Paris wird bombardiert, US-Fallschirmjäger landen in der Ukraine – Truppen auf den  Champs-Elysees und Blogger, die es gar nicht gibt, loben Putin: Im Netz tobt eine Propagandaschlacht mit massenhaft falschen Bildern und Filmclips zum Krieg in der Ukraine. Journalisten, Leser und Zuschauer stehen vor großen Herausforderungen: Was ist echt, was Fälschung? Ein ganz normaler Touristentag in der Stadt der Liebe: Eine junge Frau posiert lächelnd vor dem Eiffelturm, der Himmel ist strahlend blau. Doch dann erschüttert eine Explosion Paris, Bomben fallen, Kampfjets donnern über die Häuser. Sirenen heulen, ein Baby weint. Verwackelte Handybilder zeigen Raketeneinschläge rund um die Kirche Sacré-Cœur auf dem Montmartre. „Was passiert hier?“,

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März 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Aufgeben gilt nicht. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj stärkt mit jeder Ansprache den Überlebenswillen der Bevölkerung

Wenn Intoleranz als Gegenmittel taugt: Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen über den Umgang mit Putins Propaganda, Selenskyjs Sieg in der Kommunikation:
? Herr Pörksen, jeder Krieg wird als Informationskrieg bezeichnet. Führt der russische Überfall zum kommunikativen Business as usual – oder was sonst?

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März 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Essay, Feuilleton, Politik, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren

Seit Wochen waren Anschläge auf Kirchen und Handelsniederlassungen verübt worden. Nachdem man am 20. Juni 1900 den deutschen Gesandten auf offener Straße erschossen und seine Leiche in Stücke gehauen hatte, belagerte die Geheime Faust für Gesetz und Eintracht das Pekinger Botschaftsviertel. Christliche Ausländer wurden massakriert; die Aufständischen, im Westen Boxer genannt, bezichtigten sie, durch dampfbetriebene Maschinen die Harmonie der Naturkräfte gestört, Unwetter und Missernten verschuldet und ansteckende Krankheiten verbreitet zu haben. Nach fünfundfünfzig Tagen schlugen die alliierten Truppen zurück. Der Hof floh nach Sian. Die Soldaten der Alliierten fielen über die Paläste der Verbotenen Stadt her, raubten die kaiserlichen Schätze und schändeten den Drachenthron.

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Von „entlarvend“ bis „menschenverachtend“:  In einer Rede per Video-Schalte bat Wolodymyr Selenskyj in seiner Rede im Bundestag eindringlich um mehr Hilfe für sein Land. Lesen sie hier seine Rede im Wortlaut. Doch nach der Rede folgte keine Debatte über das Gesagte. Stattdessen ging der Bundestag zur Tagesordnung über. Die Empörung über den Umgang mit der Rede Selenskyjs im Bundestag schlägt sich auch in der Presse nieder:

 

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Als Nächstes droht jetzt ein Staatsbankrott, der Investoren Milliarden kosten und das Land vom Finanzmarkt abschneiden wird. Am Tag vor fälligen Kuponzahlungen Russlands in Höhe von 117 Mio. Dollar stehen alle Warnlampen auf Rot. Eine Nichtzahlung würde Schockwellen auf den Märkten auslösen, an denen Investoren in russischen Bonds bereits massive Verluste erlitten haben, seit das Land vor wenigen Wochen in die Ukraine einmarschiert ist. Die Regierung sagt, dass alle Schulden bedient werden – allerdings in (!) Rubel.

 

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März 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Senioren, Zeitgeschehen | Kommentieren

Apokalypse in Progress – der Weltuntergang allgegenwärtig

Urlaubsbilder und Erinnerungen, Nachbarn und Kollegen, Vater und Mutter, Frau und Kinder samt Hund und einem selbst bald verglühen in einem atomaren Blitzlicht. Mit jeder Sondersendung zur Ukraine, jeder Live-Schalte ins Kriegsgebiet, jeder Ferndiagnose, ob Putin (Best Case) nur ein massenmordender Stratege oder (Worst Case) bereits ein wahnsinniger Diktator im Weltvernichtungsmodus ist, muß befürchtet werden, erst Zeuge und dann Opfer einer Apokalypse in progress zu sein. Wut, Trauer, Furcht wechseln sich ab mit Hilflosigkeit – und die äußert sich oft in rührend-sinnlosen Schutzhandlungen: der Inspektion des Hobbykellers (Hält er einem taktischen Atommarschflugkörper stand?) oder dem Eruieren der besten ICE-Fluchtrouten für den Ernstfall (dabei fährt die Deutsche Bahn ja nicht mal mehr bei Sturm).

