Es ist nicht zu erwarten, dass der Tod des iranischen Präsidenten das Land in eine neue Krise stürzen wird. Ebrahim Raisi, der wie Ajatollah Ali Chamenei aus der ostiranischen Stadt Maschad kam und (auch deshalb) dem geistlichen Führer sehr nahestand, dürfte mit allen Ehren der Islamischen Republik offiziell betrauert und zu Grabe getragen werden.

Zudem dürfte er durch die dann auszurufenden Präsidentschaftswahlen binnen 50 Tagen einen dem System angemessenen – will heißen: erzkonservativen, streng islamistischen und rigiden – Nachfolger erhalten.

Player: video„Es gibt natürlich Spekulationen“, Katharina Willinger, ARD Istanbul, zu dem Hubschrauberabsturz im Iran„Es gibt natürlich Spekulationen“, Katharina Willinger, ARD Istanbul, zu dem Hubschrauberabsturz im Iran

tagesschau24, 20.05.2024 09:00 Uhr
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Brutal und rücksichtslos

Der Großteil der iranischen Bevölkerung, der seiner Wahl zum Präsidenten vor drei Jahren ohnehin ferngeblieben war, wird dem 63-Jährigen wohl keine Träne nachweinen. Dafür klebte an seinen Händen zu viel Blut.

Denn Raisi, der zuerst Generalstaatsanwalt Teherans, später Vize-Justizchef und schließlich Generalstaatsanwalt des Iran war, galt als rücksichtslos, wenn es um die Sache der Islamische Republik ging, und war für den Tod ungezählter Regimegegner verantwortlich.

Ebrahim Raisi

Player: audioIran intensiviert Kleiderkontrollen: Kopftuchzwang als Symbol der Macht

Innenpolitische Situation wackelig

Dafür, dass die Nachfolge Raisis als Präsident reibungslos ablaufen wird, dürfte sich wahrscheinlich Ajatollah Chamenei persönlich einsetzen. Der geistliche Führer weiß nur zu gut, dass die innenpolitische Situation seines Landes alles andere als stabil ist, und die Mehrheit der iranischen Bevölkerung – wenn sie es denn könnte – die Islamische Republik abschaffen würde.

Das zeigten nicht zuletzt die lang anhaltenden landesweiten Proteste infolge des Todes der Kurdin Jina Mahsa Amini seit September 2022, die das Regime mit allen Mitteln niederzuknüppeln versuchte.

Die Nachfolge des geistlichen Führers im Blick

Entscheidender als die Frage, wer neuer iranischer Präsident wird, ist jetzt die Nachfolge des geistlichen Führers. Der 85-jährige Ajatollah Chamenei gilt nämlich als gesundheitlich angeschlagen, und Ebrahim Raisi wurde als einer von zwei möglichen Nachfolgern gehandelt.

Der andere ist Chameneis Sohn Mojtaba. Er zählt wie Raisi zu den Hardlinern und ist Schüler des ultra-konservativen Ajatollah Mohammad Mesbah-Yazdi. Zudem soll er über eine gewisse Brutalität verfügen. Während Raisis Machtbasis die Justiz sowie die mächtige Imam-Reza-Stiftung war, stützt sich der 55-jährige Mojtaba Chamenei auf die Geheimdienste und den Propagandaapparat.

Ali Khamenei

Tritt Mojtaba Chamenei stärker in die Öffentlichkeit?

Auch wenn Mojtaba Chamenei ein starkes Machtstreben nachgesagt wird, hat er bislang eher im Hintergrund agiert. Dafür dürfte möglicherweise auch sein Vater gesorgt haben. Denn auch wenn Ali Chamenei es vielleicht gerne sähe, wenn die Führung der Islamischen Republik in der eigenen Familie bliebe, gilt der Versuch einer Erbnachfolge von Vater zu Sohn als riskant.

Allerdings könnte es sein, dass der Name Mojtaba jetzt öfter fallen und der Sohn des geistlichen Führers sich häufiger in der Öffentlichkeit zeigen wird.

Zudem dürften die Revolutionswächter, die bei der Niederschlagung sämtlicher Proteste der vergangenen Jahre eine Schlüsselrolle innehatten, ein wichtiges Wort mitreden, wenn es um die Zukunft der Islamischen Republik geht. Die innenpolitische Situation im Iran wird also so schnell nicht zur Ruhe kommen.

Player: audioNach Tod Raisis: Leichen sind geborgen – Spekulation über Absturzursach

Uwe Lueb, ARD Istanbul, tagesschau, 20.05.2024 11:01 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 20. Mai 2024 um 09:00 Uhr.

  • 17.04.2024 • 08:56 Uhr

    Der ewig Mächtige des Iran Konflikte an mehreren Fronten für Khamenei

  • Ayatollah Khamenei bei einem Treffen mit iranischen Frauen in Teheran.

