Nehmen wir doch den Tod gleichwie das Leben als diesseitiges, als irdisches Geschehen. Nehmen wir beides als Geschenk! Verzichten wir, was den Tod angeht, getrost auf alle antiken oder vulgärbiologischen Tröstungen einer „Rückkehr in die Natur“. Das menschliche Leben – dieses menschliche Leben – hört auf. Basta!
Unser memento mori gilt dem diesseitigen Leben, nicht aber dem Seelenheil. Gibt es nämlich keine Zukunft jenseits des Sterbens, gibt es auch keine Gründe, die Gegenwart wegzuwerfen; und weil der Mensch ein Mensch- und derweil der Tod das gewusste Ende ist, hat auch die Sparsamkeit an Lust, an der Liebe und an Genuss – nur begrenzt Sinn.

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Nov. 2023 | Allgemein, In vino veritas | Kommentieren

Schon beim Anblick könnte einem schwindlig werden: Wenn ein Alpensteinbock an einer scheinbar senkrecht aufragenden Felswand entlangkraxelt. Und das noch nicht einmal immer nur zögerlich und vorsichtig, Huf vor Huf, sondern zuweilen spielerisch, mit waghalsigem Tempo. Von einem kaum sichtbaren Felsvorsprung meterweit zum nächsten springend.
Die weichen und elastischen Sohlen wirken obendrein wie ein Anti-Rutsch-Schutz, erhöhen die Haftung. Und die hart verhornten Ränder der Hufe verleihen dem Steinbock enorme Trittfestigkeit im Fels. Selbst auf vereistem Grund können die Tiere ihre Klauen verkanten und finden so den nötigen Halt.

 

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Nov. 2023 | Allgemein, Junge Rundschau, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Die Islamisierung des pakistanischen Bildungssystems schreitet voran. Geistliche zwingen einen Professor zu der Erklärung, die Evolutionstheorie widerspräche islamischem Recht. Akademiker in Pakistan sind besorgt.

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Screenshot X Professor Sher Ali Inquisition
Professor Sher Ali (Mitte) musste erklären, dass er alle wissenschaftlichen Meinungen, die der Scharia und den göttlichen Geboten zuwiderlaufen, für falsch hältBild: X/Niazbeen

In der Provinz Khyber Pakhtunkhwa im Nordwesten Pakistans haben islamische Geistliche einen College-Professor kürzlich gezwungen, die Evolutionstheorie von Charles Darwin zu verurteilen. Unter den Akademikern des südasiatischen Landes hat dies eine Welle der Besorgnis ausgelöst.

In seinem 1859 veröffentlichten bahnbrechenden Werk „Über die Entstehung der Arten“ hatte der britische Naturforscher argumentiert, biologische Arten würden sich im Laufe der Zeit verändern, weil sie Eigenschaften annähmen, die ihr Überleben und ihre Fortpflanzung begünstigen. Darwins Theorien revolutionierten das damalige wissenschaftliche Denken.

Warum haben die Geistlichen eingegriffen?

Die Ablehnung  von Darwins Theorien durch islamische Geistliche alarmiert nun Akademiker in ganz Pakistan. College-Professor Sher Ali, der am Government Post Graduate College, einer staatlichen Hochschule in Bannu, als Assistenzprofessor für Zoologie tätig ist und dort auch Darwins Evolutionstheorie lehrt, zog den Unmut der Geistlichen nach einer Rede über die Rechte der Frauen im Islam auf sich. Kurz zuvor hatte es in der Stadt Proteste gegen Frauen gegeben, die sich nicht an die traditionelle islamische Kleiderordnung hielten.

Nach seiner Rede Anfang Oktober beschuldigten Geistliche den Professor, Ausschweifungen Vorschub zu leisten und sich nicht nur in seiner Rede, sondern auch in seinen Vorlesungen gegen den Islam auszusprechen.

Ali wies darauf hin, dass Darwins Evolutionstheorie in einem der Kapitel der in seinem Kurs verwendeten Textbücher behandelt würde und es somit seine Aufgabe sei, in seinen Vorlesungen darauf einzugehen.

Wie Rafiullah Khan, ein Mitglied des Ortsverbandes Bannu der pakistanischen Menschenrechtskommission, berichtet, hatte Ali seine Position in den sozialen Medien, in denen ihm mehr als 20.000 Menschen folgen, dargelegt.

„Ali bat jene, die ihm Vorhaltungen machen, dass er Darwins Evolutionstheorie unterrichtet, sich an die Gerichte zu wenden und dafür zu sorgen, dass dies verboten würde. Er betonte, dass es seine Aufgabe sei, die Evolutionstheorie zu unterrichten und dass er dafür von der Regierung bezahlt würde.“

Öffentliche Verurteilung von Darwins Theorien

Vergangene Woche wurde Ali jedoch gezwungen, sich öffentlich für seine Ansichten und für die Lehre von Darwins Theorien zu entschuldigen. In den sozialen Medien gingen Videos viral, die Ali – umgeben von Geistlichen  – bei einer öffentlichen Stellungnahme zeigen. Darin heißt es, er erachte alle wissenschaftlichen Meinungen, die der Scharia, dem islamischen Gesetz, widersprechen – wie die Evolutionstheorie Darwins – für falsch.

„Gemäß der Scharia sind Frauen den Männern intellektuell unterlegen“, liest Ali in seiner eidesstattlichen Erklärung vor. Eine Kopie dieser Erklärung liegt der DW vor.

„Damit ist für mich zu diesem Thema alles gesagt. Ich bin überzeugt, dass Frauen sich von Kopf bis Fuß verhüllen müssen, wenn sie das Haus verlassen, und dass sie dies nur tun sollten, wenn es unumgänglich ist“, heißt es weiter in der Erklärung.

Zahlreiche Akademiker weisen darauf hin, dass die Evolutionstheorie schon immer zu Debatten und Meinungsverschiedenheiten geführt hat. Laut Farhat Taj, einem prominenten paschtunischen Intellektuellen und Professor, war Darwins Evolutionstheorie auf pakistanischen Lehrplänen schon immer ein Streitpunkt.

„Wer auch immer durchscheinen ließ, dass er ansatzweise an diese Theorie glaubt, wurde lächerlich gemacht. Das ist noch immer so. In Bannu wurde ein Professor von Geistlichen traumatisiert, weil er Evolutionstheorie unterrichtete.“

In Pakistans Bildungsinstitutionen geht die Angst um

Faizullah Jan ist Professor an der Universität von Peschawar. Er ist überzeugt, dass ein objektiver Unterricht nicht nur in Bezug auf Darwins Evolutionstheorie unmöglich ist, sondern auch bei einer Reihe anderer Themen. Denn erst kürzlich hat die Regierung Universitätsrektoren in einem Schreiben aufgefordert, das Thema Feminismus aus dem Lehrplan zu streichen.

„In dem Schreiben stand, dass die Gefahren von Atheismus und Feminismus sich in pakistanischen Institutionen wie eine Krankheit ausbreiten und das moralische Gefüge der pakistanischen Gesellschaft zerstören würden“, so Faizullah Jan.

Er ist überzeugt, dass diese Einschränkungen nicht das Ende sein werden. „Heute halten wir Lehrer davon ab, über Darwins Theorie zu sprechen. Morgen werden wir sie auffordern, nichts über die negativen Seiten des Patriarchats zu sagen. Und dann werden andere Themen folgen.“

BG Charles Darwin | Abstammung des Menschen und die Selektion in Bezug auf das Geschlecht
Darwins Theorien führen nicht nur in Pakistan zu Auseinandersetzungen

Aktivisten zufolge beschränkt sich die erdrückende Atmosphäre und der Einfluss der Geistlichen nicht nur auf einige Regionen oder Provinzen, sondern ist mittlerweile in ganz Pakistan und auch jenseits der Grenzen zu spüren. Viele konservative Religionsgruppen und Staaten hätten Schwierigkeiten damit, wissenschaftliche Belege für die Evolution anzuerkennen oder lehnten sie ganz ab.

