Kunst

Bildnisse der Weltraumvorstellungen der frühen Neuzeit lernt Gunda Bartels in der Ausstellung „Ufo 1665. Die Luftschlacht von Stralsund“ in der Berliner Kunstbibliothek [1] kennen. Über Flugblätter und Kupferstiche werden ihr unheimliche Phänomene wie die titelgebende Luftschlacht präsentiert, erzählt [2] sie im Tagesspiegel . „Aus Vogelschwärmen am Himmel formieren sich Kriegsschiffe, die sich heftige Kämpfe liefern. An Deck wimmeln gespenstische Gestalten. Es ist ein bizarrer Anblick, den sechs Fischer am 8. April 1665 um 14 Uhr beim Heringsfang vor Stralsund erleben. Und als gegen Abend auch noch eine fliegende Scheibe über dem Turm der Kirche Sankt Nikolai erscheint und die Fischer, allesamt respektable Stralsunder Bürger, anderntags über Unwohlsein klagen, ist die Mediensensation perfekt. … Die Bereitschaft, den Menschen als unerklärlich geltende Phänomene für göttliche Warnzeichen zu halten, war bis weit in das 17. Jahrhundert hinein allgegenwärtig. ‚Man lebte permanent in apokalyptischer Paranoia‘, sagt [Kurator] Moritz Wullen und beschreibt den Himmel in der Wahrnehmung jener Zeit als ‚Screen, über den Gott mit der Menschheit kommuniziert‘.“
Weiteres: Die Welt hat ihr Gespräch mit Katharina Grosse online nachgereicht [3]. Besprochen werden die Ausstellung „1923. Die Gesichter einer Zeit“ in der Hamburger Kunsthalle [4] (Tsp [5]), die Ausstellung „Chemistry and Physics in the Household“ des israelischen Künstlers Itamar Gov in der Berliner Zilberman-Galerie [6] (Tsp [7]) und die Ausstellungen von Elisabeth Wild im Wiener Mumok [8] sowie die ihrer Tochter Vivian Suter in der Wiener Secession [9] (Standard [10]).
Musik
Diedrich Diederichsen schreibt [14] in der taz einen Nachruf auf Burkhard Seiler, einen Freak und Musikenthusiasten, der 1979 „den einflussreichsten Schallplattenladen des alten Westberlins gründete: den Zensor.“ Seiler kannte alles, „gerne extreme Musik, früher Industrial, aber auch Soul, und vor allem liebte er den langjährigen Hobo, Instrumentenbauer und -entwickler und mikrotonalen Autodidakten Harry Partch. … Als Zensor konnte und wollte Burkhardt Seiler apodiktisch sein. Er wusste und lebte, was die Deppen, die immer noch über Cancel Culture quengeln, nie begreifen werden: Ein guter Kulturvermittler muss ein Zensor sein. Kaum ein Theater ist dafür so gut geeignet wie der Schallplattenladen.“
Außerdem: Sinem Kılıç berichtet [15] auf ZeitOnline von ihrer Begegnung mit türkischen Sängerin Selda Bağcan, die seit über 50 Jahren das türkische Leben kritisch begleitet. Michael Stallknecht wirft [16] für die NZZ einen Blick auf die Musik, die bei der Krönung von König Charles III. laufen wird. Corina Kolbe erzählt [17] im Tagesspiegel von ihrem Besuch in Sergej Rachmaninows Villa am Vierwaldstättersee. Hugh Morris spricht [18] für VAN mit dem Geiger und Dirigenten Pekka Kuusisto. Josephine Bastian blickt [19] für das VAN-Magazin auf ein gemeinsames Projekt des Bundesjugendorchesters mit Schülern des Bildungs- und Beratungszentrums für Hörgeschädigte in Stegen. Dass Missy Elliott als erste Rapperin in die Rock‚n‚Roll Hall of Fame aufgenommen wird, findet [20] Karl Fluch vom Standard „schön und es ist weniger absonderlich, als es sich liest“. Claudius Böhm erzählt [21] im VAN-Magazin des Geschichte des Gewandhausorchesters während der Nazi-Zeit: „Die meisten Musiker gehörten der NSDAP an.“ Reinhard Brembeck porträtiert für die SZ die Sopranistein Fatma Said. Arne Löffel plaudert [22] für die FR mit DJ Carl Cox. In seiner VAN-Reihe über Komponistinnen widmet sich Arno Lücker in dieser Woche hier [23] Marguerite Casalonga und dort [24] Fredrikke Egeberg. Jeffrey Arlo Brown lehnt [25] sich mit einer VAN-Playlist gegen die „meteorologische Mittelmäßigkeit“ auf, die der Monat Mai zumindest in Berlin bislang ist, und ruft mit den besten Aufnahmen von Robert Schumanns Dichterliebe op. 48 den Frühling wenigstens musikalisch aus. Und Rose-Maria Gropp schreibt [26] in der Frankfurter Pop-Anthologie über Françoise Hardys Chanson „Tous les garçons et les filles“:
Besprochen werden ein Konzert von Daniil Trifonov und Sergei Babayan im Wiener Konzerthaus (Standard [27]), ein Konzert des Zafraan Ensembles im Berliner Kammermusiksaal (Tsp [28]), ein Auftritt des Pianisten Andrey Shabashev (FR [29]), ein neues Album von The National (SZ), das Debütalbum von Kinzua (tazler Lars Fleischmann spürt [30] gerne der „Chimärenhaftigkeit“ dieser Musik nach) und Jessie Wares Discopop-Album „That! Feels! Good!“, auf dem Standard-Popkritiker Christian Schachinger eine „neue Hymne der Verheißung“ entdeckt [31]: