Zum zweiten Mal ist Olaf Scholz an einen Ort geeilt, den die Wassermassen bedrohen. Das musste er auch, denn als Katastrophen die Elbe und Ahr heimsuchten, wurden Karrieren beschleunigt und beendigt.
Heute ist unser aller Bundeskanzler in das Städtchen Sangerhausen gereist und stand am Deich an der Helmebrücke, begutachtete ihn kritisch und riet ihm dringend, doch gefälligst den Wassermassen standzuhalten. Ob sich der Deich davon beeindrucken lässt? Na ja, warum nicht. Kameras sind besonders dann unbarmherzig, wenn sich ein herausgehobener Mann des Staates in Gummistiefeln und Regenjacke der Flut nähert, die Deutschland öfter als früher heimsucht.

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Feb. 2024 | Allgemein, Gesundheit, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Auf nichts kann man sich mehr verlassen, heißt es in den letzten Jahren immer öfter. Bankenkrise, Corona, Inflation, der Aufstieg der Rechten, die Entwicklung Putins zum imperialistischen Diktator – unsere Zeit ist geprägt von Unberechenbarkeit.
Das stimmt dann so aber wieder auch nicht.

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Feb. 2024 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, In vino veritas, Senioren | Kommentieren

Karlheinz Stockhausen ging in der Regel – wird munter erzählt – weder in Konzerte, noch besuchte er Opernaufführungen. Wir greifen die Gelegenheit beim Schopf und hören eine Antwort nicht aus Gerüchteküchen, sondern direktemang von Ihm selber …

stockhausen.jpg … also, gehen Sie doch?
Stockhausen: Nein, und in die Oper sowieso nicht.

Warum so ganz entschieden?
Stockhausen: Weil der Spielplan mich nicht interessiert. Ich möchte, wenn ich in die Oper ginge, etwas erleben, was ich nicht kenne, was mich erstaunt, wofür ich studieren muss.

Wären Sie also immer auf der Suche nach etwas, nach „dem“ Neuen?
Stockhausen: „Suche“ ist vielleicht falsch. Es gibt ja das berühmte Wort: Wer suchet, der findet. Aber ich finde meist, ohne zu suchen. Ich arbeite praktisch, ich schreibe und arbeite viel in Studios, schon seit Anfang meiner Arbeit, und bei der Realisation in den Studios finde ich viel.

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Feb. 2024 | Allgemein, Essay, Sapere aude, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

In diesem Abschnitt des Jahres wird viel geredet, viel versprochen und auch ein wenig gehadert. Was schenkt man dem Kollegen zum Geburtstag, falls der gefeiert wird?

Nix teures, versteht sich, aber die Zeiten, wo man beim Schrottwichteln seinen alten Kram losgeworden ist, sind ja  leider – auch vorbei.

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Feb. 2024 | Allgemein, Gesundheit, In vino veritas, Sapere aude | Kommentieren

Teils war es – wie Gerichte glaubten – kurios ins Innere der Angeklagten sehen zu können. Sein Spott über die ungeheuer populäre Mode der Psychoanalyse des Sigmund Freud (1856–1939) oder das, was man seinerzeit aus ihr machte, hat Karl Kraus einen Platz im kollektiven Gedächtnis gesichert.
Zum geflügelten Wort wurde sein Aphorismus, wonach die Psychoanalyse jene Geisteskrankheit sei, für deren Therapie sie sich halte – einigermaßen zu Recht, beschreibt er damit doch eine kassenwirksame Grundmodalität vieler Tätigkeiten nicht nur im psychologisch begründeten Beratungs-, Consulting- oder Coaching-Geschäft der modernen Gesellschaft.

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Die schärfsten Kritiker der Elche – waren früher selber welche

Diese Haltung ist natürlich nicht neu. Die Figur des Kritikers wird seit langem verfolgt von einer Tradition der kulturellen Feindseligkeit – von Johann Wolfgang Goethes vielzitiertem Jugendgedicht Rezensent („Schlagt ihn tot, den Hund! Es ist ein Rezensent.“) bis hin zur Figur des düsteren, freudlosen Restaurantkritikers Anton Ego in Pixars Ratatouille. Wir Kritiker gelten als Spielverderber, die sich zwischen das Publikum und die Kunst drängen, als Gatekeeper mit fragwürdiger Autorität, als pedantischer Lehrer, der gnadenlos Noten verteilt – oder als vom Cäsarenwahnsinn gezeichneter Imperator, der durch eine Bewegung seines Daumens über Wohl und Wehe eines Kunstwerks entscheiden kann.