So erweiterte Indiens Nationaler Rat für Bildungsforschung und Ausbildung, der für die Entwicklung von Lehrplänen und Textbüchern zuständig ist, zu Beginn des Jahres die Liste der nicht zu behandelnden Themen unter anderem um Darwins Evolutionstheorie.

Laut Professor Abdul Hameed Nayyar, der früher an der Quaid-i-Azam University in Islamabad lehrte, haben solche Veränderungen in der Bildung seit den 1980ern Fahrt aufgenommen. In Chemie wurde Schülern zum Beispiel beigebracht, dass sich Sauerstoff und Wasserstoff nicht automatisch zu Wasser verbinden, erläutert Nayyar gegenüber der DW.

„Stattdessen erzählte man ihnen, dass sie sich durch den Willen Gottes zu Wasser verbinden. Das zeigt, wie weit die Islamisierung von Bildung und Lehrplänen fortgeschritten ist.“

Nayyar ist überzeugt, dass dies vollständig im Widerspruch zum wissenschaftlichen Denken steht. „Wissenschaftliches Denken zeigt uns, welche wissenschaftlichen Fakten existieren. Das ist überall auf der Welt gleich.“

 

Nov. 2023 | In Arbeit | Kommentieren
Denn alles Fleisch, es ist wie Gras - 1. Petrus: 24

Denn alles Fleisch, es ist wie Gras – 1. Petrus: 24

Es ist mal wieder November – alsdann: In der Weisheit der Upanishaden des Hinduismus, lernen wir, dass der Mensch schließlich Brahma erlangen wird. Es ist die Lehre der Bhagavad-Gita, dass die Seele unsterblich und dass Erlösung möglich ist durch den Kreis von Wiedergeburt und neuem Tod. Der Jainismus lehrt die Unsterblichkeit der Seele. Der Eintritt ins Pari-Nirvana, wie ihn der Buddhismus verkündet, erlöst den Buddhisten vom Zyklus der Wiedergeburt. Das griechische Denken, von Plato an, bestätigte die Unsterblichkeit der Seele, und im Zoroastrismus findet sich ein starker Glaube an die Unsterblichkeit der materiellen Welt. Seit der Zeit des Frühjudentums bekennt sich die jüdische apokalyptische Erwartungshaltung eindeutig zur Auferstehung.

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Nov. 2023 | Allgemein, Essay, Feuilleton, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude | 3 Kommentare

Der Theologe Uwe Wolff, der sich seit Ewig- (sic) keiten mit Engeln und anderen himmelischen Wesen in der Bibel und im Volksglauben beschäftigt hat, über den Glauben an himmelische Wegbegleiter und die Vorstellungen, die sich Menschen von ihnen machen:
? Haben Sie einen Schutzengel?
Ja gewiß. Ich habe ihn im Alter von vier Jahren das erste Mal erlebt. Vor mir fiel ein Strommast um, der mich getroffen hätte, wenn dieser Schutzengel mich nicht zur Seite gezogen hätte. Viele Menschen erzählen von ähnlichen Erlebnissen. Nach einer Umfrage glauben 60 Prozent der Deutschen, dass sie einen Schutzengel haben. Auch andere Religionen als das Christentum, etwa das Judentum, der Islam oder der Buddhismus, gehen davon aus, dass jeder Mensch ein solches Wesen als geistigen Wegbegleiter hat.
Welche Aufgaben hat ein Schutzengel genau?

 

Jeder Schutzengel bildet eine Schicksalsgemeinschaft mit „seinem” Menschen. Er soll ihm helfen, seine Bestimmung zu finden und danach zu leben. Schutzengel sind sozusagen die Streetworker Gottes. Das ist keine leichte Aufgabe, denn wir Menschen lassen uns nicht gerne führen.