    04.01.2023 • 16:48 Uhr

    Khamenei zu Kopftuchzwang Lockere Kopftücher nicht „gegen Religion“

  • Menschen protestieren auf der Straße in Teheran. (Aufnahme: 02.10.2022)

     

  • 27.10.2022 • 20:17 Uhr

    Nach Tod von Amini Erneut Proteste und Gewalt im Iran

  • Narges Mohammadi (Archivbild: undatiert)

    19.05.2024 • 11:13 Uhr

    Anklage im Iran Neuer Prozess gegen Nobelpreisträgerin Mohammadi

Mehr von Ulrich Pick

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  • analyse 15.04.2024 • 06:38 Uhr

    Lage im Iran Das Dilemma des Ayatollah Khamenei

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    analyse 11.02.2024 • 14:13 Uhr

    45 Jahre Islamische Revolution Irans Mullahs sehen schwierigen Zeiten entgegen

  • Der Oberste Führer des Iran, Ayatollah Ali Chamenei, bei einer Rede (Archiv).

     

Mai 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Wir nehmen dies zum Anlaß, eine „Gesamteuropapolitik“ zu fordern, insbesondere tun wir dies mit Blick auf eine mögliche Wiederwahl Trumps: „Ich hätte die Hoffnung, dass wir uns zusammenschließen, die Europäer einschließlich der Briten. Wir machen das, was wir schon lange hätten tun sollen, nämlich eine gemeinsame europäische Sicherheitspolitik und auch -Außenpolitik.
Meine Befürchtungen allerdings sind: Es passiert genau das Gegenteil. Das ist ein wichtiger Punkt, es wird eine Trump-Partei in Europa geben. Hauptfiguren: Viktor Orbán, wahrscheinlich Georgia Meloni. Zweitens wird von Frankreich aus eine gaullistische Position verlangt.

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Mai 2024 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Sapere aude | Kommentieren

Klimawissenschaftler warnen – seit 60 Jahren –  vor dem Klimawandel. Seit 60 Jahren werden sie mehr oder weniger ignoriert. Der Klimawandel hat sich von einem Problem zu einer Krise entwickelt, die unsere Technik und unsere Politik an ihre Grenzen bringt

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Mai 2024 | Allgemein, Essay, Gesundheit, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Wirtschaft | Kommentieren

Auf den Regalen im Büro von Eugenio Alliata in Jerusalem stapeln sich Grabungsberichte und Maßbänder, in einer Ecke türmt sich defektes Computerzubehör überzogen von einer dicken Staubschicht. Es sieht aus wie in allen Büros von Archäologen, die sich lieber draußen im Feld die Hände schmutzig machen als drinnen zu putzen — bis auf den Umstand, dass Alliata die schokoladenbraune Ordenstracht der Franziskanermönche trägt und sein Arbeitsplatz ein Kloster ist. Es steht an der Stelle, an der laut Überlieferung römische Soldaten dem zum Tode verurteilten Christus die Dornenkrone aufsetzten. Alliata ist Professor für Christliche Archäologie und Museumsdirektor im Studium Biblicum Franciscanum. Er führt eine alte Mission der Franziskaner fort: die antiken religiösen Stätten im Heiligen Land zu schützen und seit dem 19. Jahrhundert auch ihre Schätze nach wissenschaftlichen Prinzipien zu bergen.

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Mai 2024 | Allgemein, Essay, Kirche & Bodenpersonal | Kommentieren

Sparideen des Bundes sind finanzielles „Endspiel“ – Branchenübergreifende Initiative will positiv
für die „Destination Deutschland“ werben und sucht Unterstützer.

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Mai 2024 | Heidelberg, Allgemein, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Senioren, Wirtschaft | Kommentieren

 

 

In der Bibel gibt es nur eine Geschichte über den jungen Jesus. Wohl aus gutem Grund: Im Kindheitsevangelium nach Thomas erscheint der Sohn Gottes wenig christlich, sondern vor allem jähzornig. Über die verbotenen Geschichten einer Religion.

Zeichnung des jungen Jesus, der von anderen Kindern bei Erwachsenen angeklagt wird.

Kinder klagen Jesus bei Erwachsenen an. Im Kindheitsevangelium nach Thomas versetzt der junge Jesus Menschen in Angst und Schrecken.

Foto von Gemeinfrei / Klosterneuburger Evangelienwerk, fol. 27r.

Matthäus, Markus, Lukas und Johannes – die vier Evangelien sind die zentralen Texte des Neuen Testaments. Sie waren allerdings längst nicht die einzigen Anwärter für die heilige Schrift der Christen: Bis ins 3. Jahrhundert n. Chr. gab es diverse Handschriften, die jeweils unterschiedliche Aspekte von Jesus’ Leben beleuchteten. Diese entstanden aus den verschiedenen christlichen Strömungen, die es zu dieser Zeit gab.

Aus dem Kanon der Bibel wurden die meisten dieser Texte jedoch gestrichen – unter anderem, weil sie nicht mit dem Alten Testament übereinstimmten oder die Nähe zu den Aposteln nicht gegeben war. Auffällig ist aber auch: Manche der nicht aufgenommenen Schriften enthalten kritische Aspekte über die Figur Jesus Christus. So auch ein Evangelium über Jesus’ Kindheit. Die Texte zeichnen ein kontroverses Bild vom Sohn Gottes und wurden – trotz ihrer Beliebtheit – mit abgeschlossener Kanonisierung der Bibel verboten.

Das Kindheitsevangelium nach Thomas

Im Neuen Testament gibt es Geschichten über die Geburt Jesu – und viele, die ihn als 30- bis 40-jährigen Mann porträtieren. Und dazwischen: lediglich eine Episode in einem Tempel in Jerusalem, wo der 12-jährige Jesus die Schriftgelehrten mit seinem Verständnis beeindruckt. Darüber hinaus erfährt man so gut wie gar nichts über die Kindheit und Jugend der religiösen Figur.

Im Kindheitsevangelium nach Thomas sieht das anders aus. Die apokryphe Schrift – gemeint sind damit jüdische oder christliche Geschichten ungeklärter Herkunft, die es nicht in den biblischen Kanon geschafft haben – stammt von einem unbekannten Autor und ist vermutlich Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr. entstanden. Sie enthält verschiedene Passagen über die Figur Jesus im Alter von fünf bis zwölf Jahren. Einige erzählen von frühen Wundern des Sohn Gottes, andere zeigen ihn überraschend jähzornig.

Jesus’ Kindheit: Geschichten über einen jähzornigen Jungen

Eine der ersten Geschichten handelt vom fünfjährigen Jesus, der während des Sabbat am Bach spielt und Tümpel anlegt. Im Folgenden vollbringt er zwei Wunder: Jesus reinigt das Wasser und erweckt zwölf aus Lehm geformte Spatzen zum Leben. Soweit passt die Beschreibung der Figur zu den biblischen Texten. Dann passiert das Unerwartete: Der Sohn eines Hohepriesters beobachtet Jesus bei seinen Taten, beschuldigt ihn, den Sabbat zu brechen und zerstört dessen Tümpel. Im Evangelium heißt es, dass Jesus daraufhin wütend wird, den Jungen verflucht und dieser „verdorrt“ – also vermutlich stirbt.

Joseph und Maria bitten Jesus, einen von ihm getöteten Mann wieder zum Leben zu erwecken.

Joseph und Maria bitten Jesus, einen von ihm getöteten Mann wieder zum Leben zu erwecken.

Foto von Gemeinfrei / Klosterneuburger Evangelienwerk, fol. 27v.

Nicht weniger dramatisch erscheint eine weitere Situation, in der Jesus einen Jungen, der ihn im Gehen anrempelt, mit dem Ausruf „Du sollst deinen Weg nicht fortsetzen!“ sterben lässt. Der junge Jesus scheint in der damaligen Gemeinschaft so berüchtigt zu sein, dass sogar der Unfall eines kleinen Jungen zunächst ihm zugeschrieben wird. Das lässt Jesus jedoch nicht auf sich sitzen und erweckt den Jungen kurzerhand wieder zum Leben – jedoch nur, damit dieser seinen Eltern bestätigen kann, dass sein Fall vom Dach ein Unfall war und Jesus nichts damit zu tun hat. Danach lässt Jesus ihn wieder „einschlafen“.

Auch den Gelehrten widerspricht Jesus im Kindheitsevangelium nach Thomas und fordert sie heraus, ihre Intelligenz mit seiner zu messen. Als der Lehrer Zachäus die Geduld verliert und Jesus gegen den Kopf schlägt, lässt dieser ihn zu Boden stürzen und ohnmächtig werden.

In den Geschichten des Kindheitsevangeliums versetzt der junge Jesus viele Menschen in Angst und Schrecken. So sehr, dass sogar seine Eltern das Gespräch mit ihm suchen. Einmal lässt Jesus danach alle erblinden, die gegen ihn geredet haben. Ein andermal weist Joseph Maria an, Jesus Hausarrest zu erteilen: „Dass du ihn ja nicht mehr vor die Tür lässt! Sonst müssen die, die ihn zornig machen, sterben.“

Rezeption des Evangeliums in der Wissenschaft

Neben den wenig christlich anmutenden Episoden enthält das Kindheitsevangelium nach Thomas aber auch verschiedene Wunder, die Jesus bereits in seinen jungen Jahren vollbringt. Darunter die Heilung eines Schlangenbisses und eines verletzten Fußes. Laut einem Artikel von Reidar Aasgaard, Professor für Ideengeschichte, im Bibellexikon der Deutschen Bibelgesellschaft sind die Geschichten trotz der Flüche Jesu ethisch wertvoll. „Im gesamten Text werden traditionelle Werte wie die Liebe Gleichaltrigen gegenüber, Respekt gegenüber der älteren Generation, Gehorsam, Hilfsbereitschaft und Großzügigkeit gegenüber den Marginalisierten vorausgesetzt und beworben“, schreibt Aasgaard.

Der Forscher sieht ebenfalls Verbindungen zu kanonischen Texten der Bibel – besonders zu den Evangelien von Lukas und Johannes. Denn auch dort spreche Jesus Flüche aus. „Der Jesus des Kindheitsevangelium nach Thomas ist somit nicht weniger göttlich als der des Neuen Testaments“, so Aasgaard, der die Menschlichkeit der bei Thomas porträtierten religiösen Figur in den Fokus stellt. Jesus sei in den Texten eben nicht nur eine göttliche Figur, sondern auch ein menschliches Kind, das mit seinen besonderen Fähigkeiten noch nicht umzugehen wisse.

Mai 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Dubai lockt nicht nur Prominente und Vermögende an. Recherchen von ZDF frontal zeigen, wie Serienbetrüger, mutmaßliche Mörder und Steuerflüchtige im Luxus-Emirat investieren.

Immobilienbesitz ist kein Verbrechen – auch nicht in Dubai. Und so ist es kein Wunder, dass im neuen Leak „Dubai unlocked“ millionenschwere Wohnungskäufe Prominenter aus Sport und Unterhaltung zu finden sind. Stars wie Tennis-Legende Roger Federer oder Rammstein-Sänger Till Lindemann haben im Luxus-Emirat investiert.
Doch ein tieferer Blick zeigt, dass Dubai offenbar eine besondere Anziehungskraft auf zwielichtige Gestalten hat. Kriminelle aus aller Welt investieren in der Glitzermetropole am Persischen Golf millionenschwere Summen zweifelhaften Ursprungs in Immobilien und versuchen so, Strafverfolgung oder Sanktionen aus dem Weg zu gehen.

Das Leak wurde dem amerikanischen Thinktank Center for Advanced Defense Studies (C4ADS) zugespielt. ZDF frontal wertete die Daten gemeinsam mit Journalisten von 73 Medien aus. Die geleakten Daten geben Einblicke in die Eigentumsverhältnisse von Immobilien im Emirat.

Informationen von öffentlichem Interesse werden unter dem Namen „Dubai unlocked“ veröffentlicht. Die Recherche wurde vom Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) und der norwegischen Finanzzeitung E24 koordiniert.


Dos Santos: Reichste Frau Afrikas von Interpol gesucht

Da ist beispielsweise Isabel dos Santos, einst die reichste Frau Afrikas, deren Vermögen vor allem darauf gründet, dass ihr Vater fast 40 Jahre Präsident Angolas war. Interpol sucht sie wegen Korruptionsvorwürfen mit einer „Red Notice“. Auf Instagram posted sie regelmäßig Partyfotos aus Dubai, dort besitzt sie auch eine 132-Quadratmeter große Wohnung in einem 46-stöckigen Wolkenkratzer, direkt an der luxuriösen Du

Verhaftet wurde sie bisher nicht. Auf Anfrage schreibt sie, sie habe ihre Wohnung vor zehn Jahren für ihren persönlichen Gebrauch erworben. Das Geld für den Kauf – etwa 400.000 Dollar – stamme aus ihren „erfolgreichen Firmen“, von denen sie Gehälter und Dividenden erhalten habe und die bis heute Tausende Angestellte hätten.

Sanktionierte Milizen und die „Kryptoqueen“

Andere zwischenzeitliche Wohnungsbesitzer in Dubai unterliegen internationalen Sanktionen, wie die Neffen des früheren tunesischen Diktators Ben Ali, mehrere Männer mit Verbindungen zur Hisbollah-Miliz oder Ahmad al Asiri, jener saudi-arabische Geheimdienstler, den die USA für den brutalen Mord an dem Journalisten Kamal Khashoggi verantwortlich machen. Alle ließen Fragen dazu unbeantwortet oder waren nicht zu erreichen.
Auch Ruja Ignatova leistete sich ein 500-Quadratmeter-Appartment in Dubai. Ignatova wurde als „Kryptoqueen“ berühmt, die weltweit eine Milliardensumme für eine vermeintliche Kryptowährung namens OneCoin einsammelte. OneCoin stellte sich als Schneeballsystem heraus und brachte etwa 3,5 Millionen Opfer um ihr Erspartes.
Die künstlich angelegte Insel Palm Jumeirah in Dubai. Hier besaß Ruja Ignatova eine Luxuswohnung.

Ignatova steht auf der Liste der zehn meistgesuchten Personen des FBI und ist seit Jahren spurlos verschwunden. Eine ganze Reihe ihrer engsten Komplizen tauchen in den „Dubai unlocked“-Daten auf. Die Vermutung liegt nahe, dass die Dubaier Immobilien der OneCoin-Clique mit Geldern aus ihrer Betrugsmasche bezahlt wurden.

Dramatischer Anstieg der Immobilienkäufe

ZDF frontal hat im Rahmen der Recherche über zwei Millionen Immobilienkäufe in Dubai aus den Jahren 2000 bis 2022 ausgewertet. Sie zeigen einen dramatischen Anstieg der Immobilienkäufe seit dem Corona-Jahr 2020. Im Jahr 2022 erreichte das jährliche Investitionsvolumen einen historischen Höchststand von umgerechnet über 200 Milliarden Euro.

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Das Hotel Burj al Arab
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Dubai – Die Glitzermetropole

Geld spielt keine Rolle: Die Polizei in Dubai fährt Bentley, Ferrari und Porsche. Hier zwei Polizistinnen, die stolz auf ihre schnellen Autos sind.

Quelle: ZDF


Was Immobilien in Dubai so interessant macht, hat Anna Chapman auf den Punkt gebracht, die 2010 als russische Spionin in den USA aufflog. Auch sie hatte dem Datenleck zufolge in eine Wohnung in Dubai investiert. Auf Instagram schrieb sie:

Hier gibt es keine Grundsteuer, zinslose Ratenzahlungen bis zu zehn Jahren, Wohnungen werden hier fast immer schlüsselfertig verkauft. Unmittelbar nach der Vorauszahlung können Sie ein Haus vermieten und erhalten ein Einkommen.

Anna Chapman

Bundeszentralamt kauft Datensatz aus Dubai

Den Wert von Daten, wie denen des neuen Immobilienleaks, hat auch die deutsche Bundesregierung erkannt. 2021 kaufte das Bundeszentralamt für Steuern einen Datensatz, der Grundbuchinformationen aus Dubai enthalten haben soll, und gab die Informationen an die Landesbehörden weiter. Sie sollten damit Einkünfte deutscher Staatsbürger identifizieren, die in Dubai erwirtschaftet und nicht versteuert wurden.

 

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Es ist unklar, was daraus wurde. Auf Nachfrage, wie viele deutsche Staatsbürger Immobilien in Dubai gemeldet oder Einkünfte aus Vermietung in Dubai versteuert haben, verwies das Bundeszentralamt auf die Landesbehörden. Die Landesfinanzämter gaben an, solche Informationen nicht zu erfassen oder nicht auswerten zu können.
Die Vereinigten Arabischen Emirate, zu denen auch das Emirat Dubai gehört, teilten lediglich mit, man nehme die eigene Rolle im Schutz des Weltfinanzsystems „sehr ernst“ und arbeite mit internationalen Partnern daran, Kriminelle zu verfolgen und alle Formen illegaler Finanzgeschäfte zu bekämpfen.

Kein Auslieferungsabkommen

Mit den geleakten Daten und offen zugänglichen Daten lässt sich aber leicht herausfinden, was den deutschen Behörden schwerfällt. Das zeigt der Fall des ehemaligen Siemens-Managers Eduard Seidel. Mit wenigen Klicks findet man Mietverträge für Wohnungen, die der Ex-Manager in Dubai vermietet. Sie bescheren ihm ein Einkommen von mehr als 110.000 Euro im Jahr.
Seidel wurde 2008 im Zuge der Siemens-Affäre wegen Bestechung ausländischer Amtsträger verurteilt. Später enthüllten Recherchen, dass Seidel 54 Millionen Franken auf Schweizer Konten versteckt hatte. Das löste erneut Ermittlungen gegen ihn aus, die bis heute laufen.

 

Deutschland gilt als Paradies für Geldwäsche. Interne Fälle aus Deutschlands Anti-Geldwäsche-Einheit zeigen, was schief läuft. Was plant Finanzminister Lindner dagegen?16.05.2023 | 12:12 min


Erst kürzlich wurde bekannt, dass ein Schweizer Bundesgericht den deutschen Ermittlern nun Einsicht in Seidels Schweizer Bankkonten gewährte – ein seltener Schritt. Eduard Seidel ließ über seinen Anwalt dagegen mitteilen, die Beantwortung der Fragen des ZDF sei nicht „erforderlich“, da es keinen aktuellen Anlass gebe.
Ob die Ermittlungen schließlich in eine Anklage oder gar einen Prozess münden, ist nicht abzusehen. Selbst dann aber müsste der frühere Siemens-Manager in Dubai wohl nichts befürchten. Deutschland hat kein Auslieferungsabkommen mit den Vereinigten Arabischen Emiraten. Dem Leak zufolge gehört Seidel eine Villa auf der berühmten Palmeninsel vor der Stadt.
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von Julia Klaus
Mai 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Auf dem Platz zwischen Bundeskanzleramt und Deutschem Bundestag wird das Jubiläum 75 Jahre Grundgesetz gefeiert

Zum 75. Jahrestag der Verkündung des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland hat das Bundesministerium der Justiz gemeinsam mit dem NRW-Zentrum für Talentförderung der Westfälischen Hochschule den Schülerwettbewerb „Mein Grundgesetz“ initiiert. Schülerinnen und Schüler der größten deutschen Stipendienprogramme waren aufgerufen, sich in Videobeiträgen mit dem Grundgesetz, den Grundrechten, Fragen zum Rechtsstaat und zur Demokratie auseinanderzusetzen. Die besten Beiträge werden am 25. Mai im Rahmen des Demokratiefestes der Bundesregierung in Berlin von Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann prämiert.

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Mai 2024 | Allgemein, Junge Rundschau, Politik, Senioren | Kommentieren

 

 

Männer weisen gern den Weg, auf wegweisende Frauen zeigen sie aber nicht so gern

Mann monologisiert, Frau hört zu?

Im Laufe der Jahre ist es mir immer wieder passiert, dass männliche Kollegen über meine Arbeit hinweggingen. Das lief meistens so ab: Wir trafen uns in irgendeinem Café oder Restaurant und ich erkundigte mich im Laufe des Gesprächs höflich nach dem Stand der Arbeit meines Gegenübers. Der Kollege hob dann in der Regel zu einem ellenlangen Monolog an: über seine Forschung und über die Recherchen, die er dafür anstellen wollte. Ich stellte interessierte Nachfragen zum jeweiligen Vorhaben und bestärkte, indem ich Literaturtipps gab. Danach hatte ich immer ein merkwürdiges Gefühl, konnte aber nicht genau sagen, was falsch war.

Erst jetzt verstehe ich, dass mein Unwohlsein von der Tatsache herrührte, dass es bei diesen Treffen niemals oder nur ganz am Rande um meine Arbeit ging. Auch wenn gerade eine Publikation von mir erschienen war, die kaum an meinen jeweiligen Kollegen gänzlich vorbeigegangen sein durfte, fragten sie mich nicht danach. Ich versuchte, die Männer gedanklich zu verteidigen, dachte, dass sie meine Arbeit vielleicht insgeheim kritisierten und aus Taktgefühl nichts sagten, um mich nicht zu verunsichern.

Heute glaube ich aber, dass ihre Ignoranz System hat und nicht unbedingt mir persönlich gilt. Immerhin kommen bei diesen Männern – in meiner Beobachtung – Frauen generell nicht vor. Die Texte von als Frauen gelesenen Personen übersehen sie, als kämen sie als Referenz für sie gar nicht in Betracht, stattdessen beziehen sie sich fast ausschließlich auf die Arbeiten ihrer männlichen Kollegen. Das ist einigermaßen erstaunlich angesichts der Tatsache, dass weibliche Stimmen in unserem Feld der Kunstgeschichte keine Ausnahmeerscheinung sind.

Ich ärgere mich, dass ich so oft höflich geblieben bin. Wütend und lautstark hätte ich meinen männlichen Kollegen das Übergehen meiner Arbeit und der Werke von anderen Frauen an den Kopf werfen müssen, vielleicht hätte ich sogar aus Protest aufspringen und aus den Cafés oder Restaurants stürmen sollen. Aber als Frau neigt man dazu, noch angesichts von Unzumutbarkeiten well behaved zu bleiben. Dies bestätigt der Dokumentarfilm Feministinnen – was haben sie sich dabei gedacht von 2018, in dem es die Kämpferinnen für Frauenrechte der 1970er vor allem bereuen, ihre Wut damals nicht ausgelebt zu haben. Wahrscheinlich bin ich wie meine Vorgängerinnen eine Gefangene meiner Erziehung und weiblichen Sozialisation.

Womöglich war es aber auch strategisch klüger von mir, mich cool und souverän zu geben angesichts des herabwürdigenden Verhaltens. Denn auf diese Weise gab ich zu verstehen, dass mir ihr Desinteresse gar nichts ausmachte, da ich über andere Unterstützungsinstanzen verfüge, die mir viel mehr bedeuten. Und das trifft auch zu, denn ich brauche die Anerkennung von Männern nicht. Nur wieso entmutigt mich ihre Missachtung dennoch immer wieder?

Ich erzähle ein paar Freundinnen und Kolleginnen von meinen Gedanken. Sie berichten von ähnlichen Erfahrungen, auch ihre Texte und Bücher werden von ihren männlichen Kollegen häufig ignoriert. So als gäbe es die gar nicht. Es liegt also nicht an mir persönlich. Klar, es gibt Ausnahmen, Männer, die sich für unsere Arbeit interessieren, sie sogar unterstützen und fördern. Und es gibt natürlich auch Kolleginnen, die alles ignorieren, was andere machen. In der Mehrheit sind es jedoch Männer – und dabei leider oft jene, die sich für „progressiv“ und „feministisch“ halten –, die unsere Bücher und Texte grundsätzlich übergehen. Dahinter muss nicht unbedingt böse Absicht stecken, oft ignorieren sie – das ist unser Eindruck – die Werke von Frauen unbewusst. Was es freilich nicht besser macht.

Meine Freundinnen und ich einigen uns darauf, dass es sich um eine reflexhafte sexistische Abwehrstrategie handeln muss, mit der einige Männer auf als bedrohlich oder übermächtig empfundene intellektuelle Frauen reagieren. Mit dieser Methode des Nicht-zur-Kenntnis-Nehmens halten sie sich uns als Konkurrentinnen vom Leib. Denn wenn wir nichts Relevantes produzieren, dann können wir ihnen nicht gefährlich werden.

Abends um 10 nach 8 wird Abseitiges relevant, Etabliertes hinterfragt und Unsichtbares offenbart.

Wir sind ein vielseitiges Autorinnenkollektiv. Wir schreiben selbst und suchen nach Texten, die neue Welten erschließen oder altbekannte in neuem Licht erscheinen lassen. Wir laden Schriftstellerinnen, Journalistinnen und Wissenschaftlerinnen, aber auch Expertinnen spezieller Fachgebiete ein, mit und für uns zu schreiben; bei uns kommen Gastautorinnen zu Wort, die in ihren Ländern nicht mehr publizieren dürfen oder aus deren Ländern gerade kaum berichtet wird. Wir sind neugierig auf neue Sichtweisen, neue Erzählungen, Text für Text, bei uns, zweimal pro Woche, immer um 10 nach 8.

Hier finden Sie alle Texte, die 10 nach 8 erscheinen.

Wie lässt sich jedoch diese Mauer des Ignoriert-Werdens durchbrechen? Wir erinnern uns an Fälle, in denen sich diese Mauer als durchlässig erwies. In der bildenden Kunst regierte zum Beispiel lange Zeit das Prinzip „Ausnahmefrau“, das heißt: Pro künstlerischer Formation wurde eine markterfolgreiche Künstlerin zugelassen, wie etwa Meret Oppenheim im Surrealismus oder Helen Frankenthaler im abstrakten Expressionismus. Diese Künstlerinnen wurden integriert unter der Bedingung, dass sie eine Ausnahme bleiben, sodass sie den Männern andere Frauen, die diesen Platz ebenso verdient hätten, ersparten. Dieses Strukturgesetz dominierte bis in die Achtzigerjahre und wurde erst mit dem Aufkommen der Appropriation Art in den USA obsolet, innerhalb derer einige Künstlerinnen erfolgreich waren. Von da an konnten mehrere Frauen innerhalb einer künstlerischen Formation erfolgreich sein.

Orientierung an weiblichen Vorbildern

Nur: In welchem Ausmaß die eigene Arbeit übergangen wird, ist auch eine Frage des Alters. Meiner Beobachtung nach gelingt es vor allem jüngeren Frauen, ältere Männer mit Machtpositionen als Fürsprecher zu gewinnen. Letztere haben aber auch etwas davon, wenn sie junge Frauen fördern – sie können sich mit ihnen schmücken. Für die junge Frau ist das ein zweischneidiges Schwert. Denn sie weiß, dass sie nicht nur aufgrund ihrer Arbeitsleistung, sondern ebenso aufgrund ihres jugendlichen Aussehens unterstützt wird. Sie kann sich des Werts ihrer Arbeit also nie sicher sein. Bei älteren Frauen funktioniert dieses Fürsprechertum nicht mehr, was Vorteile hat. Man ist zum Beispiel unabhängiger. Doch zugleich gelten ältere Frauen aufgrund von Altersdiskriminierung als weniger attraktiv, und deshalb wird auch ihre intellektuelle Leistung geringer geschätzt oder unsichtbar gemacht. Als ob ein überzeugender Gedanke nur von prallen Lippen formuliert werden könnte.

Dem entgegenwirken können informelle Frauengruppierungen, die auf gegenseitige Förderung und Unterstützung basieren. Diesen losen Gruppierungen liegen oft Freundschaften und inhaltliche Übereinkünfte zugrunde. Man schätzt die Arbeit der anderen und geht gelegentlich gemeinsam essen, um Pläne zu schmieden. Manchmal kommt es auch zu Treffen in größerer Runde, in denen man sich austauscht und abspricht. Wenn meine Kolleginnen und ich beispielsweise Konferenzen organisieren, achten wir darauf, dass wir vor allem Wissenschaftlerinnen einladen, deren Arbeit uns interessiert und begeistert. Auch unsere Texte lesen wir füreinander Korrektur, wir ermutigen uns gegenseitig zu Forschungsvorhaben, informieren uns über frei werdende Stellen und betätigen uns als Mentorinnen für jüngere Kolleginnen.

Das Problem dabei ist jedoch, dass die von Frauen gebildeten Gruppierungen über keine dem Male Bonding – also der wechselseitigen Unterstützung von Männern im beruflichen Kontext – vergleichbare Tradition verfügen und deshalb weniger gut eingespielt sind. Erschwerend kommt hinzu, dass vor allem die Frauen meiner Generation (und hier nehme ich mich selbst nicht aus) so stark durch das Patriarchat geprägt worden sind, dass sie sich in jungen Jahren oft in erster Linie auf männliche Autoritäten fixierten, deren Zuspruch ihnen wichtiger war als der ihrer Kolleginnen. Der Grund dafür ist simpel: Bei den Männern lag die kulturelle Macht und an der wollten Frauen teilhaben. Das hat ja auch bis zu einem gewissen Grad funktioniert. In meinem Fall hat es jedenfalls lange gedauert, bis ich mich von meiner Fixierung auf vermeintlich „mächtige Männer“ befreit habe. Heute orientiere ich mich in erster Linie an weiblichen Vorbildern.

Zudem wird die Bildung von Frauengruppierungen auch durch überzogene Erwartungen erschwert. Entgegen der von uns Feministinnen oft propagierten Vorstellungen herrschen innerhalb solcher Zusammenhänge keine paradiesischen Zustände. Denn selbstverständlich gibt es auch unter Frauen Hierarchien, Machtbeziehungen und Ausgrenzungen, wie Jo Freeman bereits 1976 in ihrem Text über die Dark Side of Sisterhood festgestellt hat. In diesem bahnbrechenden Essay berichtet Freeman davon, wie vor allem die in irgendeiner Form herausragenden Frauen von anderen Frauen für ihr achievement bestraft und abgekapselt wurden. Was natürlich eine Folge des Patriarchats ist, in dem Frauen traditionell gegeneinander ausgespielt und voneinander isoliert werden. Zugleich werden Frauengruppen ja gegründet, um ebensolche Strukturen zu überwinden. Das kann also kein Argument sein gegen das Knüpfen tragfähiger Beziehungen unter Frauen.

