Hans Mayer hat Theodor Lessings „Einmal und nie wieder“ als seine bedeutendste Veröffentlichung bezeichnet – „als Aufschreibung seiner Jugendgeschichte und als Liebeserklärung an Hannover“.

Aber, die „Lebenserinnerungen“ sind mehr. Sie legen Zeugnis ab von dem Versuch, den Werdegang und das Schicksal eines geistigen Menschen zu deuten. Kaum jemand hat sich im ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert
in deutschen Gefilden so aufrichtig und redlich wie Lessing bemüht, bei der Schilderung seines Weges nichts zu beschönigen – selbst auf die Gefahr hin, seinen Gegnern und Feinden durch das Bekennen eigener Schwächen und Peinlichkeiten in die Hände zu spielen.

Einer kritischen Glosse wegen über den damals in Hannover lebenden Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg ist im Jahre 1925 gegen den „Juden, Pazifisten und Sozialisten“ eine Hetzkampagne
von völkisch-nationalistischen Kreisen entfacht worden,die ein Jahr später zum Entzug von Lessings Lehrbefugnis an der Technischen Hochschule Hannover führte. Am 30. August1933 erschossen ihn sudetendeutsche Nationalsozialistenim tschechoslowakischen Exil in Marienbad.
Zusammen mit den Beiträgen von Helmut Donat, Otokar Fischer, Hans Mayer, Rolf Wernstedt und Jörg Wollenberg verdeutlichen sie aber auch seinen Willen, sich der „Selbstzerstörung des Menschen durch den Menschen“ entgegen zu stellen und den Raubbau des Menschen an der Natur zu stoppen. Lessings Warnungen vor dem „Untergang der Erde am Geist“ – so der Titel eines seiner wichtigen Bücher – sind aktuell wie nie und zugleich Erbe und Auftrag.

Der Autor
Helmut Donat, Jg. 1947, Verleger, Historiker und freier Autor in Bremen.
Veröffentlichungen zur Geschichte des deutschen Pazifismus und Militarismus,
zum „Historikerstreit“, zur „Wehrmachtsausstellung“, zum Kontinuitätsproblem der deutschen
Geschichte, zu den Ursachen und Folgen des Nationalsozialismus sowie zum Völkermord an den Armeniern.

Für sein verlegerisches Engagement und publizistisches Wirken wurde Donat mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Friedenspreis der Villa Ichon, Bremen, und mit dem Carl von Ossietzky-Preis der Stadt Oldenburg.

Einmal und nie wieder

Mit einem Geleitwort von Rolf Wernstedt
Lebenserinnerungen
Donat Verlag

Ex. H. Donat: Theodor Lessing und Hindenburgstraße
ISBN 978-3-949116-10-0
7.80 €

Ex. Günter Kunert: Theodor Lessing – Der Prophet
ISBN 978-3-924444-83-8 – 5.00 €

Im Donat Verlag gibt es bislang sechs Titel von und über Theodor Lessing:

Eine Auswahl autobiographischer Zeugnisse und von Schriften zur Bildungsreform,
zu Theater und Literatur sowie gegen den Nationalismus und zur
Judenfrage. Des Weiteren die Studie von Günter Kunert „Der Prophet“, die
einen ersten guten Einblick in das Denken und die Bedeutung Lessings vermittelt,
und dessen erstmals 1935 erschienenen „Lebenserinnerungen – Einmal
und nie wieder“. Aus aktuellem Anlass ist die Streitschrift „Theodor Lessing
und die Umbenennung der Hindenburgstraße in Hannover“ sehr zu empfehlen.
Hinter einem „Zero“ lauert stets ein „Nero“, warnte Theodor Lessing Ende April

Feb. 2022 | Allgemein, Buchempfehlungen, Feuilleton, InfoTicker aktuell | Kommentieren