Wenn man nun aber den waltenden Sternen Günstiges nachzusagen vorhat, ohne sich weiter mit diesem Datum beschäftigen zu wollen, dann, alsdann also möchten wir uns mit einem Sterne gemalt habenden Künstler, nämlich mit Jacopo Robusti beschäftigen, welcher durchaus als Glückskind zur Welt kam.
Der Vater ein erfolgreicher Tuchfärber, die Heimatstadt Venedig voller Kaufleute, Handelsherren und Bankiers, die für ein Wirtschaftswachstum sorgten, von dem man anderswo in Europa nur träumen konnte. Dass das reiche Konstantinopel an die Osmanen gefallen war, lag ja schon etwas zurück, und die Seeschlachten, in denen auch Zypern und Kreta verloren gehen würden, noch in einiger Ferne. Die Gesellschaft war in der Republik Venedig, der mächtigen Wirtschaftsmacht an der Adria, verlässlich von oben nach unten geordnet, die Lebensverhältnisse auskömmlich, der Bedarf an schönen Dingen riesengroß – beste Voraussetzungen für eine steile Malerkarriere.

Und weil man sich von Rom nicht allzu viel reinreden ließ, tat sich auch die Gegenreformation noch eine Weile schwer, bevor sie die freigeistigen Künstler und Intellektuellen wieder einfing. Vorerst wurde debattiert und gestritten in den venezianischen Palästen. Und wenn man auf der einen Kanalseite der Lehre des strengen Mönchs aus Deutschland durchaus etwas abgewinnen konnte, dann wollte man auf der anderen kein Iota von der alten Rechtgläubigkeit abzweigen. Da brauchte es nur noch den Maler, der zum Aufruhr der Geister Bilder liefern würde. Il

Tintoretto hat seine Chance sofort erkannt.

Etwas abfällig hatten sie den kleingeratenen jungen Mann „das Färberlein“ genannt. Doch Jacopo Robusti wusste längst, wie man sich Ansehen verschafft. Er war gerade 20, als er seine erste eigene Werkstatt aufmachte. Ein künstlerisches Start-up, das es in ganz kurzer Zeit zu Stadt- und Landesruhm brachte. Der tüchtige Skandal gehörte natürlich auch dazu. Den Stadtheiligen San Marco lässt der Maler wie einen Greifvogel vom Himmel fallen, um den unschuldigen Sklaven vor dem Märtyrertod zu retten. So viel zuckende Körper und aufgebrachte Gemüter, das war schon heftig. Und das gebildete Publikum erkannte den gut kalkulierten Verstoß gegen das Maß- und Regelwerk der Renaissance sogleich. Mit dem Pathos aufgewühlter Seelen, wie es Tintorettos ewiger Konkurrent Tizian kultivierte, wäre der dynamischen Epoche nicht gedient. Davon war er überzeugt.

Genau wie Hollywood – nur gemalt

Noch heute steht man in der „Accademia“, dem Kunstmuseum in Venedig, und denkt: Vielleicht hätte der kleine Mann ja, wenn das Medium schon im Gebrauch gewesen wäre, große Filme gedreht. Gewaltige Leinwandmärchen, wie sie Steven Spielberg, James Cameron oder Ridley Scott erzählt haben.
Und wenn Hollywood in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts Studios in der Lagune unterhalten haben würde, wäre er bestimmt der meistbeschäftigste Regisseur gewesen.
Aber auch als Maler hat es Tintoretto weit gebracht. 154 Quadratmeter „Paradies“ im noblen Dogenpalast, 56 monumentale Gemälde für die Scuola San Rocco – das muss man erst mal schaffen, wenn die Arme nicht so weit reichen!

Das Kammerspiel, nein, dafür war Tintoretto nicht zuständig. Unter der ganz großen Bühne hat er es nicht gemacht. Dort war er Sonderklasse. Wie er seine Figuren gibt, als seien sie geradewegs beim Kampfspiel oder beim Liebesspiel, auf der Flucht oder beim Hilfseinsatz in letzter Sekunde, auf dem Höhepunkt der Erregung oder beim entscheidenden Stichwort angekommen, das ist ohne Vergleich.
Und kein anderer seiner Generation war als Kunst-Unternehmer so erfolgreich, bediente Kirche, Stadtadel und Bürgertum so elegant, mühelos und mit sicherem Gespür für die Ausstattungsbedürfnisse einer stolzen Zeit. Dass man mit kunsttheoretischen Skrupeln nur scheitern würde, war Tintoretto von Werkbeginn an klar. Er würde sein anspruchsvolles Publikum nur gewinnen, wenn er ihm furiose Geschichten vorsetzte.