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Feb. 2024 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Zeitgeschehen | Kommentieren
Ein gutes Produkt, ein dauerhaft gutes Produkt, ist ein Wunder, denn es dürfte eigentlich garnicht existieren. Alsdann: Kürzlich musste ich eine neue Duscharmatur kaufen, weil die alte wegen innerer und offenbar irreparabler Verkalkung nur noch ein Rinnsal durchließ. Die neue Armatur wurde mit einem sehr steifen Schlauch ausgeliefert. Ich nahm an, dass er mit der Zeit flexibler werden würde, aber das war nicht der Fall. Der neue Schlauch hat, im Gegensatz zum Vorgängermodell, eine richtige und eine falsche Orientierung, die man ihm nicht ansieht, auf die man aber gar nicht anders kann, als beim Duschen Rücksicht zu nehmen.

 

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Sigmund Freud 1926

Zum geflügelten Wort wurde der Aphorismus von Karl Kraus, wonach die Psychoanalyse jene Geisteskrankheit sei, für deren Therapie sie sich halte – einigermaßen zu Recht, beschreibt er damit doch eine kassenwirksame Grundmodalität vieler Tätigkeiten nicht nur im psychologisch begründeten Beratungs-, Consulting- oder Coaching-Geschäft der modernen Gesellschaft.

Zwar hätte der berühmte österreichische Publizist Kraus (1874–1936) es auch wegen seiner justizkritischen Schriften oder seines erstaunlich großen Einflusses auf die Sprachphilosophie verdient, von jeder Generation im deutschsprachigen Raum neu entdeckt zu werden.

Bekannt bleibt aber vor allem seine scharfe Polemik gegen den Versuch, die menschliche Geistestätigkeit mit der Freud’schen Lehre und ihren populär gewordenen Elementen erklären zu wollen – unter anderem der Traumdeutung, der Fixierung auf frühkindliche Erinnerungen, dem Ödipuskomplex oder der dämonischen Wirkungsmacht des Unbewussten, volkstümlich gern „Unterbewusstsein“ genannt. Über die Mode, die eigenen, meist bürgerlichen Kinder mit seelenkundlichen Mitteln verstehen zu wollen, schrieb (unser Mitarbeiter Karl) Kraus schon im Jahr 1912: „Kinder psychoanalytischer Eltern welken früh.

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Feb. 2024 | Allgemein, Feuilleton, Gesundheit, In vino veritas | Kommentieren

Frische Austern, raffiniert gewürzte Weinbergschnecken, gefüllter Fasanenbraten, serviert in Gefäßen aus Silber und Gold, dazu noch Wein in rauen Mengen – schon die alten – Römer wussten zu schlemmen und zu feiern. Vor allem Bankette, genannt convivia, waren damals ein beliebter Zeitvertreib. Man gab sie für die Familie, Geschäftspartner oder Kunden – gar nicht so anders als heute. Doch waren die römischen Gela(lie)ge tatsächlich so protzig und ungezügelt, wie wir denken, sie uns heute denken zu dürfen?

Die Esskultur der Römer:
Bankett statt Nobelrestaurant

„Unsere Einrichtung gehobener Restaurants“  – ach nä – gab es im alten Rom noch nicht“, erklärt Günther E. Thüry, Professor für Altertumswissenschaften an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. „Es gab zwar Imbissstuben und einfachere Gastwirtschaften.

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Feb. 2024 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Zeitgeschehen | Kommentieren

Die Esskultur der Römer:
Bankett statt Nobelrestaurant

„Unsere Einrichtung gehobener Restaurants“  – ach ne – gab es im alten Rom noch nicht“, erklärt Günther E. Thüry, Professor für Altertumswissenschaften an der Paris-Lodron-Universität Salzburg. „Es gab zwar Imbissstuben und einfachere Gastwirtschaften. Doch wollte man gute Küche speisen und genießen, fand das im Privathaus statt. Allerdings“, gibt Thüry zu bedenken, „sprechen wir hier von Gastmählern in den Häusern der Reicheren und Reichsten. Wie heute nicht jeder Mensch in Nobelrestaurants alltäglich ein und aus geht und sich sozusagen von Kaviar und Austern ernährt, so war das auch in römischer Zeit.“
Silber, Gold und Ededelstein -
was weniger Feines kam garnicht erst rein …
Wie nun aber feierten sie, die Reichen und die Schönen?
Wie auch immer – auf jeden Fall stilvoll und luxuriös. In den Villen der römischen Upper Class gab es eigene Banketträumlichkeiten, die kunstvoll mit Mosaikböden, Wandmalereien und Stuckreliefs ausgestattet waren. Gesessen oder vielmehr gelegen wurde im Speisesaal gern auf einer dreiteiligen Kissengarnitur – und aher rührt auch der Name triclinium, wörtlich übersetzt „Raum mit drei Kissen“, als Bezeichnung für den Bankettraum. Jedoch waren die Kissen hauptsächlich den Herren vorbehalten – falls überhaupt anwesende Damen hatten sich meist mit Stühlen zu begnügen.

 

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