NR: Müssen sich Schutzengel von dieser Aufgabe auch mal ausruhen?

Wolff: Nein. Engel werden nicht müde. Sie sind immer wach und bereit. Im Alten Testament, im Buch Thobit, werden Schutzengel mit Hunden verglichen. Denn wie diese Tiere sind sie nicht auf den eigenen Vorteil bedacht und immer bereit, mit den Menschen zu gehen.

NR: Müssen Schutzengel essen, um sich zu stärken?

Wolff: Ob und was Engel essen, ist eine Frage, die Theologen Jahrhunderte lang beschäftigt hat. In der Bibel wird mehrfach beschrieben, daß Engel bewirtet wurden. Abraham etwa bietet den drei Engeln, die die Geburt seines Sohnes Isaak ankündigen, Brot, Ziegenfleisch und Milch an. Dort heißt es über die Engel: „Und sie aßen.” Das war der Ausgangspunkt für die Theologen, über die Nahrung der Engel nachzudenken. Nach langen Disputen sind sie dann aber zu dem Schluß gekommen, daß Engel als geistige Wesen keine Nahrung zu sich nehmen. Und daß sie bei Abraham nur so getan haben als ob, um seine Gastfreundschaft nicht zu verletzen. Besonders katholische Theologen haben die Version bevorzugt, wonach sich Engel vom „Anblick des Herrn” ernähren.

NR: Haben Schutzengel Namen?

Wolff: Diese Frage stellen sich viele Menschen. Ich würde sagen: Nein. Andere sehen das anders. Der große jüdische Philosoph Walter Benjamin zum Beispiel kannte den Namen seines Schutzengels. Er hieß Agesilaus Santander.

Nach der jüdischen Religion haben alle Schutzengel Namen, die aber eigentlich geheim sind. In der Kabbala, der jüdischen Mystik, finden sich lange Listen von Engelsnamen.

NR: Altert der Schutzengel mit seinem Menschen?

Wolff: Nein. Denn er ist ja nicht an Raum und Zeit gebunden. Das gilt auch für den Menschen nach seinem Tod. Im Mittelalter hat man sich vorgestellt, daß die Menschen im Himmel alle zwischen 30 und 33 Jahre alt sind, weil das als das ideale Alter galt.

NR: Was passiert mit dem Schutzengel, wenn der Mensch stirbt?

Wolff: Die Engelforscher sind sich einig: Wenn der Mensch in den Himmel gelangt ist, darf auch der Schutzengel dort bleiben. Er muß nicht noch einmal auf die Erde, um einen neuen Menschen zu betreuen. Jeder neu geborene Mensch bekommt einen neuen Engel.

NR: Dann muß es ja unendlich viele Schutzengel geben.

Wolff: Genau. Zurzeit leben etwa sechs Milliarden Menschen auf der Welt; wenn man davon ausgeht, daß jeder von ihnen einen Schutzengel hat, entspräche das der Zahl der derzeit aktiven Engel. Dazu kommen noch die Engel aller Menschen, die jemals gelebt haben. Nach dem Volksglauben hat jeder Mensch sogar zwei Engel. Einer geht rechts und schreibt die guten Taten auf, der andere geht links und registriert die schlechten. In Bayern hat man deshalb früher den Kindern eingeschärft, weder zur Linken noch zur Rechten auf die Straße zu spucken, um die Engel nicht treffen. Wer sagst denn? got!