Wirklich aufregend, wie jetzt nur noch die Aufregung zählt. Seit der Antike hat die Kunst doch immerzu erhabene Ruhe, Schönheits-Trost, profane Erlösung versprechen wollen. Bei Tintoretto ist das Menschheits-Drama nie an seinem Ende. Und wenn er ein Bild zu aller Zufriedenheit fertig gemalt hat, dann ist es, als wenn der Vorhang gefallen wäre. Kleine Pause. Umbau. Und beim nächsten Bild geht der Vorhang dann wieder auf.

Okt. 2023 | In Arbeit | Kommentieren

mahometAn Ermunterung und anteilnehmendem Interesse durch den damaligen Vorzeige-Herrscher der Aufklärung Friedrich den Großen an Voltaires Stück, das von einem Kameltreiber handelt, der vorgeblich Kontakt zu einem Erzengel hatte und sich fortan Prophet nannte, fehlte es wahrlich nicht:

Für den Westen geht es seit geraumer Zeit ans Eingemachte. Dass der Chefredakteur von „France Soir“ entlassen wurde, weil er Kritik am muslimischen Religionsstifter zu üben wagte, genauer: weil er Dokumente dieser Kritik zur Veröffentlichung freigab -, das wird von westlichen Journalisten mit Sorge gesehen und, zumal von dessen Kollegen zu Recht als ein Schlag ins Gesicht der französischen Identität betrachtet.

Wer in (nicht nur) Frankreich auch nur über ein Minimum an literarischen Kenntnissen verfügt, denkt in dieser Angelegenheit sofort an Voltaires berühmte Tragödie „Mahomet“.

 

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Okt. 2023 | Allgemein, Feuilleton, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude, Senioren | Kommentieren

Uni HD. Erstsemesterbegrüßung im Großen Hörsaal des Hörsaalzentrums Chemie

Studenten, die eine Wohnung oder ein WG-Zimmer suchen, müssen immer mehr Geld dafür einplanen. Nicht nur die Mietpreise, auch die Heizkosten sind deutlich gestiegen, wie der neue Studentenwohnreport zeigt. Die Liste der teuersten Studienorte hat zudem nun einen neuen Spitzenreiter.
Als Michael Voigtländer die nächste Folie seiner Präsentation öffnet, muss er konstatieren: „Dieses Bild ist ernüchternd.“ Die Folie zeigt, wie groß die Wohnungsnot für Studierende in Deutschland ist. In fast allen größeren deutschen Städten gab es im Wintersemester 2022/2023 weniger inserierte Wohnungen und WG-Zimmer. Besonders stark rückläufig sind die Angebote in München, Frankfurt, Magdeburg und Hamburg.

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Okt. 2023 | Allgemein, In vino veritas, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Zeitgeschehen | Kommentieren

Wladimir Putin

Alexander Lukaschenko

Das Angebot klingt fast zu gut, um wahr zu sein. Wer als Flüchtling legal in die EU einreisen wolle, müsse nur in ein Flugzeug steigen, nach Russland oder Belarus fliegen. Von dort gehe es weiter Richtung Westen, für die Weiterreise sei gesorgt. So oder so ähnlich gehen die Erzählungen, mit denen vermeintliche „Reiseagenturen“ in Syrien oder Afghanistan Fernsehwerbung machen und Anzeigen in sozialen Medien schalten. Es klingt wie ein Versprechen für ein neues Leben im Westen, für diejenigen, die zahlen können. Und die Werbung hat Erfolg:

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Okt. 2023 | Allgemein, In vino veritas, Politik, Sapere aude | Kommentieren

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Okt. 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren

Hackenkreuz, zerschlagenWeil er Anti-Nazi-Symbole vertrieben hat, ist schon mal ein Versandhändler vom Stuttgarter Landgericht zu 3600 Euro Geldstrafe verurteilt worden. Der Handel mit T-Shirts, auf denen zerschlagene Hakenkreuze zu sehen sind, verstoße gegen das Verbot der Verwendung von Nazi-Symbolen: Wir verstoßen jetzt auch mal
Für den leitenden Oberstaatsanwalt war die Sache klar: Er will keine Hakenkreuze in der Öffentlichkeit sehen. Er will nicht, dass sie in der Gesellschaft wieder salonfähig werden. Und was wäre, wenn ausländische Besucher die Piktogramme missverstehen? Was wäre, wenn die neue Rechte die Zeichen für ihre Zwecke missbrauchte? Dabei beruft er sich auf Paragraph 86a des Strafgesetzbuches, der die Verwendung von Symbolen aus der NS-Zeit verbietet. Seinem Verständnis nach sind die Produkte des Versands von Kamm ein klarer Verstoß gegen das Gesetz. Doch Kamm, Geschäftsführer der Nix Gut GmbH in Winnenden bei Stuttgart, ist alles ander, denn ein Faschist. Im Gegenteil. Seit seiner Jugend engagiert er sich gegen die rechte Szene und Gewalt. (mehr …)

Okt. 2023 | Allgemein, Buchempfehlungen, In vino veritas, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

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