Dass ein Virus große Teile der Welt in den Lockdown treibt?
Nie im Leben!
Dass ein Flüsschen wie die Ahr ein ganzes Tal verwüstet?
So viel kann es doch gar nicht geregnet haben!
Dass Wladimir Putin die Ukraine überfällt?
So irre wird er ja wohl nicht sein!
Dass der Mensch – ohne Flieger – fliegen kann? Schaun wir mal …
Manchmal kommt es – Aber anders, als man denkt
Dass es klüger wäre, sich konsequent auch auf unwahrscheinliche Szenarien vorzubereiten, ist offensichtlich. In vielen Bereichen passiert das auch längst. Sonst gäbe es zum Beispiel keine Katastrophenschutzübungen.
Und die Versicherungsindustrie wäre eine siechende Branche.
Nur lässt sich eben vieles nicht versichern
Und manchmal kommt es sogar noch schlimmer, als es selbst die größten Pessimisten vorhergesagt haben. Ein wirkliches Schreckensszenario droht auch am 5. November 2024
Dann nämlich wählen die US-Bürger einen neuen Präsidenten. Und, Stand jetzt wird es wohl zur Wiederholung des Duells von 2020 kommen: Joseph „Joe“ Robinette Biden gegen Donald John Trump.
Ein wirkliches Schreckensszenario droht auch am 5. November 2024 – dann nämlich wählen die US-Bürger einen neuen Präsidenten. Und, Stand jetzt wird es wohl zur Wiederholung des Duells von 2020 kommen: Joseph „Joe“ Robinette Biden gegen Donald John Trump.
Die Betonung liegt auf „Stand jetzt“. Denn in den nächsten gut 15 Monaten kann noch allerlei passieren: Wer weiß, welche Rendezvous mit der Justiz Trump bis dahin noch hat und wie es um die Gesundheit von Biden steht?
Es gibt eine beträchtliche Wahrscheinlichkeit für dieses Duell
Was aber schwerer wiegt: Es gibt sogar eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass Donald Trump die Wahl gewinnt und erneut ins Weiße Haus einzieht. Was noch schwerer wiegt: Es ist wahrscheinlich, dass seine zweite Amtszeit anders verlaufen wird als seine erste.
Denn Trump ist deutlich besser vorbereitet als nach seinem selbst für ihn überraschenden Wahlsieg 2016. Und er ist vermutlich viel wütender und sieht sich nach einer Wiederwahl noch mehr in seiner Vorstellung bestätigt, dass ihm die Wahl 2020 gestohlen wurde.
Nun kann man das natürlich alles noch weit weg und auch völlig abwegig finden.
Und man muss sich als in Deutschland Lebender auch nicht im Detail dafür interessieren, welche Folgen sich aus einem Trump-Triumph für die USA innenpolitisch ergeben. Die „New York Times“ hat es vor wenigen Tagen ausführlich analysiert: Im Kern will Trump viel mehr Macht im Weißen Haus konzentrieren und seine Ideologie so deutlich konsequenter umsetzen. Wofür sich aber jede und jeder auch bei uns – und am besten schon jetzt – interessieren sollte, ist die Frage, was eigentlich passiert, wenn Trump seine Drohung aus der ersten Amtszeit tatsächlich umsetzt – und die USA die Nato verlassen.
Natürlich, der Austritt aus dem Verteidigungsbündnis ist alles andere als einfach. Und neben den Demokraten werden auch – bliebe zu hoffeb – die letzten vernunftbegabten Republikaner in Washington Widerstand leisten.
Trump kann die USA aus der Nato bugsieren
Dies könnte er tun. ohne dass irgendwo irgendetwas offiziell beschlossen oder unterzeichnet wird. Er muss nur beiläufig erwähnen, dass er sich nicht an Artikel 5 des Nato-Vertrags gebunden fühlt, er einen Angriff auf ein Nato-Mitglied also nicht als Attacke auf das Bündnis insgesamt betrachtet. Es reicht sogar, wenn er einfach nur den Eindruck vermittelt, dass er es nicht tut. Denn ohne 100-prozentiges Vertrauen ist der Artikel 5 wertlos.
Etwas Besseres kann Wladimir Putin nicht passieren
Dies zumal Trump echte Autokraten bewundert und im Fall der Fälle vermutlich auch die Militärhilfe für die Ukraine kürzt oder gar einstellt. Was bisher nur Gerede ist, kann dann Realität werden: Trump beendet den Krieg, Russland behält seine Landgewinne, die Ukraine verliert Territorium.
Die Ukraine ist also in Gefahr, aber eben nicht nur sie. Denn Europa ist im Falle des Rückzugs der USA aus der Nato tatsächlich auf sich allein gestellt. Es muss sich selbst verteidigen.
Theoretisch ist das selbstverständlich möglich
Schließlich verfügt Europa über mehr als eine halbe Milliarde Einwohner, ist wohlhabend, investiert seit dem Ukraine-Krieg deutlich mehr Geld ins Militär, hat mit Großbritannien und Frankreich sogar zwei Atommächte.
Praktisch ist die Lage weniger rosig:
Die wenigsten europäischen Armeen sind wirklich schlagkräftig und selbst die kombinierten Nukleararsenale Frankreichs und Großbritanniens deutlich kleiner als die Russlands. Hinzu kommt, dass es keine gemeinsame Verteidigungspolitik gibt, die diesen Namen verdient. In den Hauptstädten geht es vor allem darum, die nationalen Industrien zu päppeln. Gemeinsame Beschaffungsprojekte, die seit Langem ein Gebot der Vernunft sind, kommen auch wegen unterschiedlicher Prioritäten nur schleppend voran.
Es fehlt das Vertrauen zwischen den Akteuren.
Da möchte man die Situation, dass Putin sich mit der Ukraine nicht zufriedengibt und in einer zweiten Amtszeit von Trump etwa die baltischen Staaten angreift, besser nicht erleben.
Ups, mögen Sie jetzt sagen, das ist ja alles ganz schön negativ. Stimmt. Und es ist im Indikativ geschrieben, obwohl Konjunktiv angebrachter wäre. Auch richtig. Aber: Das hilft ja alles nichts. Wenn es so käme (oder so ähnlich), dann hätten wir alle tatsächlich ein veritables Problem.
Das Gute ist: Die Politik reagiert in der Regel entschlossen, wenn es einen Schock von außen gibt. Das hat sich auch nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine gezeigt. Deutschland hat binnen kurzer Zeit seine Militärausgaben erhöht und die Abhängigkeit von russischer Energie reduziert.
Besser wäre es allerdings, wenn wir auf die Rachegelüste von Donald Trump umfangreicher vorbereitet wären als auf die von Wladimir Putin. Die aktuelle Sommerpause böte eine hervorragende Gelegenheit dafür.