 

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März 2022 | Allgemein, Essay, Feuilleton, In vino veritas, Junge Rundschau, Kirche & Bodenpersonal, Politik, Sapere aude, Senioren | Kommentieren
Seit 1945 wurde keine Atomwaffe mehr in einem Krieg eingesetzt. Es ist nicht sehr wahrscheinlich, dass Putin zu nuklearen Waffen greift. Doch allein seine Drohung ist inakzeptabel.
Eine Reihe von Raketen mit Nuklear-Logo auf der Verkleidung.

Nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine am 24. Februar hat der russische Präsident Wladimir Putin befohlen, die Alarmstufe der russischen Atomstreitkräfte zu erhöhen. Außerdem droht er indirekt mit dem Einsatz solcher Waffen. Die unverhohlene Aggression gegen die Ukraine hat Europa und die Welt schockiert. Der Krieg ist eine Tragödie für die Ukraine – und er zeigt die Grenzen des Vertrauens des Westens in die nukleare Abschreckung auf.

Abschreckung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass der Besitz von Atomwaffen allein dadurch schützt, dass Angreifer einen verheerenden Vergeltungsschlag befürchten müssen. Dieses Konzept hat nach allgemeiner Auffassung dazu beigetragen, einen Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion während des Kalten Kriegs zu verhindern.

Der Einmarsch Russlands in die Ukraine verdeutlicht jedoch die Schattenseiten dieses Konzepts. Denn es ist offensichtlich, dass Putin die nukleare Abschreckung nicht einsetzt, um Russland zu schützen, sondern um seinen Willen in der Ukraine durchzusetzen. Russlands Atomwaffen halten den Westen davon ab, mit konventionellen Streitkräften zur Verteidigung der Ukraine einzugreifen.

Flugverbotszone könnte Dritten Weltkrieg auslösen

Trotz vereinzelter Rufe in den USA nach der Einrichtung einer Flugverbotszone über einem Teil oder der gesamten Ukraine hat sich die Regierung Biden klugerweise dagegen ausgesprochen. In der Praxis würde dies den Abschuss russischer Flugzeuge bedeuten. Das könnte zum Dritten Weltkrieg führen. Auf der anderen Seite halten die Atomwaffen der NATO Russland vermutlich davon ab, den Krieg auf NATO-Länder wie Polen, Rumänien oder die baltischen Staaten auszuweiten. Das nukleare Gleichgewicht des Schreckens verhindert also wahrscheinlich einen größeren europäischen Krieg, überlässt es aber der Ukraine, mit nur begrenzter Unterstützung weiterzukämpfen. Alles in allem scheinen die NATO-Staaten durch ihre viel gepriesene nukleare Abschreckung nicht sehr beruhigt zu sein. Sie machen sich weiterhin Sorgen über die (unwahrscheinliche) Möglichkeit eines russischen konventionellen Angriffs über die Ukraine hinaus.

Es ist nicht das erste Mal, dass Putin mit dem nuklearen Säbel rasselt. Das tat er auch 2014 während der russischen Invasion der Krim, als die russische Führung offen darüber sprach, Atomwaffen in Alarmbereitschaft zu versetzen. Im Jahr 2015 drohte Russland dänischen Kriegsschiffen mit Atomwaffen, falls Dänemark dem Raketenabwehrsystem der NATO beitreten würde. Putin verweist gerne auf seine Atomwaffen, um den Westen (und vielleicht auch sich selbst) daran zu erinnern, dass Russland immer noch eine Großmacht ist. In der gegenwärtigen Krise will Putin die USA und die NATO eindeutig wissen lassen, dass er im Fall eines militärischen Eingreifens des Westens zu Gunsten der Ukraine zu seinen so genannten taktischen (oder »nicht strategischen«) Atomwaffen greifen könnte.