Auf eine aktuelle Spielart des gegenseitigen „trashings“ (Freeman) beziehungsweise Sich-Niedermachens von Frauen hat kürzlich die Sängerin Pink auf YouTube aufmerksam gemacht. Statt sie zu ihrem neuen Album zu befragen, wollte ein Journalist von ihr wissen, was sie vom operierten Gesicht von Madonna halte. Pink weigerte sich, gegen Madonna in Stellung gebracht zu werden, und konstatierte: „We still are plotted against each other.“ Statt wie verlangt einmal mehr auf Madonnas Aussehen herumzuhacken, forderte Pink Respekt für ihre Vorreiterinnen ein, deren Kämpfe ihr und uns allen den Weg geebnet haben. Hier zeigt sich die Möglichkeit einer Solidarität unter Frauen, die den Aufruf zu Spaltung und Rivalität verweigert.

Nur: Wer hat denn überhaupt Zeit für die Bildung von Frauengruppen? Alle Kulturarbeiterinnen, die ich kenne (mich eingeschlossen), sind hoffnungslos überlastet und dauererschöpft. Niemand hat Kapazitäten für zusätzliche Verpflichtungen oder gar Gruppenarbeit, obwohl sich alle danach sehnen und sich tendenziell isoliert fühlen. Ich erinnere mich an einige feministische Initiativen, an denen ich beteiligt war. Alle sind irgendwann versandet, weil es nicht möglich war, einen gemeinsamen Termin für ein Treffen zu finden.

Unter diesen Bedingungen muss man sich vielleicht mit weniger zufriedengeben, mit kleinformatigen Zusammenschlüssen, mit kurzen Treffen und Telefonaten mit befreundeten Kolleginnen. Meiner Erfahrung nach genügt das manchmal schon, um ein Wunder zu bewirken. Indem wir uns mit Interesse begegnen, uns für die Arbeitsvorhaben der anderen interessieren, schaffen wir uns selbst, was wir so dringend brauchen: Anerkennung und einen Resonanzraum. Denn wer weiß, ob uns alle unsere männlichen Kollegen jemals als gleichwertiges Gegenüber respektieren werden. Falls es eines Tages doch gelingen sollte, dass sich gestresste Kulturarbeiterinnen in größeren Gruppenzusammenhängen engagieren, werden wir unsere eigenen Anerkennungsinstanzen weit vorantreiben. So weit, dass uns der Beifall der uns vormals ignorierenden Kollegen gar nicht mehr wichtig sein wird.

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444 Kommentare

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CS

Christian Ständer

Ich bin erst relativ kurz Abonnent. Bei der ZEIT deswegen weil ich eigentlich dachte, sie sei ausgewogener und weniger erzieherisch als andere Medien. Nach dem x-ten Artikel in diesem männerkritischen Ton frage ich mich nun aber langsam, ob die Redaktion der ZEIT nicht ein bisschen zur Misandrie neigt. Ich habe während meiner Abo Zeit gefühlt mindestens 20 – 30 männerkritische Artikel wahrgenommen, an einen frauenkritischen Artikel kann ich mich dagegen gar nicht erinnern. Und Entschuldigung, dass alle Männer alles falsch und alle Frauen alles richtig machen, daran glaube ich nicht.

Hab den Artikel nicht gelesen, weil er mir, als emanzipiertem Mann, zu sehr nach Womansplaining aussieht.

K

Kacma

anekdotische Evidenz, getrieben vom eigenen Bias

Schön, diese verallgemeinernden Vorurteile. Und ich dachte immer, Frauen hören sich am liebsten reden und wissen immer alles besser. Meine Erfahrungen im privaten Bereich. Sind diese jetzt auch allgemeingültig?

Ein unglaublicher Artikel. Davon sollte es Hunderte geben!

Leider gibt es Tausende davon..

„In diesem bahnbrechenden Essay berichtet Freeman davon, wie vor allem die in irgendeiner Form herausragenden Frauen von anderen Frauen für ihr achievement bestraft und abgekapselt wurden. Was natürlich eine Folge des Patriarchats ist, in dem Frauen traditionell gegeneinander ausgespielt und voneinander isoliert werden“

uff. Was für ein unbewiesener, sexistischer Quatsch. Hauptsache nochmal irgendwo Patriarchat untergebracht, damit Frauen ja nicht die Verantwortung für das eigene Verhalten übernehmen müssen. Wenn man in Wissenschaftsbetrieb arbeitet, muss einem doch bekannt sein, dass man nicht einfach irgendwelche Sachen behaupten kann. Oh je, oh je, ich habe eine Ahnung, warum die Autorin nicht auf ihre Publikationen angesprochen wird.

Wer sich pathologisch ignoriert fühlt ist entweder uninteressant oder sollte mal professionelle Hilfe aufsuchen.

Was ich denke? Dass manche Frauen mal mit dem Gejammer aufhören sollten. Wenn ich mich mit einem Gesprächspartner treffe, der sich offensichtlich nur für sich interessiert-egal ob m/w/ , breche ich das ab.

 

 

Mai 2024 | In Arbeit | Kommentieren

Schon die Jüngsten scheinen sich – klammheimlich – äußerst wichtige Botschaften zu vermitteln

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Mai 2024 | Allgemein | Kommentieren

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