Präsidenten unter sich: Donald Trump und Wladimir Putin nach ihrem Treffen im Juli in Helsinki.
Ein Bild aus schlechteren Tagen: Der frühere US-Präsident Donald Trump und der russische Noch-immer-Präsident Wladimir Putin

 

Donald Trump wird erneut Präsident – und die USA verlassen die Nato? Das könnte passieren. Doch darüber will lieber niemand ernsthaft nachdenken. Dabei wäre es höchste Zeit.
Dass in einem Hightech-Land wie Japan eine Nuklearkatastrophe passiert? Unmöglich!
Dass die Pleite einer US-Investmentbank zu einer globalen Finanzkrise führt? Undenkbar!
Dass ein Virus große Teile der Welt in den Lockdown treibt? Nie im Leben!
Dass ein Flüsschen wie die Ahr ein ganzes Tal verwüstet? So viel kann es doch gar nicht regnen!
Dass Wladimir Putin die Ukraine überfällt? So irre wird er ja wohl nicht sein!
Manchmal kommt es anders, als man denkt

Und manchmal ganz anders. Woran das liegt? Damit wir im Alltag angesichts der Vielzahl der auf uns einprasselnden Eindrücke und der Fülle an notwendigen Entscheidungen nicht durchdrehen, operieren wir auch mit Wahrscheinlichkeiten. Was uns eher unwahrscheinlich erscheint, verdrängen wir oft – oder vertagen es gedanklich.

Dass es klüger wäre, sich konsequent auch auf unwahrscheinliche Szenarien vorzubereiten, ist offensichtlich. In vielen Bereichen passiert das auch längst. Sonst gäbe es zum Beispiel keine Katastrophenschutzübungen. Und die Versicherungsindustrie wäre eine siechende Branche.
Nur lässt sich eben vieles nicht versichern
Und manchmal kommt es sogar noch schlimmer, als es selbst die größten Pessimisten vorhergesagt haben.
Ein wirkliches Schreckensszenario droht auch am 5. November 2024

Dann nämlich wählen die US-Bürger einen neuen Präsidenten. Und, Stand jetzt wird es wohl zur Wiederholung des Duells von 2020 kommen: Joseph „Joe“ Robinette Biden gegen Donald John Trump.

Die Betonung liegt auf „Stand jetzt“. Denn in den nächsten gut 15 Monaten kann noch allerlei passieren: Wer weiß, welche Rendezvous mit der Justiz Trump bis dahin noch hat und wie es um die Gesundheit von Biden steht?
Es gibt eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit für dieses Duell

Was aber schwerer wiegt: Es gibt sogar eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump die Wahl gewinnt und erneut ins Weiße Haus einzieht. Was noch schwerer wiegt: Es ist wahrscheinlich, dass seine zweite Amtszeit anders verlaufen wird als seine erste.

Denn Trump ist deutlich besser vorbereitet als nach seinem selbst für ihn überraschenden Wahlsieg 2016. Und er ist vermutlich viel wütender und sieht sich nach einer Wiederwahl noch mehr in seiner Vorstellung bestätigt, dass ihm die Wahl 2020 gestohlen wurde.
Nun kann man das natürlich alles noch weit weg und auch völlig abwegig finden. Und man muss sich als in Deutschland Lebender auch nicht im Detail dafür interessieren, welche Folgen sich aus einem Trump-Triumph für die USA innenpolitisch ergeben. Die „New York Times“ hat es vor wenigen Tagen ausführlich analysiert: Im Kern will Trump viel mehr Macht im Weißen Haus konzentrieren und seine Ideologie so deutlich konsequenter umsetzen.
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Wie lange noch? US- und Nato-Flagge am Sitz des Verteidigungsbündnisses in Brüssel
Wofür sich aber jede und jeder auch bei uns – und am besten schon jetzt – interessieren sollte, ist die Frage, was eigentlich passiert, wenn Trump seine Drohung aus der ersten Amtszeit tatsächlich umsetzt – und die USA die Nato verlassen.
Natürlich, der Austritt aus dem Verteidigungsbündnis ist alles andere als einfach. Und neben den Demokraten werden auch – bliebe zu hoffeb – die letzten vernunftbegabten Republikaner in Washington Widerstand leisten.
Trump kann die USA aus der Nato bugsieren

