Rodin: Statue – Der Denker

Jean-Paul Sartre, französischer Schriftsteller und Philosoph, beschrieb den Intellektuellen als einen „Menschen, der sich in all das einmischt, das ihn eigentlich nichts angeht“. Mit der Zeit und den Trägern des inoffiziellen Titels des „Intellektuellen“ entwickelte sich das Wort zu einem Begriff.

 

Zu einem Synonym für engagierte, normalerweise gebildete Menschen, die bei gesellschaftlichen und politischen Debatten etwas zu sagen hatten und auch gehört wurden.

Doch brauchen wir eigentlich wirklich selbst ernannte Experten, die den Tag damit verbringen, sich den Kopf über Gesellschaft und Politik zu zerbrechen, um dann Bücher, Manifeste und offene Briefe zu schreiben? Bräuchten wir in unserer heutigen, immer komplizierter werdenden Welt nicht eher Spezialisten? Menschen, die auf ihrem Teilgebiet das nötige Wissen besitzen, um Entwicklungen und Geschehnisse fachmännisch zu kommentieren?

Nein. Eben weil die Gesellschaft so komplex geworden ist und die Fachidioten sich in ihrem eigenen Wirrwarr verlieren, brauchen wir Menschen, die Geschehnisse aus einem anderen Blickwinkel und ohne „déformation professionnelle“ betrachten. Wenn ein Arzt sagt „Wir können“, ein Anwalt sagt „Wir dürfen“ und ein Politiker sagt „Wir werden“, sollten immer noch Menschen, deren Meinung respektiert und gehört wird, sagen können: „Ihr solltet trotzdem nicht“.

Aug 2022 | In Arbeit | Kommentieren