Nov. 2023 | Kirche & Bodenpersonal | Kommentieren

In diesem wunderschonen Wäldchen läßt sichs gut ruhn

Philosophieren, sagt Cicero, sei „nichts anderes, als sich auf den Tod vorbereiten“. Beim Studieren und Nachdenken also ziehen wir unsere Seele von uns selber ab und weisen ihr eine unkörperliche Aufgabe zu, die eine Vorbereitung auf den Tod ist und Ähnlichkeit mit ihm hat; oder es heißt auch, dass alle Weisheiten und alles Reden dieser Welt darauf hinauslaufen, uns zu lehren, den Tod nicht zu fürchten. In der Tat, wenn die Vernunft uns nicht zum Narren hält, sollte sie sich ausschließlich auf unsere Zufriedenheit richten dürfen, und ihre Anstrengungen sollten zum Ziel haben, uns ein gutes und angenehmes Leben zu verschaffen, wie es die Heilige Schrift sagt. Alles Reden dieser Welt stimmt doch darin überein, dass das Ziel unseres Lebens das angenehme Leben sei, auch wenn die Philosophen verschiedene Wege dorthin vorzuschlagen belieben. (mehr …)

Nov. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren

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Nov. 2023 | In Arbeit | Kommentieren

Das wird von interessierter Seite aus immr mal wieder erzählt, unter die Leute gebracht und gehegt – und gepflegt und geweckt.
„Seit mehr als 3000 Jahren ist durchgehend eine jüdische Bevölkerung im heutigen Israel nachweisbar, der Definition nach kann es sich also gar nicht um einen „jüdischen Kolonialkonflikt“ handeln, was – Propaganda sei Dank – im entsprechenden Diskurs meist weggelassen wird. Noch leichter aber erkennbar ist, dass viele der Juden in Israel sephardischer Abstammung sind. Und jene deutschen Empörten, die von Israel als ‚rassistischem Regime‘ sprechen, dürften nicht einmal den Begriff Sepharden kennen. Aber, diese Menschen waren in den vergangenen Jahrhunderten bis zur massenhaften, manchmal pogromhaften Vertreibung durch Muslime im 20. Jahrhundert vor allem in Nordafrika ansässig. Und so, wie sich die deutsche Öffentlichkeit ‚Nordafrikaner‘ vorstellt, sähen sie auch aus. Vor allem, aber nicht nur die linken und liberalen Öffentlichkeiten haben sich zum Glück gegen Rassismus sensibilisiert.
Aber genau diese Sensibilisierung wird von der Propaganda zur Emotionalisierung ausgenutzt, um das falsche Bild von knallweißen, jüdischen Kolonialisten zu zeichnen, die die arme braune, einheimische Bevölkerung verdrängt – oder Schlimmeres.“
Wie damals der IS instrumentalisiere die Terrororganisation die Gewalt gegen Frauen, um damit vom westlichen Lebensmodel enttäuschte junge Männer zu gewinnen. „Die sexualisierte Gewalt, die diesen Frauen angetan wird, ist Gewalt von Männern. Sie ist aber auch Gewalt für Männer. Männer als Täter. Männer, die Frauen als Bedrohung empfinden, als Publikum, als Agitationsgegenstand. Frauen als Schlachtfeld männlicher Machtdemonstration. Entmenschlichung von Frauen als Werbebotschaft an andere Männer. Und auf der anderen Seite eine erstaunlich stumme feministische Internationale. Großes Schweigen. Relativierungen. Im besseren Fall Kontextualisierungen. In allen Fällen kaum Aufschrei, nur wenig intellektuelle Prominenz, die den Hass der Terroristen auf Frauen klar benennt. Aus der Sorge heraus, für rassistisch gehalten zu werden?“

In den sozialen Medien hat sich binnen weniger Tage eine Welle an antisemitischem Hass entladen, konstatiert ebenfalls der Historiker Volker Weiß entsetzt in der SZ. Was dabei besonders erschreckt, ist, wie gerne Aktivisten sofort den Narrativen der Hamas aufgesessen sind – besonders in Deutschland. So könne sich Israel nicht mehr auf die Garantien, aus den Fehlern der Vergangenheit gelernt zu haben, verlassen. „Rechte wollen sich von der historischen Last befreien, an die sie die Gedenkpolitik erinnert. Linke schlagen das Judentum nach alter antisemitischer Art dem Establishment zu. Die liberale Mitte verharrt in ihrem Bedürfnis nach Äquidistanz – und die meisten Bürgerinnen und Bürger wollen am Sonntagnachmittag lieber einen letzten Kaffee in der Herbstsonne trinken, als auf die Demo für die Opfer der Hamas zu gehen. Es gibt eine dünne Schicht aus Staatsspitze und Menschen, die sich noch nicht im Kulturrelativismus aufgegeben haben. Doch es sind ganz außerordentlich fragile Abhängigkeiten, an die das jüdische Leben in Europa geknüpft ist. Aus diesem Grund wurde Israel gegründet.“

