Im Gegensatz zu herkömmlichen Kampfdrohnen sind Kamikaze-Drohnen nur einmal einsetzbar. „Eigentlich sind diese Drohnen-Systeme keine wirklichen Drohnen, insofern als dass sie nicht wiederverwertbar sind“, erklärt Ulrike Franke vom European Council on Foreign Relations im ZDF heute journal. Deshalb spreche man von Kamikaze-Drohnen oder „herumlungernder Munition.

Wie sind die Drohnen einsetzbar?

Die Drohnen-Systeme können von LKWs gestartet werden und sind deshalb sehr verlegefähig, so Ulrike Franke. So könnten sie mehr oder minder überall eingesetzt werden. Franke bescheinigt den Drohnen eine „erstaunlich weite Reichweite“.

Kiew war heute Ziel massiver Angriffe mit Kampfdrohnen. Mutmaßlich geliefert von Iran, Putins bestem Verbündeten. Mindestens vier Menschen sind bei den Angriffen gestorben.

Das habe zur Folge, dass Russland auch weit entfernt von den Frontlinien fähig ist, anzugreifen. Und damit ein Gefühl verbreiten kann, „dass die Ukraine, dass die Ukrainer, nirgendswo mehr sicher sind“.

Das habe sicherlich einen psychologischen Effekt, mache aber auch die Bekämpfung der Systeme schwieriger, weil man an allen Orten gleichzeitig schauen müsse – das bindet Kräfte.

Wie kann man gegen die Drohnen vorgehen?

„Drohnenabwehr ist schwierig und einfach gleichzeitig“, sagt Ulrike Franke. Für eine vergleichsweise einfache Bekämpfung spreche: Drohnen fliegen relativ langsam und niedrig, „sie sind auch nicht besonders geschützt“.

Gleichzeitig müsse man die Drohnen rechtzeitig entdecken. Das Problem hierbei: Die meisten Radar-Systeme seien überhaupt nicht dafür gebaut, kleine Drohnen zu entdecken.

Hinzu kommen die vielen verschiedene Drohnen-Systeme. Der Iran beispielsweise habe verschiedene Systeme. Und dann müsse man noch im richtigen Moment vor Ort sein. Die Ukraine hat Abwehrsysteme und hat nach eigenen Angaben schon Dutzende dieser Drohnen abgeschossen, „das ist recht beeindruckend“.

„Ohne moderne Luftabwehr“, welche die Ukrainer seit März forderten, „wird man hier keinen Schutz bekommen“, so ZDF-Reporter Dara Hassanzadeh nach den russischen Drohnen-Angriffen in Kiew.

Zum Abschuss könne man alles Mögliche verwenden. „Was ich heute gesehen habe sind schultergestützte Systeme, sogenannte Manpads“. Auch der deutsche Flugabwehrkanonenpanzer Gepard scheine zum Einsatz gekommen zu sein.

Von einem Einsatz des von Deutschland gelieferten Flugabwehrsystem IRIS-T (Lenkflugkörper) habe sie nichts gehört, das erscheine etwas überdimensioniert. Auch das Flugabwehrraketensystem S-300 aus sowjetischer Fertigung führt sie als Option an.

Woher stammen die Drohnen?

Die USA – wie auch die Ukraine – werfen dem Iran vor, Russland solche Kamikaze-Drohnen zu liefern. Der Iran hat Waffenlieferungen an Russland dementiert. Auch Expertin Franke ist sicher, dass die Drohnen aus dem Iran stammen.

Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) machte im ZDF deutlich, dass für sie klar sei, woher die Drohnen kämen.

Die Kamikaze-Drohnen, die da abgeschossen worden sind und die ja auch in Kiew eingeschlagen sind – da ist doch sehr, sehr deutlich, woher sie kommen.

Annalena Baerbock

Sie sprach sich für weitere Sanktionen gegen den Iran aus, falls die Lieferung der Drohnen durch die Islamische Republik an Moskau nachgewiesen werde.

Sie habe am Montag bereits im Europäischen Rat angekündigt, dass „auch mit Blick auf diese Drohnenlieferung aus Iran nach Russland eben ein weiteres Sanktionspaket gegenüber dem iranischen Regime folgen muss“.

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Aug 2023 | In Arbeit | Kommentieren