Allem medizinischen Fortschritt bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten zum Trotz spielt eines oft nur eine untergeordnete Rolle: die Kommunikation zwischen Arzt und Patient. Doch was ist mit den Bedürfnissen, Ängsten und Zweifeln der Patienten? Erst in den vergangenen Jahren wurde mit der systematischen Untersuchung des Phänomens „Placebo“ ein Paradigmenwechsel angestoßen. (mehr …)
Im Jahr 1641 malte Rembrandt van Rijn, Künstler und Betreiber einer Malerwerkstatt in Amsterdam, das Porträt einer jungen Frau mit langen, offenen Haaren unter einem großen dunklen Hut. Es ist unter dem Titel „Das Mädchen im Bilderrahmen“ bekannt und wird in Warschau verwahrt. Das Gemälde ist ein „Tronie“, also kein Porträt eines lebenden Menschen, sondern ein Abbild ohne Vorbild, die gemalte Fantasie einer Person, die es nicht gab.
„Tronies“ waren damals neu,
hervorgegangen aus einem frisch entstandenen Kunstmarkt
Und der war an die Stelle der mäzenatischen Aufträge getreten – zu welchem ein Vertriebssystem gehörte, das weitgehend in den Händen der Künstler lag. Doch als wäre es nicht unheimlich genug, dass ein ebenso hübsches wie unwirkliches Wesen den Betrachter anschaut, greift das Mädchen mit beiden Händen auf den ebenfalls gemalten Bildrahmen aus Ebenholz. Es ist, als wollte es seine Unwirklichkeit durch einen Übergriff in die Realität ausgleichen. Aber so verdoppelt sich nur die Fiktion.
Aus dem Englischen von Bernhard Jendricke, Christa
Prummer-Lehmair und Thomas Wollermann
C.H.Beck
Die englische Originalausgabe erschien unter dem Titel
«A little History of Art» bei Yale University Press
© 2022 by Charlotte Mullins
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Putins Traum: Lenin räumt auf! „Seinerzeitiges“ Plakat
Auf gen Westen! Mit aller Gewalt will Wladimir Putin Russland in diese Himmelsrichtung ausdehnen: Russische Truppen sollen gegenwärtig die Ukraine unterwerfen. Doch auch in Moskaus Osten haben die Sprachrohre des Kremls ein Stück Land aufgestöbert, das einst „russischer Boden“ gewesen ist. Ein großes Stück Land, ein reiches Stück Land, das obendrein seit mehr als 150 Jahren zu den USA gehört: Alaska.
„Alaska gehört uns!“, tönte es der Realität zum Trotz 2023 auf Plakaten in der russischen Stadt Krasnojarsk, wie das US-Magazin „Newsweek“ berichtete. Befeuert wurde diese Forderung von Wjatscheslaw Wolodin, seines Zeichens Putin-Vertrauter und Sprecher der Duma.
Angesichts des westlichen Wirtschafts- kriegs gegen Russland wäre die „Rückkehr Alaskas ins Russische Reich nur recht und billig“ – so jedenfalls die Wolodinsche Argumentation …
Ein Ort auch, an dem nach den 12 Jahren brüllend-aggressiven Marschgesangs auch leise gesungene Lieder eine Heimstatt fanden, ein Ort aber auch, der als wichtige Geburtsstätte des neuen deutschen Chansons und des neuen politischen Liedes gelten darf; ein antibürgerlicher Ort, an dem man ab 1964 verfolgen konnte, wie mit 1968 eine bürgerliche Jugendbewegung mit antibürgerlichem Gestus heraufzog.
Natürlich weiß ich, dass dies zugleich ein Ort ist, an dem intime Kenner der Waldecker Festivals zu Hause und heute auch unter den Zuhörern sind – ich kann aus eigenem Miterleben davon berichten. Aus dieser Zeit bin ich zum Beispiel dem 1778/79 erschienenen Werk „Volkslieder“ von Johann Gottfried Herder verbunden, das den Anfang der Liedforschung markiert und 1807 den programmatischen Titel „Stimmen der Völker in Liedern“ erhielt.
Durch das Lied, ist dort zu lesen, würden die Menschen mit der ganzen Seele erfaßt, ja, Lieder zeigten, „dass die Dichtkunst überhaupt eine Welt- und Völkergabe sei, nicht und kein Privaterbteil einiger feinern, gebildetern Männer“ sei. Einbezogen hat der Sammler in sein völkerverbindendes Projekt selbst grönländische, tartarische, peruanische oder madagassische Beispiele; Herder würde sich glänzend mit vielen anderen Waldeck-Sängern verstanden haben.
Es ist das Jahr 1855. Mehrfach geht der gelernte Drucker Whitman von seinem kleinen Haus in Brooklyns Prince Street zum Backsteingebäude an der Kreuzung von Cranberry und Fulton Street, wo die schottischen Immigranten Andrew und James Rome eine winzige Druckerei betreiben. Der Journalist nimmt stets auf einem Stuhl in der Nähe eines Ecktisches Platz und notiert detailliert, was mit seinen zwölf Gedichten jetzt geschehen müsse: in welcher Folge auf wie vielen Seiten sie erscheinen sollten, wie Cover, Illustration oder Schrift auszusehen hätten. Beim Setzen der Lettern hilft der 36-Jährige, und die Druckkosten zahlt er aus eigener Tasche.
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Zuzeiten gab es Zeiten, da jeder und jede einen Engel zur Seite hatte: Über oder vor sich – Verdopplung der Population.
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Deutsches Antispionageplakat um 1943
Ein gern benutztes politisches Klischee sagt, dass in Deutschland eigentlich die Autoindustrie regiert. Nach Lektüre von Jürgen Reschs Buch über die skandalöse Kumpanei von Industrie und Regierungen muss man sagen: Stimmt.
Was passiert, wenn Bürger vor Gericht in letzter Instanz eine Strafe oder andere Auflagen aufgebrummt bekommen? Dann müssen sie sich an Recht und Gesetz halten, sonst kann sogar Beugehaft drohen. Was aber, wenn sich Regierungen nicht an Gerichtsurteile halten?
In der Rückschau waren die Manipulation von Dieselmotoren und die verständnisvolle Haltung deutscher Regierungen und des Kraftfahrtbundesamtes der Beweis, dass die Nähe von Staat und Konzernen alles andere als gesund ist. Man muss sich klar machen, was da passierte: Bundes- und Landesregierungen verteidigten die Interessen betrügerischer Unternehmen selbst gegen die Interessen geschädigter Bürgerïnnen. Und das ist in diesem Fall keine Verschwörungstheorie, sondern dutzendfach von deutschen Gerichten bestätigt.
Wole Soyinkas Roman führt uns in ein Land, das sich den Neid aller Nachbarn zugezogen hat, die nur darauf bedacht sind, dieser Nation die Krone des Glücks zu entreißen. Es gibt sogar ein Ministerium für Glückseligkeit, das von der Gattin eines Gouverneurs geführt wird, dessen armer Bundesstaat mit Fantasie wettmachen muss, was ihm an materiellem Reichtum mangelt. Doch vor allem verdankt das Land seine Besonderheit drei Stützen aus Religion, Politik und Medien. Es sind drei fantastische Figuren, die Soyinka zu Beginn seines Romans einführt.