Der 7. Oktober zeigt: Antisemitische Narrative haben nie aufgehört in den Köpfen der Menschen zu bestehen, stellt Jacques Schuster in der Welt fest. Dies rufe in den Köpfen der Juden ein altes Trauma wach. „Der 7. Oktober hat diese kollektive Erinnerung – in Heinrich Heines Worten: diesen ‚ungeheuren Judenschmerz‘ – wieder nach oben getrieben, genau wie die ebenfalls uralte, fast irrsinnig machende Ratlosigkeit, wie dem Antisemitismus zu begegnen sei: Ist der Jude intelligent, dann ist er zersetzend; ist er Soldat, ist er Militarist; ist er gewandt, ist er ein Anbiederer; ist er zurückgezogen, heißt man ihn einen Luftgeist im Nirgendwo; ist er Teil einer schweigenden Mehrheit, muss er ein Duckmäuser sein; lebt er in der Diaspora, gehört er nicht wirklich dazu; baut er sich einen Staat, ist er ein imperialistischer Landräuber.“
 Die Hamas ist nicht das palästinen
sische Volk. Benjamin Netanyahu und Itamar Ben-Gvir sind nicht alle Israeli“, betont der englische Historiker Simon Sebag Montefiore, der die Linke im NZZ-Gespräch fragt, weshalb sie hier mit zweierlei Maß misst und festhält: „Sogar wenn man gegen Israel ist: In welcher Gesellschaft betrachtet man Menschen als Siedler, wenn sie dort bereits seit über hundert Jahren leben? Mit diesem falschen Argument wird die Tötung unschuldiger Menschen gerechtfertigt. (…) Das Narrativ entstand aus einem gefährlichen Mix aus sowjetischer Propaganda, marxistischer Dialektik, amerikanischer Antirassismustheorie und traditionellem Antisemitismus. Wir haben zugelassen, dass Aktivisten an die Spitzen unserer Universitäten und humanitären NGO – also von Institutionen des freien Denkens – kommen, die diese Ideologien vertreten. In Harvard, an der Penn und anderen Universitäten in den USA sieht man nun, wozu das führt. Zum Glück ist dieses Problem einfach zu lösen: Niemand muss in Harvard studieren oder lehren. Spender und Geldgeber haben die Wahl, ob sie solche Einrichtungen weiterhin finanzieren wollen.“

 

 

Auf den „Glauben und Zweifeln“-Seiten der Zeit erzählt Evelyn Finger unter anderem von Rabbi Ron Li-Paz, der vergangenen Sonntag am Rande der Messe im Petersdom bei den Kurienkanälen nachfragte, ob es möglich sei, mit dem Papst über die Angst der Juden zu sprechen: „Das ist der Moment, in dem mehrere Geistliche peinlich berührt die Stirn runzeln oder mitleidig lächeln. Einige wissen wohl: Papst Franziskus hat zwar im Beisein von Kardinalstaatssekretär Parolin mit Raphael Schutz, dem israelischen Botschafter beim Heiligen Stuhl, gesprochen, will aber von der langen Liste jüdischer Bittsteller vorerst niemanden mehr empfangen. Keine Angehörigen der Geiseln, keine Überlebenden des Massakers – obwohl die bei Italiens Präsident Mattarella waren. Warum nicht? Weil, heißt es vertraulichst aus der Kurie, dies im Krieg zwischen der Hamas und Israel als Parteinahme missverstanden würde. Es gibt aber Vatikandiplomaten, die finden das falsch. Auch das Schweigen eines Papstes werde politisch interpretiert. Auch Nichtstun könne Sünde sein. Ein Friedensgebet für die Kriegsopfer, wie vergangenen Freitag im Petersdom, genüge nicht.“

Auch der ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hatte nach dem Massaker „beide Konfliktparteien“ gebeten, „zur Deeskalation beizutragen“ – eine moralische Bankrotterklärung in mehrfacher Hinsicht, schreiben in der FAZ die evangelischen Theologen Gabriele und Peter Scherle: „Was sind die Gründe? Im Blick auf den Staat Israel setzte sich im ÖRK seit den Sechzigerjahren eine Lesart durch, die davon ausgeht, der Staat sei Ausdruck eines Siedler-Kolonialismus und Vorposten des US-amerikanischen Imperialismus im Nahen Osten. Nach dieser Lesart sind Juden im Staat Israel in erster Linie Täter. Werden Juden zu Opfern, sind sie demnach selbst Schuld, weil es sich um Notwehr derer handelt, die sich gegen die koloniale Macht und den ‚globalen Westen‘ zur Wehr setzen. In solch einer politisch unterkomplexen Deutung des Nahostkonfliktes wird übergangen oder übersehen, dass es sich bei der Hamas um eine reaktionär-islamistische Miliz handelt, die nicht nur die Vernichtung der Juden und des Staates Israel anstrebt, sondern auch die palästinensische Bevölkerung unter ein theokratisch-gewalttätiges Regime zwingt. Die dschihadistische Hamas vertritt nicht, sondern verrät die Interessen der Palästinenser.“

Nov. 2023 | In Arbeit | Kommentieren

Die linke, multikulturelle orientierte Politik hat die Probleme, die sich mit aus arabischen Gebieten Eingewanderten ergeben, zu lange bagatallisiert, „kühle“ kritische Stimmen wie jene von Ahmad Mansour, Seyran Ates oder Necla Kelek wurden „dämonisiert“ und als rechts abgetan, kommentierte T. Gottschling vorzeiten schon der vor allem palästinaaffinen Communities ein paar „harte und herzliche“ Ansagen machte: „Juden  inklusive ihres verwundeten Safe Spaces namens Israel liegen uns am Herzen. Euch sei auch daran gelegen.

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Nov. 2023 | Allgemein, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude | Kommentieren

Auf den „Glauben und Zweifeln“-Seiten der Zeit erzählt Evelyn Finger unter anderem von Rabbi Ron Li-Paz, der vergangenen Sonntag am Rande der Messe im Petersdom bei den Kurienkanälen nachfragte, ob es möglich sei, mit dem Papst über die Angst der Juden zu sprechen: „Das ist der Moment, in dem mehrere Geistliche peinlich berührt die Stirn runzeln oder mitleidig lächeln. Einige wissen wohl: Papst Franziskus hat zwar im Beisein von Kardinalstaatssekretär Parolin mit Raphael Schutz, dem israelischen Botschafter beim Heiligen Stuhl, gesprochen, will aber von der langen Liste jüdischer Bittsteller vorerst niemanden mehr empfangen. Keine Angehörigen der Geiseln, keine Überlebenden des Massakers – obwohl die bei Italiens Präsident Mattarella waren. Warum nicht? Weil, heißt es vertraulichst aus der Kurie, dies im Krieg zwischen der Hamas und Israel als Parteinahme missverstanden würde. Es gibt aber Vatikandiplomaten, die finden das falsch. Auch das Schweigen eines Papstes werde politisch interpretiert. Auch Nichtstun könne Sünde sein. Ein Friedensgebet für die Kriegsopfer, wie vergangenen Freitag im Petersdom, genüge nicht.“

