Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, Oberbürgermeister Dr. Eckart Würzner und Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck (v.l.) pflanzen Gewürze und Gemüse im Hochbeet.
Foto: Philipp Rothe

Und das haben Stadtverwaltung sowie die Bürger am Freitag, 22. Oktober 2021, gefeiert, als die Stadt Heidelberg auf den neuen Platz eingeladen hatte, um gemeinsam die Angebote auszuprobieren. Entstanden ist dort ein Treffpunkt für alle Altersklassen mit vielfältigen Angeboten für Bewegung, Erholung und Veranstaltungen. Die Pfaffengrunder Terrasse liegt mitten im Zentrum der Bahnstadt. Südlich angrenzend an den Gadamerplatz ist sie eine wichtige Freiraumverbindung von der Stadtteilmitte zur Promenade mit den Spielplätzen und dem weiteren Radweg.

„Die Eröffnung der Pfaffengrunder Terrasse ist ein Meilenstein in der Bahnstadt-Entwicklung, deren Realisierung wir gern schon früher umgesetzt hätten. Umso größer ist unser Dankeschön an die Anwohner für ihr Durchhaltevermögen. Mit der Pfaffengrunder Terrasse erhalten die Menschen aus der Bahnstadt und ganz Heidelberg einen neuen Treffpunkt mit tollen Angeboten für Bewegung und Erholung. Ich lade alle ein, den Platz bei einem Spaziergang durch die Bahnstadt zu entdecken“, läßt OB Dr. Eckart Würzner die Heidelberger wissen.

„Aus stadtplanerischer Sicht macht die Pfaffengrunder Terrasse den Raum zwischen Gadamerplatz und Promenade komplett. In die Aufgabenstellung für die Planung sind Ideen aus einer mitgestaltenden Bürger- und Kinderbeteiligung geflossen. Rund 100 Teilnehmende haben im Herbst 2015 dabei mitgemacht. Die Stadt hat mit der Realisierung des Entwurfs des Preisträgers capatti staubach die Anregungen umgesetzt – unter anderem die Idee für einen multifunktional nutzbaren Platz, die aus dieser Beteiligung stammt“, sagte Erster Bürgermeister Jürgen Odszuck.

„Wo sich bis vor eineinhalb Jahren nur eine Schotterfläche befand, die für eine Zwischennutzung gestaltet worden war, wachsen nun 125 neue Bäume und es gibt vielfältige Angebote für Erholung, Freizeit und Veranstaltungen. All diesen Nutzungen bieten wir einen Raum. Damit der Platz zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter nutzbar ist, ist er in weiten Teilen befestigt: mal mit Pflaster, mal mit wassergebundener Decke. Das Herzstück bildet dabei eine Rasenfläche, die auch als Spielwiese genutzt werden kann“, sagte Bürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain.

Mit 12.000 Quadratmetern einer der großen Freiräume der Bahnstadt

Die Pfaffengrunder Terrasse ist die größte der drei Bahnstadt-Terrassen zwischen Promenade und Gadamerplatz. Mit rund 12.000 Quadratmetern – das entspricht etwa anderthalb Fußballfeldern – bildet sie einen der großen Freiräume in der Bahnstadt, genauer gesagt den zweitgrößten nach dem Zollhofgarten. Zum Vergleich: Der gegenüberliegende Gadamerplatz umfasst 8.300 Quadratmeter, der Universitätsplatz in der Altstadt 4.740 Quadratmeter. Das verdeutlicht die Größe des Bauprojekts, das inmitten eines bereits fertiggestellten Wohngebietes abgewickelt wurde – eine Herausforderung für die beauftragten Fachfirmen, die versucht haben, die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten. Der Entwurf für den Platz stammt von den Berliner Landschaftsarchitekten capatti staubach. Die Bauleitung übernahm das ebenfalls in Berlin ansässige Büro KUULA, das auch für Planung und Bau des Gadamerplatzes zuständig war.  Die Firma August Fichter GmbH aus Raunheim führte die Tiefbau- und Landschaftsbau-Arbeiten aus.

Die Eröffnung der gesamten Freifläche erfolgt etwa acht Wochen später als bei Baubeginn im April 2020 geplant. Die anhaltenden starken Niederschläge im ersten Halbjahr und vor allem im Juli 2021 haben die Arbeiten verzögert. Insbesondere Erd- und Pflasterarbeiten konnten dadurch erst später fertiggestellt werden.

Platz für viele Nutzungen und Aktivitäten

Das Angebot umfasst Hochbeete zum Gärtnern (urban gardening), eine Boulefläche, einen Wasserspiegel mit Fontänen sowie ein Spielangebot mit drei Trampolinen, zwei Schwingkanus, zwei Tischtennisplatten und einer Vogelnestschaukel. Auch die bewährten drei Graffiti-Wände stehen wieder bereit, bekannt aus der Zwischennutzung des Platzes. Auf der Rasenfläche gibt es Slackline-Pfosten und Körbe für das Frisbee-Sportspiel Discgolf – das erste Angebot dieser Art in Heidelberg. Über den Platz verteilt finden sich diverse unterschiedliche Sitzmöglichkeiten. Außerdem wird noch ein etwa zwölf Meter langer Stammtisch mit Bänken auf der Promenade installiert, der aufgrund von Lieferengpässen noch nicht aufgebaut werden konnte. Vor Ort gibt es außerdem ein öffentliches barrierefreies WC.

125 neue Bäume gepflanzt

Auf dem Großteil der Fläche wachsen seit Mai 2021 Bäume in die Höhe – insgesamt sind es 125. Damit wird die Pfaffengrunder Terrasse zum Platz mit den meisten Bäumen in der Bahnstadt, knapp vor dem Zollhofgarten (120 Bäume). Künftig gibt es dort 62 Lederhülsenbäume, 21 chinesische Rothölzer, 17 Ziereichen und 7 Blauglockenbäume. 18 Vogelkirschen wurden bereits im Dezember 2020 im Bereich der Promenade gepflanzt. Die Sorten kommen mit dem extremen Stadtklima, das deutschlandweit immer heißer und trockener wird, besser zurecht als andere.

Jeder Baum besitzt an seinem Standort mindestens 16 Kubikmeter durchwurzelbares Substrat. Die Baumgruben enthalten zudem Bewässerungs- und Belüftungsrohre, die die Wurzeln ausreichend mit Wasser und Luft versorgen. Die Bewässerung erfolgt zukünftig automatisch über unterirdisch verlegte Tropfschläuche, ist aber auch manuell über jeweils ein Bewässerungsrohr möglich.

Zusätzlich wurde eine rund 2.200 Quadratmeter große, abgesenkte Rasenfläche in der Platzmitte angelegt. Diese dient als Spielwiese.

Verkehrsberuhigter Bereich
zwischen Gadamerplatz und Pfaffengrunder Terrasse

Die Durchfahrt im Langer Anger, zwischen Galileistraße und Da-Vinci-Straße, soll dauerhaft für den Kraftverkehr unterbunden werden. Das hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am 23. Juli 2020 beschlossen. Voraussetzung dafür ist die Umwidmung des Straßenabschnitts. Da gegen diese zwei Einwendungen eingegangen waren, über die der Gemeinderat zu entscheiden hat, konnten die geplanten versenkbaren Poller zur Netzunterbrechung noch nicht installiert werden.

Um insbesondere Schulkindern nach Fertigstellung der Pfaffengrunder Terrasse eine sichere Querung zwischen dem Gadamerplatz und der Pfaffengrunder Terrasse zu ermöglichen, wird der Lange Anger im Abschnitt zwischen Galileistraße und Da-Vinci-Straße als verkehrsberuhigter Bereich ausgewiesen und entsprechend beschildert. Das heißt: Dort gilt Schritttempo. Die Verkehrszeichen werden auf der Fahrbahn als Rohrrahmen, abgesichert durch eine Sperrfläche, aufgestellt und bilden so in den Einmündungsbereichen eine Engstelle, die zur Geschwindigkeitsreduzierung beitragen sollen. Die Hauptquerung zwischen den beiden Plätzen wird durch mehrere sogenannte Berliner Kissen gesichert. Zur weiteren Verkehrsberuhigung soll der Bereich vermutlich im Frühjahr 2022, wenn die Witterungsverhältnisse es zulassen, durch farbige Kaltplastik so gestaltet werden, dass eine deutliche Abgrenzung zum normalen Fahrbahnbelag gegeben ist und die Verbindung zwischen den beiden Plätzen sichtbar wird.

Diese Maßnahmen werden bestehen bleiben, bis das Umwidmungsverfahren abgeschlossen ist und die versenkbaren Poller installiert werden. Der Zeitpunkt dafür ist noch offen.

Hintergrund: Bürgerbeteiligung zur Pfaffengrunder Terrasse

Bürger aus der Bahnstadt haben sich 2015 bei zwei Veranstaltungen entsprechend den Leitlinien zur mitgestaltenden Bürgerbeteiligung bei der Planung der Pfaffengrunder Terrasse beteiligt. Ihre Anregungen flossen in die Aufgabenstellung für die Gestaltung des Platzes ein, unter anderem die Idee für einen multifunktional nutzbaren Platz, der für Erholung und Freizeit, aber auch für Veranstaltungen genutzt werden kann. Zudem gab es eine vom Kulturfenster organisierte Veranstaltung für Kinder, bei der Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zwölf Jahren nach ihren Wünschen gefragt wurden. Nach der Entscheidung des Preisgerichts im Frühjahr 2016 waren die Wettbewerbsarbeiten öffentlich ausgestellt.

Im April 2016 wurde die Pfaffengrunder Terrasse für eine Zwischennutzung hergerichtet. Dort fanden sich Sitzbänke, Bäume in Pflanzkübeln, drei Hochbeete für urbanes gärtnern, zwei Tischtennisplatten, ein Schachfeld und drei Graffiti-Wände. Alle Projekte bekamen Bürgerpaten und wurden zusammen mit der Stadt unter Koordination des Stadtteilvereins Bahnstadt umgesetzt.

Okt 2021 | Heidelberg, InfoTicker aktuell, Junge Rundschau, Senioren | Kommentieren