Weltweit wird im Rekordtempo immer mehr produziert, immer mehr konsumiert. Doch wie schädlich sind die Folgen des Wachstumswahnsinns für unsere Gesellschaft und die Umwelt?
Bei „Markus Lanz“ diskutierte der „Versandhaus-König“ Michael Otto, der heute seinen 80. Geburtstag feiert und noch immer einer internationalen Konzerngruppe mit rund 16 Milliarden Euro Umsatz vorsteht, unter anderem mit Klimaaktivistin Carla Reemtsma über die Nachhaltigkeits-Bemühungen seiner Firma sowie den Gedanken des Verzichts.
Zunächst lenkte Markus Lanz das Gespräch jedoch auf den deutschen Atomausstieg. Am 15. April sollen die drei letzten Kernkraftwerke abgeschaltet werden. Ein Fakt, der bei Unternehmer Michael Otto Zufriedenheit auslöste: „Grundsätzlich ist der Atomausstieg eine richtige Entscheidung.“ Dennoch warnte er, dass der Ausstieg etwas zu früh komme, denn: „Die Monate, in denen die Brennstäbe noch gehen, sollte man sie noch ausnutzen.“
Lanz zu Klima-Zahlen: „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“
Lanz ließ sich sich in diesem Zusammenhang noch schnell Zahlen von Reemtsma bestätigen, wonach 71 Prozent der weltweiten Emissionen von nur 100 Konzernen verursacht werden würden – rund zehn Prozent allein vom Mineralölkonzern Shell. „Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, staunte Lanz.
Die Klimaaktivistin kommentierte nüchtern: „Das zeigt, dass wir ein systematisches Problem haben, das eine systematische Lösung braucht.“ Zudem würden derartige Zahlen den neoliberalen Irrglauben entlarven, wonach „wir alle ganz allein die Klimakrise aufhalten können, indem wir noch eine Bambuszahnbürste kaufen.“
Daraufhin fokussierte sich der Moderator auf den weltweit ansteigenden Konsum und die damit einhergehenden umweltschädlichen Produktionsprozesse – auch in der Kleidungsindustrie, die jährlich rund 120 Milliarden Kleidungsstücke herstellen soll. Eine gigantische Zahl, die mit Unmengen an Plastik, Pestiziden und vielen weiteren Schadstoffen einhergeht.
Journalistin Kathrin Hartmann ergänzte: „Es kommen noch die unglaubliche Wasserverschwendung und noch 4 Millionen Tonnen Altkleider hinzu. Es wird alles in immer schnellerer Geschwindigkeit hergestellt und weggeworfen. Es ist insgesamt eine sehr, sehr schädliche Industrie.“ Die Journalistin weiter: „Es reicht, sich klarzumachen, dass es heute mehr Sklaven gibt als zu Zeiten des Sklavenhandels.“
Journalistin stichelt gegen Handelsgiganten Otto
Markus Lanz schaltete sich daraufhin mit ein und warf dem Unternehmer Otto vor: „Sie sind doch in gewisser Weise ein Teil dieser Maschinerie. Sie leben doch davon, dass Menschen Dinge konsumieren und auch wegwerfen!“ Als der Ehrenbürger Hamburgs zunächst versuchte, sich zu verteidigen und zu erklären, dass sein Versandhaus schon seit Jahren den Fokus auf eine faire Produktion und Nachhaltigkeit lege, stichelte Kathrin Hartmann: „Es ist oft so, dass umweltfreundliche Projekte von Unternehmen nur einen kleinen Teil des Sortiments ausmachen, während alles andere zu herkömmlichen Bedingungen hergestellt wird.“
Der Unternehmer wollte dies nicht unkommentiert lassen und behauptete bei „Markus Lanz“: „Wir wollen keine Discount-Billig-Produkte produzieren, die man wegwirft. Wir müssen weg von der Wegwerfgesellschaft. Wir wollen nicht davon leben, dass man schlechte Produkte hat, die man häufig ersetzen muss.“ Otto weiter: „Wirtschaft und Werte gehören zusammen.“
Kathrin Hartmann: „Verzicht ist ein sehr vergiftetes Wort“
Lanz wollte daraufhin vom Arbeitsmarkt-Ökonom Simon Jäger wissen: „Kapitalismus und Nachhaltigkeit – ist das zu schaffen?“ Der Chef des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit antwortete wenig optimistisch: „Ich glaube, das ist eine riesige Herausforderung.“
Der ZDF-Moderator hakte nach: „Müssen wir irgendwann eine Verzichts-Debatte führen?“ Kathrin Hartmann reagierte verhalten und erklärte: „Verzicht ist ein sehr vergiftetes Wort.“ Die Vorstellung, wie wir unsere Lebensgrundlage schützen, sei letztlich zu einem „Kampfbegriff“ und „Bedrohung für Wohlstand“ umgedeutet worden geworden, Hier werde bewusst eine fatale Täter-Opfer-Umkehr betrieben. „Wir müssen eher darüber sprechen, wie wir von diesem Wachstums-Diktat wegkommen. Ökologische und soziale Gerechtigkeit sind dabei ganz wichtig.“ Klimaaktivistin Carla Reemtsma sprang zur Seite: „Selbst Christian Lindner hat kürzlich das Wort Verzicht positiv in den Mund genommen. Menschen aus meiner Generation oder jünger werden aufgrund der Klimakrise auf extrem viel verzichten müssen. Die Klimakrise ist das größte Wohlstandsrisiko, das wir gerade haben.“
„Wären Sie heute eher bei Fridays for Future oder würden Sie sich auf die Straße kleben?“
Michael Otto stimmte der Argumentation der jungen Klimaaktivistin zu und wurde deshalb innerhalb der Sendung von Markus Lanz gefragt: „Wären Sie heute eher bei Fridays for Future oder würden Sie sich auf die Straße kleben?“ Die Antwort des Unternehmers folgte prompt: „Ich wäre bei Fridays for Future, weil ich der Meinung bin, dass durch aggressive Aktionen die Aufmerksamkeit eher auf die Aktion als auf das Thema Klimaschutz gelenkt wird. Das dient der Sache überhaupt nicht. Fridays for Future hat durch friedliche Proteste schon jetzt unheimlich viel Veränderung gebracht.“
Carla Reemtsma reagierte mit Blick auf die Letzte Generation zwar ähnliche skeptisch, fügte jedoch hinzu: „Ich finde es erschreckend, dass es Menschen gibt, die das Gefühl haben, sie müssen das tun“ – und damit ihre eigene Gesundheit gefährden und sich „auf jeden Fall viel Hass und Ärger aussetzen“ würden. Dabei verwies Reemtsma auf das Frauenwahlrecht, die Bürgerrechte von Afroamerikanern, den Atomausstieg: „All das gab es nur durch breiten Protest, der auch nicht immer nur freudestrahlend hingenommen wurde.“ – „Das muss auch weh tun, gar keine Frage“, gab es unerwartete Zustimmung von Lanz, der in einer früheren Sendung einer klebenden Klimademonstrantin noch vorgeworfen hatte: „Sie erpressen das Land.“

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Auf Bambusstelzen: das Green Women’s Centre in Darya Khan Sheikh von Yasmeen Lari (Bild)
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