Auch der ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hatte nach dem Massaker „beide Konfliktparteien“ gebeten, „zur Deeskalation beizutragen“ – eine moralische Bankrotterklärung in mehrfacher Hinsicht, schreiben in der FAZ die evangelischen Theologen Gabriele und Peter Scherle: „Was sind die Gründe? Im Blick auf den Staat Israel setzte sich im ÖRK seit den Sechzigerjahren eine Lesart durch, die davon ausgeht, der Staat sei Ausdruck eines Siedler-Kolonialismus und Vorposten des US-amerikanischen Imperialismus im Nahen Osten. Nach dieser Lesart sind Juden im Staat Israel in erster Linie Täter. Werden Juden zu Opfern, sind sie demnach selbst Schuld, weil es sich um Notwehr derer handelt, die sich gegen die koloniale Macht und den ‚globalen Westen‘ zur Wehr setzen. In solch einer politisch unterkomplexen Deutung des Nahostkonfliktes wird übergangen oder übersehen, dass es sich bei der Hamas um eine reaktionär-islamistische Miliz handelt, die nicht nur die Vernichtung der Juden und des Staates Israel anstrebt, sondern auch die palästinensische Bevölkerung unter ein theokratisch-gewalttätiges Regime zwingt. Die dschihadistische Hamas vertritt nicht, sondern verrät die Interessen der Palästinenser.“

Auf den „Glauben und Zweifeln“-Seiten der Zeit erzählt Evelyn Finger unter anderem von Rabbi Ron Li-Paz, der vergangenen Sonntag am Rande der Messe im Petersdom bei den Kurienkanälen nachfragte, ob es möglich sei, mit dem Papst über die Angst der Juden zu sprechen: „Das ist der Moment, in dem mehrere Geistliche peinlich berührt die Stirn runzeln oder mitleidig lächeln. Einige wissen wohl: Papst Franziskus hat zwar im Beisein von Kardinalstaatssekretär Parolin mit Raphael Schutz, dem israelischen Botschafter beim Heiligen Stuhl, gesprochen, will aber von der langen Liste jüdischer Bittsteller vorerst niemanden mehr empfangen. Keine Angehörigen der Geiseln, keine Überlebenden des Massakers – obwohl die bei Italiens Präsident Mattarella waren. Warum nicht? Weil, heißt es vertraulichst aus der Kurie, dies im Krieg zwischen der Hamas und Israel als Parteinahme missverstanden würde. Es gibt aber Vatikandiplomaten, die finden das falsch. Auch das Schweigen eines Papstes werde politisch interpretiert. Auch Nichtstun könne Sünde sein. Ein Friedensgebet für die Kriegsopfer, wie vergangenen Freitag im Petersdom, genüge nicht.“

Auch der ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK) hatte nach dem Massaker „beide Konfliktparteien“ gebeten, „zur Deeskalation beizutragen“ – eine moralische Bankrotterklärung in mehrfacher Hinsicht, schreiben in der FAZ die evangelischen Theologen Gabriele und Peter Scherle: „Was sind die Gründe? Im Blick auf den Staat Israel setzte sich im ÖRK seit den Sechzigerjahren eine Lesart durch, die davon ausgeht, der Staat sei Ausdruck eines Siedler-Kolonialismus und Vorposten des US-amerikanischen Imperialismus im Nahen Osten. Nach dieser Lesart sind Juden im Staat Israel in erster Linie Täter. Werden Juden zu Opfern, sind sie demnach selbst Schuld, weil es sich um Notwehr derer handelt, die sich gegen die koloniale Macht und den ‚globalen Westen‘ zur Wehr setzen. In solch einer politisch unterkomplexen Deutung des Nahostkonfliktes wird übergangen oder übersehen, dass es sich bei der Hamas um eine reaktionär-islamistische Miliz handelt, die nicht nur die Vernichtung der Juden und des Staates Israel anstrebt, sondern auch die palästinensische Bevölkerung unter ein theokratisch-gewalttätiges Regime zwingt. Die dschihadistische Hamas vertritt nicht, sondern verrät die Interessen der Palästinenser.“

Nov. 2023 | In Arbeit | Kommentieren

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