Immer wieder entdecken Mieter von Ferienwohnungen – meist zufällig – versteckte Überwachungskameras in den Räumen. Die widersprechen den Nutzungsbedingungen von Airbnb – und, sofern Aufnahmen angefertigt werden, auch dem geltenden Recht, zumindest in Deutschland. Das Problem betrifft auch nicht nur Airbnb, doch sind gerade hier in letzter Zeit einige Fälle bekanntgeworden. Deshalb kann es sich lohnen, gezielt nach Kameras zu suchen. Tipps, wie sie gefunden werden können:

Schon bei der Auswahl der Unterkunft sollte bereits auf Verdächtiges geachtet werden, rät Marcus Lentz, Privatermittler und Geschäftsführer der Detektei Lentz . Vermietet jemand vorzugsweise an junge Frauen? Klingen die Bewertungen gekauft? Auch vor extrem günstigen Angeboten warnt der Privatermittler: „Wird eine Wohnung in Toplage zum Schnäppchenpreis angeboten, dann will das Angebot auch ganz gezielt das Publikum ansprechen, das nach solchen Angeboten sucht. Also zumeist jüngere Leute, die nicht das Budget haben.“ Und: „Wenn etwas zu gut ist, um wahr zu sein, dann ist es meist nicht wahr.“

Mit Augen- oder Millimetermaß

„Beim ersten Betreten sollten Sie sich die Räume sehr sorgfältig anschauen“, empfiehlt Lentz. Dabei sollten die Mieter Gegenstände wie Rauchmelder, Wecker, Uhren und Zierrat wirklich genau betrachten und auch in die Hand nehmen. Kameras seien zwar mittlerweile klein, aber so klein, dass sie nicht mit bloßem Auge zu erkennen wären, seien sie nicht, erklärt Lentz. Besonderes Misstrauen sei im Wohnbereich, im Bereich des Fernsehers, des Schlafzimmers und im Badezimmer angebracht. Vor allem in Bereichen also, in denen man sich aus- und umzieht.

Im Badezimmer lohne sich der Blick hinter den Spiegel, auf die Lampen und Uhren. Neben den genannten Orten können Kameras auch in Bücherrücken, Radios, Bildern und Bilderrahmen zu finden sein. Steckdosen seien ebenfalls ein beliebtes Versteck, die Kamera würde dann in die Löcher für die Steckerstifte eingebaut. Vor allem höhergelegene Steckdosen, die einen Blick in den Raum erlauben, sollten untersucht werden.

Grundsätzlich lohne es sich, darauf zu achten, was nicht in den Raum passt oder sich an einer seltsamen Stelle befindet. Der Detektiv rät: „Legen Sie sich auf das Bett und drehen Sie Ihren Kopf nach links und nach rechts. Stört da etwas Ihren Blick? Etwas, was an dieser Stelle eigentlich keinen Sinn ergibt, wie ein Blumenarrangement ganz oben an der Decke oder eine Uhr, die eigentlich nur vom Bett aus zu sehen ist?“ Hier kann dann gezielt nach versteckten Kameras gesucht werden.

Die genannten Klassiker gibt es bereits für kleines Geld zu kaufen, weiß Lentz. Sie werden daher immer wieder gerne genutzt. Etwa bei einem Airbnb in Toronto: Ende vergangenen Jahres entdeckte ein schottisches Pärchen dort eine in einem Wecker versteckte Kamera.

Noch ausgeklügeltere Verstecke

Noch perfider sind Kameras in WLAN-Lichtschaltern oder Garagentoröffnern. Diese seien voll funktionsfähig, erstellten aber auch heimliche Aufnahmen, sagt Marcus Lentz. Er berichtet außerdem von Kameras in Glühbirnen oder Leuchtstoffröhren. Diese seien zwar auf dem europäischen Markt nicht frei verkäuflich, im Internet könne man sie aber dennoch finden. Die Technik komme auch im privaten Umfeld zum Einsatz. Ihm sei ein Fall bekannt, sagt der Detektiv, bei dem ein Familienvater den Babysitter mit einer Glühbirnenkamera überwacht habe. Solche Überwachungshardware ist allerdings in einem anderen Preissegment angesiedelt. „Das ist dann schon High-End-Technik, die zwischen 600 und 700 Euro kostet“, berichtet Lentz. Auch hier könne die Kamera entdeckt werden – bei genauer Betrachtung des Leuchtmittels.

Erst im Mai wunderte sich eine Frau, die im Bereich IT-Security tätig ist, über mehrere Bewegungssensoren in einer über Airbnb gemieteten Wohnung. Sie ging auf die Suche nach versteckten Kameras, wurde aber an den klassischen Orten wie Rauchmelder oder Fernseher nicht fündig. Dann entdeckte sie eine merkwürdige LED am Router im Schlafzimmer. Ein Airbnb-Superhost hatte neben den üblichen LEDs für die LAN-Anschlüsse ein Loch gebohrt und eine Kamera in den Router eingebaut.

Doch auch Hotels sind keine Lösung: In Südkorea wurden über mehrere Monate 1.600 Hotelgäste in 30 verschiedenen Hotels heimlich gefilmt. Die Kameras waren unter anderem in Fönen und Steckdosenabdeckungen versteckt. Die Aufnahmen sollen die Verdächtigen im Internet verkauft haben.

Mieter können die Linse der versteckten Kameras aber nicht nur mit bloßem Auge, sondern auch mit technischen Mitteln aufspüren.

 

Nov. 2022 | Allgemein, Junge Rundschau, Sapere aude, Senioren, €uropa | Kommentieren