Die Einrichtung dieses Gremiums, des sogenannten Synodalen Rats, wäre damit rechtlich nichtig. Ein Schisma, eine Kirchenspaltung, steht im Raum. Warum jetzt diese Eskalation?
Vor einem Jahr fand die letzte Vollversammlung des Synodalen Wegs statt. Mit diesem Reformprojekt versucht die katholische Kirche hierzulande ihren Missbrauchsskandal in den Griff zu bekommen. Eine neue Balance kirchlicher Machtverhältnisse steht dort auf dem Programm. Dafür soll ebenjener Synodale Rat aus Bischöfen und Vertretern des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) eingerichtet werden. In diesen Tagen wollten die Bischöfe über Statuten des vorbereitenden Ausschusses abstimmen. Dem hat sich nun der Vatikan in einem Brief entschieden entgegengestellt.
Ein Zerwürfnis mit dem Vatikan?
Das können die deutschen Bischöfe nicht wollen
Sie diskutieren mit Rom
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hat die Abstimmung über den vorbereitenden Ausschuss von der Tagesordnung der Vollversammlung genommen. Das ZdK ist irritiert. Schließlich hatten die Bischöfe die Laien auf den Synodalen Weg gebeten und dort den Synodalen Rat mit überwältigender Mehrheit beschlossen – gegen den Widerstand von vier Bischöfen aus den eigenen Reihen.
Zwar meldet der Papst regelmäßig Skepsis
gegenüber dem deutschen Reformprojekt an,
das ihn an protestantische Kirchenparlamente erinnert
Dennoch hat er, anders als vom Kirchenrecht vorgesehen, auf seiner eigenen römischen Synode letzten Herbst auch Nicht-Bischöfen Entscheidungsrechte gegeben. Insofern können die Deutschen auf die abschließende Synode im Oktober 2024 als Vorbild hoffen.
Warum soll in Rom möglich sein,
was in Deutschland verboten wird?
Ja, auf römischen Synoden behalten die Bischöfe die Mehrheit der Stimmen. Dennoch geht hier synodales Beraten und Entscheiden grundsätzlich auch mit Laien. Der deutsche Synodale Rat wollte dieses Verfahren institutionalisieren. Diesen rechtlich festgelegten Modus der Kirchenleitung kann Rom sich nicht vorstellen. Was den synodalen Papst vor die Frage stellt, wie ernst er das eigene Reformprogramm nimmt. Ein bisschen synodal und am Ende entscheidet doch er?
Nach dem Kirchenrecht geht das. Das hat Franziskus zuletzt mit seinem obersten Glaubenshüter, Kardinal Fernández, gezeigt, als er Segnungen für homosexuelle Partner ermöglichte. Womit sich eine Perspektive für die deutschen Bischöfe öffnet. Weil Vertreter der afrikanischen Bischofskonferenzen in Rom vorstellig wurden und energischen Widerstand gegen die Segensoffensive kundtaten, gab es für Afrika eine Ausnahme vom Segen. Für den Augenblick bleibt den deutschen Bischöfen aber kaum Spielraum. Im September soll ihr Reformprojekt weitergehen. Müssen sie die römische Synode im Oktober abwarten, zumal wenn Rom die Gespräche mit den Deutschen weiter verzögert? Eher nicht, denn auf Zeit zu spielen, das kann sich die Kirche hierzulande nicht leisten. Die jüngste Kirchenmitgliederbefragung macht deutlich, was die Stunde geschlagen hat: Glaubwürdigkeit und Geduld sind aufgebraucht. Wie weit sind die Bischöfe bereit, in diesem kirchenentscheidenden Moment zu gehen, auch um den Preis eines Ungehorsams, mit dem die afrikanischen Bischöfe durchkamen?