In der Welt der Atomwaffen bedeutet taktisch eine sehr große Menge an explosiver Energie, und strategisch bedeutet es eine noch größere. Die meisten Kernwaffen haben heute eine variable Sprengkraft oder »dial-a-yield«, das heißt sie verfügen über eine festgelegte Menge an Sprengkraft, die von Bruchteilen einer Kilotonne bis zu einem Vielfachen einer Megatonne reichen kann. (Die neueste Version der US-Atombombe B61 kann zum Beispiel 0,3, 1,5, 10 oder 50 Kilotonnen Sprengkraft freisetzen. Zum Vergleich: Die Hiroshima-Bombe hatte eine Sprengkraft von etwa 15 Kilotonnen.) Russland verfügt über etwa 4500 Atomsprengköpfe in seinem Arsenal. Die Waffen mit der größten Sprengkraft – die »strategischen« Waffen – sind auf U-Booten, Bombern und Interkontinentalraketen stationiert.

Taktische Atomwaffen setzen falsche Anreize

Russland verfügt aber auch über etwa 2000 taktische Atomwaffen, die in Lagern im ganzen Land aufbewahrt werden und für kleinere, lokal begrenzte Einsätze gegen Truppen und Einrichtungen entwickelt wurden. Diese Waffen können von denselben Kurzstreckenraketen abgefeuert werden, die Russland derzeit zur Bombardierung der Ukraine einsetzt, zum Beispiel von seiner ballistischen Iskander-Rakete, die eine Reichweite von etwa 500 Kilometern hat. Das sind nicht die einzigen taktischen Waffen, die eingesetzt werden könnten; die Vereinigten Staaten haben rund 100 nukleare »Schwerkraftbomben« (mit weniger ausgefeilter Steuerung) in Europa stationiert.

Taktische Nuklearwaffen gibt es, weil es eine große Hürde ist, die großen stadtzerstörenden Waffen einzusetzen wegen ihrer massiven destruktiven Kräfte. Durch die Verkleinerung der Atomwaffen und die präzisere Ausrichtung auf das Ziel wird ihr Einsatz eher denkbar. Paradoxerweise macht dies zwar die Drohungen zur Abschreckung glaubwürdiger, aber es macht es auch verlockender, diese Waffen zuerst einzusetzen und nicht nur zur Vergeltung.

Niemand sollte sich jedoch einbilden, dass der Einsatz einer taktischen Kernwaffe sinnvoll ist. Eine thermonukleare Explosion jeder Größe besitzt eine überwältigende Zerstörungskraft. Selbst eine Kernwaffe mit »geringer Sprengkraft« (0,3 Kilotonnen) würde Schäden verursachen, die weit über die eines konventionellen Sprengstoffs hinausgehen. (Auf der vom Nuklearhistoriker Alexander Wellerstein eingerichteten interaktiven Website NUKEMAP kann man die Auswirkungen einer Nuklearexplosion beliebiger Größe überall auf der Welt simulieren.) Sie würde auch alle schrecklichen Folgen von Hiroshima nach sich ziehen, wenn auch in kleinerem Maßstab.

Gefahr der Eskalation auch durch taktische Waffen

Eine taktische Nuklearwaffe würde einen Feuerball, Stoßwellen und eine tödliche Strahlung erzeugen, die bei den Überlebenden langfristige Gesundheitsschäden hervorrufen würde. Radioaktiver Niederschlag würde die Luft, den Boden, das Wasser und die Nahrungsmittel verseuchen (in der Ukraine kennt man diese Folgen bereits von der verheerenden Kernschmelze im Kernreaktor von Tschernobyl im Jahr 1986).

Niemand weiß, ob der Einsatz einer taktischen Atomwaffe einen ausgewachsenen Atomkrieg auslösen würde. Die Gefahr einer Eskalation ist jedoch sehr real. Für diejenigen, die ein solcher Nuklearschlag trifft, wäre es egal, ob es sich um einen taktischen oder einen strategischen Schlag handelt. In seiner Aussage vor dem Ausschuss für Streitkräfte des Repräsentantenhauses am 6. Februar 2018 erklärte der damalige US-Verteidigungsminister James Mattis: »Ich glaube nicht, dass es so etwas wie eine taktische Atomwaffe gibt. Jede Atomwaffe, die irgendwann eingesetzt wird, ist ein strategischer Game-Changer.« Die russische Führung hat deutlich gemacht, dass sie jeden nuklearen Angriff als den Beginn eines Atomkriegs betrachten würde.

Besonders besorgniserregend ist die Möglichkeit, dass der Krieg so weit eskalieren könnte, dass Atomwaffen eingesetzt werden. Durch das Heraufsetzen der Alarmstufe der russischen Nuklearstreitkräfte erhöht Putin das Risiko eines Nuklearwaffeneinsatzes durch eine Fehlkalkulation oder einen Unfall. Im schlimmsten Fall könnte Putin aus Verzweiflung zu einer taktischen Atomwaffe greifen. Das ist zwar immer noch unwahrscheinlich, aber das Risiko ist nicht gleich null. Eine Erhöhung dieses Risikos ist inakzeptabel.

Nukleare Drohungen sind inakzeptabel

Obwohl im Lauf der Jahre unzählige Atomwaffen getestet wurden, ist seit 1945 keine einzige mehr im Krieg eingesetzt worden. Die 77 Jahre alte Tradition des Nichteinsatzes von Atomwaffen – das Atomtabu – ist die wichtigste Errungenschaft des Atomzeitalters. Es ist eine Verpflichtung der heutigen Staats- und Regierungschefs, dafür zu sorgen, dass Kernwaffen nie wieder eingesetzt werden. Putin und der russische Außenminister Sergej Lawrow sollten aufhören, mit Atomwaffen zu drohen. Andere Staats- und Regierungschefs sollten ihren Schock und ihre Empörung zum Ausdruck bringen und deutlich machen, dass nukleare Drohungen unverantwortlich und inakzeptabel sind.

Die nukleare Abschreckung ist mit enormen Risiken und enormen Kosten verbunden. Die Argumente, die für die Abschreckung sprechen, klingen zwar manchmal überzeugend, sind aber nicht immer wahr. Wir müssen anerkennen, dass die nukleare Abschreckung scheitern kann. Deshalb schläft trotz der Milliarden von Dollar, die in Atomwaffenarsenale investiert werden, niemand ruhig unter einem nuklearen Schutzschirm – vor allem nicht in einer Krise wie dem Einmarsch Russlands in die Ukraine.

Dieser Krieg wird wahrscheinlich die europäische Sicherheitsordnung auf den Kopf stellen. Er zeigt auch, wie wenig echten Schutz Atomwaffen bieten. Die Welt wäre ohne diese Waffen besser dran.

März 2022 | In Arbeit | Kommentieren

Hintergrund sollen die strategischen Fehler beim Überfall auf die Ukraine sein. Und offensichtlich ist es deshalb zum Zerwürfnis gekommen zwischen dem Präsidenten und Ex-FSB-Chef Putin und ebendiesem FSB. Ausgerechnet für den Chef der 5. Abteilung des Geheimdienstes, der für die Aufklärung im Ausland und damit auch für die russischen Geheimdienstaktivitäten in der Ukraine zuständig ist, Sergej Beseda, wurde Hausarrest angeordnet.

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März 2022 | Allgemein, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen | Kommentieren

Nero während des Brandes von Rom. Seine Macht erhält der Tyrann ausgerechnet von jenen, über die er herrscht

Wie ist es möglich, dass die halbe Welt unter den Ambitionen eines einzelnen Menschen leidet, der genau betrachtet gar nicht so mächtig sein müsste? Wir fragen uns das – und finden Auskunft in einer 500 Jahre alten Schrift. Beinahe die ganze Welt hat er gegen sich, und doch hat niemand auf dieser Welt mehr Macht als er, dem nichts heilig ist. Er droht der ganzen Welt mit dem Untergang. Wie könne es sein, „dass so viele Menschen, so viele Städte, so viele Nationen häufig einen einzigen Tyrannen dulden können, der nicht mehr Macht hat, als man ihm gibt?“, so fragte sich ein junger Mann im Jahr 1550.

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März 2022 | Allgemein, Essay, In vino veritas, Politik, Sapere aude, Zeitgeschehen, Wo aber Gefahr ist, wächst / Das Rettende auch | Kommentieren
Maxim Trudoljubow hat der Rundschau seinen Beitrag zur Verfügung gestellt.
Wir bedanken uns für das Vertrauen.
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Er lebt in einer anderen Welt – das soll Angela Merkel wenige Tage nach der Angliederung der Krim 2014 zu Barack Obama über Wladimir Putin gesagt haben. Acht Jahre später führt Putin Krieg, der bereits jetzt tausende Menschen in den Tod und über eine Million in die Flucht getrieben hat.
In einem wütenden und zugleich selbstkritischen Meinungs-Beitrag auf Meduza schreibt der Journalist Maxim Trudoljubow über eine Welt der Lüge, mit der Putin sich selbst und sein Land vergiftet habe und nun die Ukraine in eine Katastrophe stürzt:

 

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