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Die Rückkehr zur Normalität ist gerade in aller Munde. Aber was bedeutet das eigentlich? Das Kursbuch 209 begibt sich eine Exkursion durch Soziologie, Linguistik, Religion und mehr. Es sucht nach dem Unterschied zwischen IST und SOLL-Zustand, nach dem Beginn der Annahme einer Ausnahme und folgt dieser Frage auf der Suche nach…einem Ende? Ein ganz normales Kursbuch eben.
Mit dieser Ausgabe feiert das Kursbuch 10 Jahre und 40 Veröffentlichungen unter der Herausgeberschaft von Peter Felixberger und Armin Nassehi. Seit drei Ausgaben zählt nun außerdem die Wissenschaftsjournalistin Sibylle Anderl (FAZ) zum Herausgeberkreis. |
Kursbuch 209 Ausnahmezustand Normalität152 Seiten, gebunden Kursbuch Kulturstiftung Ab 2. März erhältlich! »Das ist das Paradox der Aufmerksamkeit: Man kann nicht die Aufmerksamkeit darauf lenken, auf Aufmerksamkeit zu verzichten.«
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Omikron auf dem Vormarsch, gleichzeitig Rufe nach einem Freedom-Day: Spätestens jetzt sind wir in der Corona-Pandemie an einem Punkt angelangt, an dem die Grenzen zwischen Ausnahmezustand und Normalität zerfasern. Schon im letzten Sommer war die „Neue Normalität“ mit Zoom-Calls statt Dienstreisen und Remote-Office statt Büroturm ein geflügeltes Diktum, das im Herbst durch die Delta-Welle ein jähes Ende fand. Doch was hat es mit dieser ominösen »Normalität« auf sich? Wie definiert sich ein »Normalzustand«, insbesondere in außergewöhnlichen Zeiten? Kursbuch 209 nimmt sich dieser Lücke in der öffentlichen Wahrnehmung an und seziert den »Ausnahmezustand Normalität«.
Und zwar ernsthaft, wie Mitherausgeber Armin Nassehi im Editorial bekräftigt: »Deshalb kommen wir nicht umhin, eben kein Kursbuch darüber zu machen, wie wir endlich wieder in normale Verhältnisse zurückkehren oder wie diese neue Normalität aussehen könnte oder sollte. Nein, wir haben ein Kursbuch gemacht, in dem es um die Bedingungen von Normalisierung geht, um das Verhältnis von Normalität und ihrem Gegenüber, über das Verhältnis von Ausnahmezustand und Normalität, um den Ausnahmezustand Normalität.« Gemeinsam ist allen Beiträgen, dass sie sich auf das Spiel erst gar nicht einlassen, den Ausnahmezustand durch eine wie auch immer geartete Normalität heilen zu wollen. So würdigt der Kunst- und Bildhistoriker Horst Bredekamp den Ausnahmezustand, der durch ästhetisches Erleben hervorgebracht werden kann. Die Linguistin Carola Müller-Spitzer zeigt anhand sprachpuristischer Gender-Debatten, warum die Herstellung sprachlicher Normalität immer auch eine Machtfrage ist. Die Co-Herausgeberin Sibylle Anderl fragt: »Wie normal ist Wissenschaft?« – und geht dabei den Fragen nach, warum wir der Wissenschaft glauben sollen oder ob das, was Wissenschaftler für »normal« halten, letztlich auch nichts anderes als eine soziale Konstruktion ist.Und Armin Nassehi stellt in seinem Beitrag die These auf, dass der Ausnahmezustand normal und gleichzeitig die Normalität ein Ausnahmezustand ist. Auch der Psychiater Leonhard Schilbach fordert den Normalitätsbegriff anhand des Beispiels Autismus heraus. Berit Glanz’ zweite Kolumne »Islandtief« beschäftigt sich mit der medial vermittelten Form der Naturbeobachtung am Beispiel von Vulkanausbrüchen und führt von Island aus um den ganzen Globus.
Eine besondere Stellung in diesem Kursbuch nimmt der Beitrag des Judaisten, Religionspädagogen und Rabbiner-Anwärters Levi Israel Ufferfilge ein, der sich mit dem Normalität-gewordenen Ausnahmezustand Antisemitismus in Deutschland befasst und dabei insbesondere persönliche Erfahrungen von jüdischen Schulen schildert: »Dass die Polizei hier nicht etwa wie üblich nur bei einer temporären Gefahr anwesend ist, sondern dauerhaft, alltäglich präsent sein muss, ist ein weiterer, für viele nicht jüdische Deutsche kaum begreifbarer Anblick. Der Ausnahmezustand als Dauerzustand. Dabei sollte sich doch alle Irritation, alle Wut nicht gegen Sicherheitsschleusen und Security-Leute richten, sondern etwa gegen den herumschreienden Neonazi vor der Schule, der den Grundschülern Angst einjagt.«
Heike Littger rekonstruiert in ihrem »Lagerfeuer« den Ausnahmezustand Normalität mit der Geschichte von Aids/HIV und der Vielfalt von migrantischen Normalitäten – als Ausnahmezustand. Und Peter Felixberger ist in seiner aktuellen FLXX-Kolumne auf dem Weg zum Planeten „Politische Macht- PMM001“ und trifft dabei auf Niklas Luhmann, Walter Benjamin, Carl Schmitt und John Rawls.
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