Kein Zug fährt mehr ab vom Hauptbahnhof in Bamako. Aber die Instrumente der Rail Band sind immer noch in einem Verschlag gelagert, seit 50 Jahren. Eine Hammondorgel, Saxofone, Schlagzeug. Ein halbes Jahrhundert später holen ein paar ehemalige Musiker das hervor, womit sie zwischen 1970 und 1973 täglich von Dienstag bis Samstag ihr Publikum in Ekstase versetzten. Mit einer Musik, die Traditionen aus den verschiedenen Regionen des Landes mit afrokubanischen Stilen verschmolz.

Der Film begleitet den Besuch des Berliner Omniversal Earkestra bei ihren Idolen gemeinsamer Jams wegen. Um Informationsvermittlung geht es Schmidt dabei nur am Rande, „stattdessen sitzen wir als stille Beobachter mit den vorwiegend jungen Berliner Musikern im Reisebus, während draußen die Steppe vorbeizieht. …
Wir lassen dem Film die lockere Beiläufigkeit eines Road Movie und geben der Musik so viel Raum, dass auch das Kinopublikum die Motivation für die nicht ungefährliche Reise ausgiebig nachvollziehen kann.

 

 

Wie es um die politische Lage zum Zeitpunkt der Reise steht, wird am Rand angedeutet. Alsdann:
In Timbuktu spielen? – Nein, da wurde alles eingestellt, sagt die Schlagzeugerin Mouneissa Tandina, eine der wenigen Instrumentalistinnen im Film. Und als die Musiker mit einem Boot von Timbuktu nach Mopti fahren, erfährt man, dass es zu gefährlich sei, die Strecke über Land zu fahren, in der Wüste gebe es ‚Gangster‘.“Aus der Begegnung ist auch dies entstanden – hören wir mal rein:

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Über 400.000 Digitalisate von Schellackplatten aus den ersten Jahrzehnten technisch reproduzierbarer Musik hält das verdienstvolle Internet Archiv in seinem „Great 78“-Projekt zur Verfügung. Dagegen versucht die Musikindustrie nun vorzugehen, meldet (in der FR) Jana Ballweber-

„Die Aufnahmen haben eine schlechte Qualität mit heftigen Nebengeräuschen. Doch genau diesen Besonderheiten gilt das Interesse des Projekts“, denn „das Ziel der digitalen Sammlung sei es, Forschern Zugang zu diesen Aufnahmen zu verschaffen, ohne physische Artefakte zu beschädigen.“
Doch „mehrere große Musiklabels, darunter die Universal Music Group und Sony Music Entertainment, verklagen das Internet Archiv wegen „Urheberrechtsverletzungen in industriellem Ausmaß“.

Der Grund:

Seit einer Gesetzesänderung in den USA von 2018 gilt das Urheberrecht auch für Aufnahmen, die vor 1972 erschienen sind – die Konzerne generieren heute einen großen Teil ihrer Einnahmen über den Verkauf von Lizenzen für Musik an Streaming-Plattformen.

Das ‚The Great 78′-Projekt hält dem entgegen, dass die Aufnahmen auf den Streaming-Plattformen bearbeitet und von Störgeräuschen bereinigt seien – eben diese Störgeräusche, die man für die musikhistorische Forschung konservieren wolle. Rechtlich ist – und bleibt – die Lage unklar. „Das Logbuch Suhrkamp bringt eine neue Folge aus Thomas Meineckes „Clip/Schule ohne Worte“:

Aug 2023 | Allgemein, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren