehrheitlich von Griechen bewohnten Küstenstadt Himare Stimmen gekauft haben soll – was er bestreitet und was Politiker seiner konservativen Nea-Dimokratia-Partei als Versuch Albaniens werten, das politische Engagement der griechischen Minderheit zu behindern. Anders als die Italienerin Salis wird Beleri jetzt nicht automatisch freigelassen, da Albanien nicht der EU angehört – aber er hat seine Strafe im September ohnehin verbüßt.
5. Afroditi Latinopoulou aus Griechenland
Aus der Nea-Dimokratia-Partei geworfen wurde die griechische Ultrakonservative Afroditi Latinopoulou – nachdem sie eine prominente Fernsehmoderatorin wegen ihrer Körperfülle beleidigt hatte. Nun gewann sie einen Sitz mit der Partei „Stimme der Vernunft“, die sich für lebenslange Steuerbefreiungen für Frauen mit mindestens vier Kindern einsetzt, gegen Abtreibung und Einwanderung zu Felde zieht und queeren Menschen verbieten will, im Bildungssystem zu arbeiten.
6. Grzegorz Braun aus Polen und Milan Mazurek aus der Slowakei
Im Rechts-außen-Spektrum finden sich aber auch noch weitere schrille Abgeordnete. Etwa der polnische Antisemit und Rechtsextremist Grzegorz Braun von der Konföderationspartei, der im Parlament in Warschau einen jüdischen Menora-Kerzenleuchter mit dem Feuerlöscher beschädigte und das jüdische Lichterfest als „Satanskult“ bezeichnet. Oder der rechtsextreme Slowake Milan Mazurek, der in den sozialen Medien Adolf Hitler lobte, Justizermittlungen wegen des Leugnens des Holocausts auslöste und Roma mit Tieren verglich. Der kahl geschorene 30-Jährige wurde wegen rassistischer Äußerungen zu einer Geldstrafe verurteilt und verlor daraufhin seinen Sitz im nationalen Parlament.
8. Alvise Pérez aus Spanien
In Spanien wurde der rechtsextreme Influencer Alvise Pérez mit seiner neuen Partei „Die Party ist vorbei“ gewählt. Der selbst ernannte „Ankläger von Korrupten und Kriminellen“ ist extremer Abtreibungsgegner und Migrationskritiker. Er will „das System zerstören“ und hat mit seinen Anti-Establishment-Kampagnen Hunderttausende Follower bei Youtube und anderen Plattformen.
9. Filip Turek aus Spanien
Den tschechischen Ex-Rennfahrer Filip Turek hat seine Begeisterung für Autos bis ins EU-Parlament gebracht. Er kandidierte für ein rechtsnationales Bündnis zwischen der Autofahrerpartei und der Bürgerbewegung Přísaha-Partei und vertritt in Brüssel künftig vor allem ein Ziel: Er will das europaweite Verbrenner-Verbot ab 2035 wieder rückgängig machen. Autofahren sei sein „Schicksal“, sagt der Chef des Jaguar-Clubs in Tschechien und Autosammler. Er wurde von den Vorwahldebatten ausgeschlossen, nachdem ein Foto auftauchte, das ihn offenbar beim Hitlergruß zeigte.
10. Hristo Petrov aus Bulgarien
In Bulgarien wurde der erfolgreiche Hip-Hop-Star Hristo Petrov auf der Liste der Partei „Wir setzen die Veränderungen fort“ gewählt. Der Rapper unterstützt mit seiner Musik die Antikorruptionsproteste in Bulgarien.