Dies könnte er tun. ohne dass irgendwo irgendetwas offiziell beschlossen oder unterzeichnet wird. Er muss nur beiläufig erwähnen, dass er sich nicht an Artikel 5 des Nato-Vertrags gebunden fühlt, er einen Angriff auf ein Nato-Mitglied also nicht als Attacke auf das Bündnis insgesamt betrachtet. Es reicht sogar, wenn er einfach nur den Eindruck vermittelt, dass er es nicht tut. Denn ohne 100-prozentiges Vertrauen ist der Artikel 5 wertlos.

Etwas Besseres kann Wladimir Putin nicht passieren

Dies zumal Trump echte Autokraten bewundert und im Fall der Fälle vermutlich auch die Militärhilfe für die Ukraine kürzt oder gar einstellt. Was bisher nur Gerede ist, kann dann Realität werden: Trump beendet den Krieg, Russland behält seine Landgewinne, die Ukraine verliert Territorium.

Die Ukraine ist also in Gefahr, aber eben nicht nur sie. Denn Europa ist im Falle des Rückzugs der USA aus der Nato tatsächlich auf sich allein gestellt. Es muss sich selbst verteidigen.
Theoretisch ist das selbstverständlich möglich

Schließlich verfügt Europa über mehr als eine halbe Milliarde Einwohner, ist wohlhabend, investiert seit dem Ukraine-Krieg deutlich mehr Geld ins Militär, hat mit Großbritannien und Frankreich sogar zwei Atommächte.

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Nachfolger für den Eurofighter: Deutschland und Frankreich entwickeln mit Spanien einen Kampfjet, doch das Projekt dauert
Praktisch ist die Lage weniger rosig:

Die wenigsten europäischen Armeen sind wirklich schlagkräftig und selbst die kombinierten Nukleararsenale Frankreichs und Großbritanniens deutlich kleiner als die Russlands. Hinzu kommt, dass es keine gemeinsame Verteidigungspolitik gibt, die diesen Namen verdient. In den Hauptstädten geht es vor allem darum, die nationalen Industrien zu päppeln. Gemeinsame Beschaffungsprojekte, die seit Langem ein Gebot der Vernunft sind, kommen auch wegen unterschiedlicher Prioritäten nur schleppend voran.

Es fehlt das Vertrauen zwischen den Akteuren.

Da möchte man die Situation, dass Putin sich mit der Ukraine nicht zufriedengibt und in einer zweiten Amtszeit von Trump etwa die baltischen Staaten angreift, besser nicht erleben.

Ups, mögen Sie jetzt sagen, das ist ja alles ganz schön negativ. Stimmt. Und es ist im Indikativ geschrieben, obwohl Konjunktiv angebrachter wäre. Auch richtig. Aber: Das hilft ja alles nichts. Wenn es so käme (oder so ähnlich), dann hätten wir alle tatsächlich ein veritables Problem.
Das Gute ist: Die Politik reagiert in der Regel entschlossen, wenn es einen Schock von außen gibt. Das hat sich auch nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gezeigt. Deutschland hat binnen kurzer Zeit seine Militärausgaben erhöht und die Abhängigkeit von russischer Energie reduziert.
Besser wäre es allerdings, wenn wir auf die Rachegelüste von Donald Trump umfangreicher vorbereitet wären als auf die von Wladimir Putin. Die aktuelle Sommerpause böte eine hervorragende Gelegenheit dafür.

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Aug 2023 | In Arbeit | Kommentieren

Vor 10 Jahren – am 22. August 2013 debattierte der Deutsche Bundestag über den „Stand der Aufarbeitung der SED-Diktatur“. Grundlage der Aussprache war der entsprechende Bericht der Bundesregierung,

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Aug 2023 | Allgemein, Essay, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren

Unsere Städte heizen sich im Sommer extrem auf. Asphalt und Beton speichern die Wärme und kühlen nachts kaum ab. In Thüringen wird getestet, wie Stadtplaner für angenehmere Temperaturen sorgen können.
Thüringens Umweltministerin Anja Siegesmund von den Grünen will ab 2020 jährlich acht Millionen Euro in das Programm Klimainvest stecken. Mit dem Geld sollen die Städte an das veränderte Klima angepasst und die Temperaturen um einige Grad verringert werden. Bei dem Programm geht es darum, Städte Hitze-belastbarer zu machen: Man könne „mit den richtigen Maßnahmen drei bis fünf Grad Absenkungen erreichen“.

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Aug 2023 | Allgemein, Gesundheit, Senioren, Forschung | Kommentieren

Im Gespräch: H.-G. Gadamer und Antoine  Mechler. Foto: got

Wir erinnern uns vieler Stunden (meist wenn seine Frau Bridge-spielend unterwegs war) mit dem großen Philosophen in Heidelbergs Grabengasse 9, mit von ihm mitgebrachtem, bereits dekandiertem Bordeaux und gedenken seiner, indem wir sein Hauptwerk in Kurzfassung (versuchen) in Erinnerung zu bringen:

Hans-Georg Gadamer, der sich selbst als unpolitischen Denker sah, hat die Philosophie stets vor politischer Anmaßung gewarnt.

Er  unterließ kaum eine Gelegenheit, aus der Berufung der Philosophie jederzeit die entschiedensten Konsequenzen aus allem zu ziehen; die Rolle des Propheten hingegen, oder gar eines Besserwissers, stehe ihr schlecht.

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Aug 2023 | Heidelberg, Allgemein, Essay, Feuilleton, Junge Rundschau, Senioren, Wissenschaft | Kommentieren

In liberalen Demokratien sind viele Dinge verboten: das Fahren über rote Ampeln zum Beispiel. Menschen sind oft nicht eins mit sich selbst.

Man liebt jemanden – und fürchtet Nähe. Man wünscht sich was – und freut sich nicht, es zu bekommen. Oder: Man will das Klima schützen –
und bucht dann doch Langstrecke.

 

Protect me from what I want – lautet ein Slogan der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Jenny Holzer, der 1982 als Leuchtschild in goldener Schrift über dem New Yorker Times Square prangte:
Schütze mich vor dem, was ich mir wünsche. Man kann diese Parole als Definition von Selbstsabotage verstehen – oder als konsumkritischen Kommentar.

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Aug 2023 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Junge Rundschau, Politik, Sapere aude, Senioren | Kommentieren

Religionssoziologe Detlef Pollack hält den Synodalen Weg zur Zukunft der Kirche in Deutschland für wenig erfolgversprechend. „Mein Eindruck ist, dass viele Befürworter des Synodalen Wegs ein unterkomplexes Bewusstsein von der Reformierbarkeit ihrer Kirche haben“. „Sie nehmen offenbar an, dass in dem Augenblick, wo sie bestimmte Sachen verändern – die kirchlichen Entscheidungen demokratisieren, den Zölibat abschaffen -, die Kirche wieder anschlussfähig wird an die moderne Gesellschaft. Dabei vergessen sie, dass das Christentum aus der Vormoderne stammt und manches nicht veränderbar ist, ohne das Innere der Kirche anzutasten.“

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Aug 2023 | Allgemein, Gesundheit, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude | Kommentieren

„Wer mit Cafe-Bussen Trucker und Golfer in der Kirche halten will, hat die Zeichen der Zeit immer noch nicht verstanden.“ Mit diesen Worten reagiert der kirchenpolitische AfD-Fraktionssprecher Hans-Jürgen Goßner MdL auf das evangelische Programm „Kirche unterwegs“. „Man kann es gar nicht oft genug betonen: Kirche soll Politik ermöglichen, aber nicht machen, sonst verkommt sie zur Staatskirche. Das passiert gerade und ist von den Gläubigen nicht gewollt: Wenn allein im letzten Jahr 22 000 Menschen aus der badischen Landeskirche aus- und gerade 1000 eintreten, liegt das einzig an ihrer Politisierung als Institution.

Das betrifft übrigens beide Kirchen: erst gestern hat die Ellwanger ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp die Trennung zwischen Staat und religiösen Institutionen verletzt, indem sie aktiven AfD-Mitgliedern die Wahrnehmung von Laien-Ämter in der katholischen Kirche absprach. Damit spalten beide Religionen die Gesellschaft, statt sie zu einen.“

Aug 2023 | In Arbeit | Kommentieren

Papst Benedikt XVI. besuchte die Kathedrale von Valencia in Spanien. Sie hütet den Kelch aus Achat (Santo Cáliz), der von den Gläubigen als der „Heilige Gral“ verehrt wird.

Vor gar nicht so langer Zeit (habe ich 2009 hier in der Rundschau geschrieben) gibt es noch eine richtige Sympathiewelle für den „bescheidenen Arbeiter im Weinberg des Herrn“. Auch und gerade Linke konnten sich dem Charme des Mannes, der sich gegen den Zeitgeist stellte, „diesem Bollwerk des Eigensinns“, nicht entziehen. Man witterte eine fremde rebellische Energie, deren Widerstandspotential gegen die neoliberale Marktbeherrschung aller Lebensbereiche man Anerkennung zollte. Gerade dieser verschrobene Theologieprofessor nährte ob seiner beharrlichen Unzeitgemäßheit die Hoffnung, er würde die Kirche zu einer dissidenten Kraft machen, einer unerwarteten Bündnispartnerin im Einspruch gegen die Totalkapitalisierung des Lebens. (mehr …)

Aug 2023 | Allgemein, Essay, Gesundheit, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Flanieren, spielen, entspannen – autofrei den Fluss genießen: Heidelberg veranstaltet am Samstag und Sonntag, 19. und 20. August 2023 (Bild: Dittmer) wieder den „Sommer am Fluss“.
Die B37 wird dafür an beiden Tagen für den Verkehr teilweise gesperrt. Der Bereich zwischen der Alten Brücke und dem Neckarlauer auf Höhe der Stadthalle wird zur Flaniermeile. Am und im Wasser sind zahlreiche tolle Aktionen für Groß und Klein geplant, beispielsweise Bootsfahrten zwi­schen Alter Brücke und Stadtstrand, Strandbars, Musik, Infostände und Mitmachaktionen. Am Samstagabend wird es auch erstmals eine Drohnenshow geben. Ein abwechslungsreiches kulinarisches Angebot rundet die Veranstaltung ab.

 

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Aug 2023 | Heidelberg, InfoTicker aktuell | Kommentieren

Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (von links), die Tutoren Dr. My-Lan Kha und Dr. Stefan Zimmermann (Uniklinik Heidelberg), sowie Dr. Philipp Gebhardt (rechts), der Vorsitzende des wissenschaftlichen Beirates, beglückwünschen die Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler zur erfolgreichen Teilnahme an der 26. International Summer Science School Heidelberg (ISH).
Bild: Tobias Dittmer

 

In den vergangenen vier Wochen haben sieben Jugendliche aus aller Welt eine besonders intensive Zeit erlebt: Die Nachwuchswissenschaftler waren im Rahmen der 26. International Summer Science School Heidelberg (ISH) zu Gast und haben in hochkarätigen Wissenschaftseinrichtungen Einblicke in aktuelle Forschungsvorhaben erhalten.

Die sechs jungen Frauen und ein junger Mann kommen aus den Heidelberger Partnerstädten Kumamoto (Japan), Montpellier (Frankreich) und Rehovot (Israel) sowie der polnischen Stadt Jelenia Góra, mit der Heidelberg seit mehr als 25 Jahren freundschaftliche Beziehungen pflegt.

 

 

 

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Aug 2023 | Heidelberg, Junge Rundschau, Wissenschaft | Kommentieren

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