Begeistert war Söder nicht über das „Interview“, das er als „etwas unglücklichen Start“ bezeichnete

Dies vorweg: Hätte ich – vorzeiten beim NDR Hamburg – ein solches „Interview“ angeboten, wäre das mit Sicherheit meine letzte Arbeit – für welchen Sender auch immer – gewesen
Die Wellen um das Interview der neuen Berlin-Direkt-Chefin Diana Zimmermann mit Bayerns Ministerpräsidenten Markus Söder schlagen hoch. Das sagt das ZDF zum plötzlichen Ende des Interviews und der Art der Fragestellung:
Das ZDF äußert sich zum umstrittenen Interview der neuen Hauptstadtstudiochefin Diana Zimmermann und rechtfertigt die Interview-Führung der Moderatorin mit folgenden „erläuternden Informationen“:

„Zu einem journalistisch geführten Interview gehören kritische Nachfragen. Die Interviews mit Spitzenpolitikern in „Berlin direkt“ sind im Rahmen der Magazinsendung zeitlich begrenzt. Die zur Verfügung stehende Zeit wurde beim Gespräch mit Markus Söder am Ende sehr knapp, seinen Antwortsatz konnte er trotzdem noch zu Ende führen“, meinte ein ZDF-Sprecher.  (Hahahahaaa …)

Kritik schlug Diana Zimmermannvor allem  – aber nicht nur – aus konservativen Reihen entgegen. Ex-Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) warf Zimmermann vor, „kein Interview“ geführt zu haben. Das Gespräch sei ein „Kommentar der Fragestellerin“ gewesen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Marc Heinrichmann unterstellte, die „Neutralität“ sei „am Limit“ gewesen – was die Rundschau auch meint

Der Hintergrund: Das Fünf Minuten und 30 Sekunden Interview

Das Interview stand von vornherein unter einem kritischen Stern. „Ein recht buntes Bild, was die Union da abgibt“, so die Einleitung von Diana Zimmermann. Erste Frage: „Wenn Neuwahlen tatsächlich kämen, mit wem würden Sie eigentlich koalieren wollen?“ fragt die Moderatorin als Erstes. „Herr Merz und Sie sind sich ja sehr einig, wenn es um die Tonalität geht, die Sie der Ampel gegenüber anschlagen, arbeiten Sie sich nicht ein wenig in die falsche Richtung ab, steht Ihr Gegner nicht eher rechts?“

Söder erklärt, dass es zum Kampf gegen rechts auch eine starke Führung brauche, die die Koalition vermissen lasse. Diana Zimmermann: „Aber so wie sie die Ampel ja angehen, kann man ja sagen, dass die demokratischen Parteien eben nicht zusammenhalten. Sie beschädigen ja das Amt des Kanzlers in der Art und Weise, wie er im Bundestag angegangen wird. Sie kritisieren die Ampel unaufhörlich. Tatsächlich haben auch Sie (kurze Pause) Coronatöpfe im bayerischen Landtag umgewidmet. Ist bei Ihnen okay, was Sie anderen als Trickserei bescheinigen?“ Söder antwortet: Nun, das haben wir eben nicht gemacht“, Zimmermann unterbricht. Söder erklärt, dass dies geprüft worden sei und man sich trotz Rechtmäßigkeit nach den bayerischen Haushaltsgesetzen dagegen entschiede hätte, insofern ginge die Frage ins Leere.

Daran schließt sich ein Monolog der Moderatorin an, der von Minute 2,57 bis 3.27 dauert und mit einer ironischen Frage abschließt: „Aber, ich halte das nochmal fest, auch Sie haben versucht, einen Coronatopf umzuwidmen für Ihre Hightech-Agenda, was tatsächlich mit Corona nicht mehr viel zu tun hat. Es finden also überall Tricksereien statt. Außerdem ist auch die Position der Union in Sachen Schuldenbremse in keinster Weise geeint. Sie und Herr Merz sind strikt dagegen, die Schuldenbremse zu reformieren. Einige Ministerpräsidenten und Länderchefs wären durchaus dafür zu haben. Wie wollen Sie es denn nun halten mit der Schuldenbremse, wie es Ihnen gefällt?“

Söder erklärt daraufhin, dass die Union an der Schuldenbremse festhalte und dass für eine Veränderung eine Zweidrittelmehrheit notwendig sei, die damit nicht gegeben sei.  Wieder unterbricht Zimmermann Söder, als er Verständnis für Ministerpräsidenten Günther Zimmermann äußert: „Aber Herr Söder. Die Investitionen, die jetzt nötig sind, sind ja auch deswegen nötig, weil in 16 Jahren Merkel fast nichts passiert ist in Sachen Investitionen in die Infrastruktur. Wie würden Sie denn, ohne Lockerung der Schuldenbremse weitermachen, so wie vorher, ohne jegliche Reformen?“

Söder daraufhin: Wie kommen Sie darauf, dass in 16 Jahren nichts passiert ist?“  Zimmermann: „Weil wir ja sehen, was wir für einen Reformstau haben, momentan.“  Söder: „Haben wir den? Ist das denn wirklich so, was Sie da sagen?  Zimmermann: „Ja.“  Söder: „Das ist Ihre Meinung, die respektiere ich. Das scheint auch die Meinung der Ampel zu sein. Ich weiß nicht, wir haben in diesen 16 Jahren die Arbeitslosigkeit …“  Zimmermann fällt ins Wort: „Sagen alle Ökonomen in Deutschland. Absolut alle Ökonomen.“ Söder: „Weiß ich nicht, ob das so stimmt. “ Zimmermann: „Doch.“ Söder: Wir haben in den 16 Jahren die Arbeitslosigkeit halbiert. Wir haben in den 16 Jahren volle Haushaltskassen gehabt und wir haben schwerste Krisen zu meistern gehabt, denken Sie bitte an die Finanzkrise, denken Sie …“ Zimmermann unterbricht: „Ja, aber wir haben nicht so viele Krisen gehabt wie momentan.“  Söder: „Darf ich einfach …?“ (Versucht, seinen Satz zu beenden.) Zimmermann: „Ich muss leider jetzt zum Ende kommen, ganz herzlichen Dank nach Nürnberg.“ Söder: „Sie können nicht einfach den Satz so unterbrechen und abwürgen.“ Zimmermann: „Ich muss leider aufhören.“  Söder: „Das war jetzt aber ein etwas unglücklicher Start für unser erstes Interview. Denn den letzten Satz hätte ich schon noch gern gesagt, dass wir nämlich viele Krisen entschlossen gemeistert haben und eine solche wie jetzt, könnten wir auch besser meistern.“ Diana Zimmermann: „Herzlichen Dank nach Nürnberg. “

Bittschön,

wo haben diese

Journalistin

Journaille gelernt?

(got)

Dez. 2023 | Allgemein, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren